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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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treues Kirchenschaf nach Anbruch der Dunkelheit dem Hügel auch nur auf eine Meile genähert hätte. Es ist wahrscheinlicher, dass man sie von Meadwell aus gesehen hat. Aber da die Verbindung zu Fyche sofort offensichtlich gewesen wäre, wurde Moulder – vielleicht gegen Bezahlung – dazu gebracht auszusagen,
er
habe sie gesehen. Ich will es einmal so formulieren: Berichtet hat er das alles erst Wochen später, als man Beweise für eine weit … schwerwiegendere Anklage sammelte.»
    Und so nahm die ganze bittere Tragödie ihren Lauf.
    Ob Joan Tyrre in der Stadt herumgeplappert hatte, wie Cates Trank ihr Augenlicht durch eine Vision verbessert hatte, vermochte Monger nicht zu sagen. Ihm war nur bekannt, dass keine Woche später ein fahrender Händler bei Dr. Borrow vorstellig geworden war und ihm für eine beträchtliche Summe etwas von jenem Pulver abkaufen wollte, mit dem man einen Blick in den Himmel erhaschen konnte. Borrow schickte den Händler fort, aber wie es schien, kehrte er heimlich zurück, als Matthew bei einem Kranken und Cate draußen in ihrem Kräutergarten war. Zwei Tage später wurde der Trank im nahegelegenen Somerton verkauft.
    Das ergab für mich keinen Sinn, denn wenn der Dieb doch nicht wusste, welche der Arzneien genau der magische Trank war …
    «Er stopfte einfach alles, was er in die Finger bekam, in seinen Beutel und verkaufte es dann – die Leute kaufen auch noch den größten Schund, wenn er billig zu haben ist und man behauptet, dass er aus dem Ausland stammt. Und wenn es nur einer einzigen Person gelingt, damit eine Vision des Himmels zu erlangen, reicht das schon aus, um die Nachfrage anzuheizen.»
    Was er dann aber tatsächlich damit anheizte, hatte der Dieb so nicht vorhersehen können.
    «Das Wichtigste am Trank ist die Dosis, die davon verabreicht wird. Das hat Cate mir gegenüber immer wieder betont. Und diese Dosis ist» – Monger hob die Hand und zog Zeigefinger und Daumen nur ein winziges Stück auseinander – «sehr, sehr gering.»
    Laut Monger wurde ein Fläschchen des Trankes vom sechzehnjährigen Sohn eines Großgrundbesitzers gekauft. Der Junge machte sich mit seinen Freunden zu einem Zechgelage auf. Und kehrte nie zurück.
    «Seine Kameraden ließen ihn zurück, weil sie Angst vor ihm bekamen», berichtete Monger weiter. «Sie erzählten, dass grauenhafte Zuckungen seinen Körper befallen hatten … und ihn in einer Art Tanz herumwirbelten. Er schrie, dass Teufel ihn zwickten und seine Arme und Beine in Flammen stünden.»
    Ich war wohl sichtlich zusammengezuckt, denn Monger sah mich an.
    «Sie fanden ihn eine Woche später im Fluss. Sein Körper hatte sich unter einer Brücke im Gestrüpp verfangen. Um das Feuer in seinen Gliedmaßen zu löschen, hatte er sich ins Wasser gestürzt.»
    Monger berichtete mir, dass der Händler aus Somerton geflohen war, aber von der alarmierten Bevölkerung gefasst wurde. Um sein eigenes Leben zu retten, gestand er, das Kräutergemisch bei Cate Borrow gestohlen zu haben.
    «Und man war sich sicher, dass die beschriebenen Folgen daher rührten, dass der Junge einen Trank zu sich genommen hatte, der mit dem Pulver der Visionen gemischt worden war …?»
    Mir fiel ein, dass ich etwas Ähnliches aus Frankreich gehört hatte.
    «Auch wenn niemand sonst auf diese Weise zu Tode kam, war der Junge nicht der Einzige, der über Brennen in den Gliedmaßen klagte und Visionen von Engeln und Ungeheuern unter phantastischen Himmeln hatte. Alle diese Leuten hatten zuvor Cate Borrows Pulver gekauft. Und dann, während sie auf ihren Prozess wartete, wurde bekannt, dass auch Kinder gestorben waren.»
    «Was?»
    «Einige Mütter von Säuglingen hatten den Trank offenbar genommen, um den Kummer zu lindern, der manchmal der Geburt folgt. Die Leute schrien, das sei die Strafe Gottes dafür.» Cate Borrow war unter dem Vorwurf der Hexerei verhaftet worden.
    Nicht lange danach sollte sie sterben.
    «Man ließ sie hängen, weil sie ein Kräutergemisch hergestellt hatte?»
    «Wegen Mordes.»
    «Jeder halbwegs fähige Advokat hätte die Anklage zerfetzt.»
    «In London vielleicht.»
    Seine Stimme klang rau vor Bitterkeit. Das Fenster zur Hauptstraße hatte sich in der Dämmerung verdunkelt. Das Feuer war heruntergebrannt und glühte rot im Kamin.
    Selbst in London … Ich musste an meine eigene Zeit im Kerker denken. Wie es mir durch meine Kenntnis der Gesetze gelungen war, die sogenannten Beweise zu entkräften, die der Lord of Misrule gegen mich

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