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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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und Entmutigung heimsuchten, dass ich mich bereitwillig auf einen solchen Handel eingelassen hätte.
    «Also …» Fyche war näher an mich herangetreten. «Wollt Ihr nun bei mir alles durchsuchen, Dr. John?»
    «Sir Edmund –»
    «Meine Farm? Die Schule? Glaubt Ihr, ein paar der Mönche wären mit einem Teil der Abteischätze zu mir geflüchtet? Oder dass wir Bier aus dem Heiligen Gral ausschenken?»
    «Und es sich so in den edelsten Wein verwandelt?»
    Er lachte nicht.
    «Hier werdet Ihr kein Gold entdecken, Dr. John. Lediglich einen Schatz des Wissens. Und unser Bemühen, das zurückzudrängen, was zurückgedrängt werden muss.»
    Ich dachte angestrengt nach. Eine bessere Gelegenheit, ihn nach den Gebeinen von Artus zu fragen, würde vielleicht nie mehr kommen. Plötzlich glaubte ich zu spüren, dass ich einem seltenen Geheimnis dicht auf der Spur war. Ja, hier in dieser Landschaft, wo die Sphären sich miteinander vermischten, war der wahre Schatz zweifellos etwas, das weit seltener war als Gold. Doch was mochte sich, rein materiell betrachtet, in diesem einfach zu perfekt geformten konischen Hügel verbergen?
    Leider war Dr. Dee gezwungen, seine Neugier auf alles Überirdische zu verbergen. Von Dr. John nämlich musste man erwarten, dass er diesem ehemaligen Mönch nicht ganz traute, auch wenn der jetzt ein Mann des Gesetzes war. Aber noch ein anderer Teil meines Selbst …
    Ja, es gab jetzt noch einen anderen Teil. Eine dritte Person.
    Und zwar eine, die bei dem Blick auf den Pfad nach unten nichts lieber wollte, als ihn so schnell wie möglich hinunterzurennen. Denn in dieser dritten Person flatterte etwas wie ein Vogel im Käfig.
    Der Nebel war dünner geworden, als wäre ein alter Fluch gebrochen oder ein neuer Zauber gewirkt worden. Und es war dieser dritte Mann in mir, der nun die Finger spreizte, damit seine Hände nicht zitterten, und der sich dann innerlich darauf vorbereitete, gleich zu lügen.
    «Sir Edmund … selbst wenn es einen Anhaltspunkt dafür gäbe, dass Ihr irgendwelche Schätze bei Euch versteckt haltet …»
    Fyche wandte seinen falkenartigen Blick nicht von mir ab.
    «Was bliebe mir dann anderes übrig», sprach ich weiter, «als die Angelegenheit dem Friedensrichter vorzutragen?»
    Seine Augen weiteten sich kurz, dann lächelte er. Jetzt wusste er, wen er hier vor sich hatte: einen Diener der Krone, der kein großes Aufheben machen würde und so korrupt war wie die meisten seines Standes. In seinem Lächeln lag leichte Verachtung. Ich bemerkte das mit Erleichterung und deutete eine Verbeugung an.
    «Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet. Ich sollte mich jetzt besser verabschieden und mich nach dem Zustand meines Begleiters erkundigen.»
    Fyche nickte.
    «Ich an Eurer Stelle würde mich nach einem richtigen Arzt für ihn umsehen, Dr. John. Falls die Hexe ihm einen Tollkirschentrank verabreicht hat, könnt Ihr das nicht mehr beweisen, sobald er tot ist.»
    «Wir brauchten einen Heilkundigen», antwortete Dr. John demütig. «Man sagte uns, es gäbe hier am Ort keinen außer Mistress Borrow.»
    «Vertraut mir, Dr. John», entgegnete Fyche. «Kein Arzt wäre in diesem Fall die bessere Wahl gewesen. Ich wünsche Euch einen guten Tag.»
    Er nickte ernst, dann drehte er sich um und schritt davon, und ich ging auf den Pfad zu. Ich würde nicht dem dritten Mann in mir nachgeben und nach Mistress Borrow suchen, sondern mich stattdessen meiner eigentlichen Aufgabe widmen und Ausschau nach dem Knochenhändler halten, den Cowdray erwähnt hatte.
    Doch als ich beim Pfad angekommen war, blieb ich plötzlich abrupt stehen, als wären mit einem Mal meine Beine gelähmt, sah über die Schulter zurück zu Fyche und rief:
    «Dürfte ich mich noch erkundigen, welche Beweise gegen Mistress Borrow vorliegen?»
    Er hielt inne.
    «Was den Vorwurf der Hexerei angeht», fügte ich hinzu.
    Fyche wandte sich um, er stand gut zwanzig Schritt von mir entfernt, fuhr sich übers Kinn und überlegte. Dann kam er langsam auf mich zu und blieb schließlich vor mir stehen.
    «Vielleicht werdet Ihr mich für hart halten, Dr. John, aber unsere Aufgaben im Leben ändern sich, wenn Gott es will. Bis zur Auflösung der Abtei war ich ein Mönch. Jetzt bin ich Vater zweier Söhne. Verfüge über Grundbesitz. Bin Friedensrichter geworden.
Gerechtigkeit
und
Frieden
sind das Herz des Wort Gottes.» Er unterbrach sich einen Moment, bevor er weitersprach. «Der Hauptbeweis gegen Eleanor Borrow ist ihre Herkunft.»
    Ich

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