Die Gebeine von Zora
aber ich war noch vollkommen unerfahren, als ich seinerzeit an Bord der Goyaz stieg und mich mit Valerie Mulroy einließ, dieser Nymphomanin von meiner ersten Tour, von der ich dir mal erzählt habe. Neopuritanischer Background – du verstehst. Ich wusste, dass Valeries Appetit pathologisch war, aber sie war mir trotzdem eine gute, geduldige Lehrerin.«
»Du meinst, du hast es ihr zu verdanken, dass du solch ein überragender Liebhaber bist? Wenn ich ihr jemals begegnen sollte, werde ich ihr dafür danken.«
»Wir müssen alle irgendwo mal anfangen. Sie war es, die bei mir das Eis gebrochen hat.«
»Und wie war’s mit den Krishnanerinnen?« fragte Alicia.
»Man kann sie nur schwer mit terranischen Frauen vergleichen; ihre Reaktionen sind anders – sie sind passiver. Eine sagte mir, sie würden terranische Männer Krishnanern vorziehen, weil wir, um es mal plastisch auszudrücken, mehr Stehvermögen haben. Dieser Ruf macht uns bei den krishnanischen Männern natürlich nicht gerade beliebt.
Die kleine Hexe Shosti hingegen behauptete steif und fest, sie würde sich nichts daraus machen, sähe es jedoch als eine religiöse Pflicht an; sie dachte, ich würde ihr eine Art Halbgott oder so was zeugen. Aber in Anbetracht des vergoldeten Schädels des armen Borel, der von einem Regal in ihrem Schlafzimmer auf mich herabstarrte, hatte ich einige Probleme, mich auf den göttlichen Zeugungsakt zu konzentrieren.«
»Und wie war die Prinzessin?«
»Ein süßes kleines Dusselchen, lieb, nett, hübsch und stets bereit. Eine von der Sorte, die, sobald du auch nur in die Nähe des Schlafzimmers kommst, anfängt zu kichern und zu gurren, sich auszieht, auf die Matratze hüpft und die Beine spreizt. In fünfzig Prozent aller Fälle hatte ich nicht einmal richtig Lust. Ich bin verdammt froh, dass ich ihrem Klammergriff entronnen bin.«
Alicia sagte mit kritischer Miene: »Du bist wirklich schwer zufrieden zu stellen. Dir kann es wohl kaum eine je recht machen.«
»Das stimmt nicht. An dir zum Beispiel hat für mich alles absolut gestimmt – bis es mit unseren Auseinandersetzungen losging.«
»Jetzt versuchst du, mir Schuldgefühle zu machen, weil ich dich verlassen habe.«
»Mit dem Thema fangen wir besser gar nicht erst an, wenn wir Freunde bleiben wollen. Was möchtest du sonst noch wissen?«
»Du sprachst von drei Krishnanerinnen«, ließ sie nicht locker. »War die dritte diese kleine Quasselstrippe – wie hieß sie doch gleich? … Qa’di, die mit uns auf der Morkerád gefahren ist?«
»Nein; auf Qa’dis Avancen bin ich nie eingegangen. Es war Gashigi in Mishe. Mit ihr habe ich’s aber nur ein einziges Mal gemacht, ein paar Monate, nachdem du abgehauen warst. Sie sagte, sie wolle ihren Horizont erweitern. Was soll ein ungebundener Herr anders tun, wenn eine Dame es ihm auf eine solche Weise anträgt?«
»Pah! Wenn ich diese Haltung gegenüber jedem Herrn eingenommen hätte, der sich an mich herangemacht hat, dann hätte ich mehr Einstiche gehabt als Messalina und Xaviera Hollander zusammen. Willst du damit sagen, dass diese Gashigi die einzige war, seit wir … eh …«
»Ja. Bis du auf Zora auftauchtest.«
»Und wirklich nur eine Nacht?«
»Ja. Ich war mit dem Herzen nicht richtig dabei; es war mehr … mehr …«
Alicia gab ein spitzes kleines Lachen von sich, dann setzte sie eine verblüffte Miene auf. »Die meisten geschiedenen Männer würden alles vögeln, was sich nicht schnell genug auf die Bäume retten kann.«
»Du hast mich für die meisten Frauen verdorben. Immer wenn ich das Gefühl hatte, dass mir Sex endlich einmal wieder mit einer anderen Frau Spaß machen könnte, tauchtest plötzlich du wie ein Geist vor mir auf und ließest sie wie hässliche alte Punzel aussehen. Nach dir wäre jede andere Frau wie Magermilch nach dem besten Scotch oder Champagner. Außerdem habe ich noch eine ganze Weile die Hoffnung gehegt, du würdest vielleicht zu mir zurückkommen; und da wollte ich die Komplikationen, die es gegeben hätte, wenn ich dann eine neue Freundin gehabt hätte, von vornherein vermeiden.«
»Wenn du wolltest, dass ich zurückkomme, warum hast du dann das vorläufige Urteil nicht angefochten? Ich hätte die Klage vielleicht fallengelassen.«
»Ich hatte das im ersten Moment auch erwogen, als ich nach Novo zurückkam und statt einer Alicia einen dicken Briefumschlag mit gerichtlichen Papieren in meinem Briefkasten vorfand.« Er hielt inne, um seine Gedanken zu ordnen. »Ich habe den
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