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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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wirklich krank war. Fyche hatte sich aus Angst vor Ansteckung nicht über die Schwelle gewagt.
    «Erwartet nur nicht, dass Carew die Sache anders handhaben wird», sagte Monger. «Im ganzen Westen gibt es keinen unnachgiebigeren protestantischen Reformer als ihn. Falls man ihm überzeugende Beweise vorlegt, wird er nicht länger zögern als Fyche.»
    «Welche Machtbefugnisse hat Carew hier? Die eines Sheriffs?»
    «So viele, wie er will. Er ist der Senior Knight von Devonshire, die Abtei und ihre Ländereien befinden sich in seinem Besitz. Hier hat er mehr Macht, als er sie im selben Amt in London genießen würde, wo es ja Knights wie Sand am Meer geben soll, wie ich höre.»
    «Sie ist Heilerin», sagte ich und hätte es am liebsten zu den Deckenbalken hinaufgeschrien. «Im wahrsten Sinne dieses Wortes und ganz im Gegensatz zu den Pisseschnüfflern mit ihren Masken. Was ist mit der Mutter der Zwillinge? Ihr Leben und das ihrer Kinder wurde gerettet, da wird sie doch sicher bereit sein, vor Gericht auszusagen, dass Dr. Borrow gezwungen war, ihr den Bauch aufzuschneiden? Dass das Blut auf den Messern
von ihr
stammt?»
    «Falls sie denn überlebt. Derlei Wunden werden oft brandig. Und am Ende wird sie ohnehin nur das sagen, was ihr Mann will. Und der wiederum … Die Bauern in der Gegend um Butleigh sind alles arme Pächter. Sie werden, wenn vielleicht auch bedauernd, genau das sagen, was ihr Pachtherr hören will. Den kenne ich auch, beschlage seine Pferde für die Jagd – auf die ihn von Zeit zu Zeit sein Nachbar begleitet. Und der ist zufällig der Friedensrichter der Gegend hier.»
    «Fyche?»
    «Man weiß nie, wann man vielleicht in der Zukunft einen wohlgesinnten Friedensrichter braucht, versteht Ihr, Dr. John?»
    «Mein Freund», sagte ich, «hat einigen Einfluss. Er wird mit Carew sprechen.»
    Monger wirkte gequält.
    «Ihr begreift es wohl nicht? Das Gift breitet sich wieder aus, auch jetzt schon, da wir beide hier sitzen. Ein Mann, der gründlich ausgeweidet und dann wie ein Altar in der Abtei drapiert wurde? Die älteren Leute in der Stadt tratschen schon längst hinter verschlossenen Türen darüber. Wer ist als Nächster dran? Und wen wird man dafür anklagen? Fyche lässt einen Namen streuen … und schon finden sich Leute, die behaupten, ihnen wäre das Vieh eingegangen, nachdem sie Nels Rechnung nicht zahlen konnten. Ich sage es Euch nicht gern, aber das alles wird schon sehr bald passieren.»
    «Sie ist
Ärztin.
»
    «Eine Ärztin, die zu enge Verbindungen zu jenen pflegt, die Sterne und alte Steine verehren.»
    Ich schloss die Augen und dachte daran, wie rasch die ersten Gerüchte über Annes dunkle Machenschaften entstanden waren, nachdem ihr Gemahl sie zum ersten Mal der Hexerei bezichtigt hatte.
    «Die Suchenden sind im Vergleich zu den alteingesessenen Familien hier in Glastonbury nur wenige an der Zahl. Und die Alteingesessenen fürchten die Kräfte, die diesem Ort innewohnen. An bestimmten Festtagen wagen sie es nicht einmal, zum Tor hinaufzusehen. Sie haben Angst vor dem, was Leute wie die arme alte Joan Tyrre hier auslösen könnten.»
    «Ein weiteres Erdbeben?»
    «Ihr als Londoner und gebildeter Mensch mögt Euch ja darüber lustig machen …»
    «Falls Ihr glaubt, ich würde über derlei Dinge lachen …»
    «Schon gut.» Er hob die Hände. «Ich weiß ja, in welche Richtung es Euch bei Euren Studien zieht. Ich wollte damit lediglich sagen, dass die meisten Leute hier sich nicht Wissenschaft und Forschung widmen. Sie wollen nichts als ein ruhiges Leben und ihr täglich Brot. Sie mischen sich nicht ein. Obwohl es viele Geschichten über einen Schatz gibt, werdet Ihr niemanden finden, der mit dem Spaten zum Tor aufbricht. Man erzählt sich, dass ein Mann einmal mit dem Hammer einen Stein aus dem Turm brechen wollte. Plötzlich blitzte es gewaltig aus heiterem Himmel. Der Blitz traf den Hammer, und der Mann fiel tot um.»
    «Ist das eine Tatsache oder eine Legende?»
    «In Glastonbury macht das keinen Unterschied. Es heißt, man könne noch immer die Vibration vom Einschlag fühlen, wenn man die Hand auf einen bestimmten Stein des Turms legt.»
    «Dafür gibt es bestimmt eine natürliche Erklärung.» Ich erinnerte mich an meinen Sturz oben auf dem Tor. «Wenn mir genügend Zeit bliebe …»
    «Würdet auch Ihr Euch sehr schnell bei den Alteingesessenen unbeliebt machen. Sie empfangen Menschen, die ihre Nase in Unerklärliches stecken, nicht eben mit offenen Armen. Auch wenn Ihr das

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