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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Menge Leute, die Leland ganz sicher nie vergessen werden», fügte Cowdray hinzu.
    Ich seufzte.
    «Der Mann kommt hierher, mit seinem Schreiben vom König», sprach Cowdray weiter, «und erzählt allen, dass Seine Majestät unbedingt wissen will, welche bedeutenden Schriften in den entferntesten Winkeln seines Reiches aufbewahrt werden. Ganze zehn Jahre später taucht er wieder auf. Da liegt alles in Trümmern, aber das scheint ihm kaum aufzufallen. Faselt was von Kartierung. Was ich sagen will … Ihr wäret gut beraten, wenn Ihr Eure Arbeit nicht an die große Glocke hängen würdet. Könnte sonst zu Missverständnissen führen.»
    «Ich versichere Euch, dass die Absichten der Königin –»
    «Es ist ja nicht so, dass sie der Stadt noch viel antun könnte. Hier gibt es sowieso nichts mehr zu holen außer Wolle und Äpfeln.»
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Dass Leland vor ungefähr fünfzehn Jahren nach Glastonbury zurückgekehrt war, war wohl Teil seines Unterfangens gewesen, die Topografie jedes Countys im Königreich zu verzeichnen. Eine Aufgabe, die sich letztendlich als zu groß für ihn erwies, was möglicherweise dafür verantwortlich war, dass er am Ende dem Wahnsinn anheimfiel.
    Das und die Schuld eines Gelehrten, der erkennen musste, welch schreckliche Auswirkungen seine erste Mission gehabt hatte. All die schönen Bücher, dessen Anblick in ihm einen
ehrfürchtigen Taumel
ausgelöst hatten.
    «Was ist mit den Büchern aus der Abtei geschehen?», fragte ich.
    Cowdray rieb sich über die roten Bartstoppeln.
    «Ein paar sind von den Männern des Königs fortgeschafft worden – die in Gold gebunden waren, nehm ich mal an. Die alten schwarzen … sind rausgeschmissen worden. Nachdem die Mönche fort waren, gab es nicht mehr viele Leute, die sich für Bücher interessierten. Jedenfalls nicht zum Lesen.»
    «Was meint Ihr damit?»
    «Mit so einem Buch lässt sich gut Feuer machen.» Als Cowdray meine Reaktion darauf bemerkte, lächelte er traurig. «Quält Euch das, Doktor?»
    Ich sagte ihm nicht, dass Bücher nicht mit Gold aufzuwiegen seien, und nickte nur schwach.
    «Also gut, vielleicht sind ja einige gerettet worden», verkündete Cowdray. «Vielleicht haben die Mönche ein paar nach Wells mitgenommen oder sogar noch weiter weg. Um sie zu retten. Niemand glaubte wirklich, dass es ein für alle Mal vorbei sein sollte mit der Abtei. Für Fremde ist es nur schwer zu verstehen, welche Macht die Abtei früher gehabt hat, mit all dem vielen Landbesitz hier und auch in Cornwall und oben in Wales. Sie war so etwas wie ein gewaltiges Leuchtfeuer, das immer brannte.»
    «Ihr habt das Gesuch an Königin Maria unterstützt, die Abtei wiederaufzubauen?», wollte ich von ihm wissen.
    «Das hat jeder hier. Die wenigsten allerdings aus sonderlich religiösen Gründen. Ist halt unsere einzige Hoffnung, dass hier je wieder so was wie Wohlstand einkehrt. Gut, wir liegen natürlich noch immer an der Straße nach Exeter, und es kommen auf dem Weg dorthin viele Leute durch und kehren auch hier ein. Niemand muss verhungern. Aber viele können sich noch daran erinnern, wie es war, als Pilger aus aller Herren Länder in der Stadt mit barer Münze um sich warfen und so viel Wein und Cider tranken, wie wir nur heranschaffen konnten.» Cowdray lächelte. «Schöne Zeiten. Andererseits … ich war damals eben auch noch ein junger Mann.»
    «Die Pilger kamen, um die Gebeine der Heiligen zu ehren. Was ist mit ihnen geschehen?», erkundigte ich mich.
    «Mit den Pilgern?»
    «Mit den Gebeinen.»
    Er betrachtete mich misstrauisch, und ich war sehr froh, dass Carew keinen Zweifel an unserem königlichen Auftrag gelassen hatte.
    «Gebeine», sagte er nachdenklich. «Seid Ihr deswegen hier?»
    «Zum Teil.»
    «Ich weiß nicht, wo die Gebeine sind», gab er zurück. «Fort. Auf alle Fälle vom Erdboden verschwunden.»
    «Alle?»
    «Vielleicht. Darüber wissen andere besser Bescheid als ich.»
    «Haben des Königs Männer sie fortgeschafft, oder wurden auch welche … in Sicherheit gebracht?»
    Wachsamkeit blitzte nun in seinen Augen auf, und ich erwartete nicht ernsthaft, darauf eine ehrliche Antwort zu erhalten.
    «Glaubt mir, ich bin nur ein einfacher Beamter», versuchte ich ihn zu beruhigen. «Ich habe nicht vor, irgendjemanden zu belangen. Ich werde niemanden melden. Der Bericht von Master Roberts und mir wird nur auflisten, was noch da ist und was nicht. Also sagt mir … wer könnte mehr über die Gebeine

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