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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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irgendwas Schlimmes, wie das Spektakel wegen des Besuchs des Bákhpriesters oder die Geschichte mit Vizman …«
    »Die Sache mit Vizman habe ich seitdem jeden Tag aufs neue bereut – deswegen, was sie bei uns beiden angerichtet hat, nicht, weil sie an sich völlig falsch gewesen wäre.«
    »Vielleicht war sie abstrakt gesehen nicht falsch; aber sie hat sicherlich meinem männlichen Ego einen ganz schönen Schlag versetzt. Die meisten Leute haben irgendwann mal die eine oder andere Liebesaffäre. Aber wenn man ernsthaft um jemanden bemüht ist, dann geht man nicht her und zieht seine Nummer praktisch vor den Augen des Angebeteten ab und erwartet dann auch noch, dass der das gut findet. Das ist nun mal die menschliche Natur; das solltest gerade du wissen, die du sogar deine Doktorarbeit über dieses Thema geschrieben hast. Jedenfalls, bis wir hier ankamen, hattest du mich endgültig davon überzeugt, dass – so sehr ich dich liebe – eine erneute Heirat mit dir ein schrecklicher Fehler sein würde.«
    Alicia setzte sich auf die Kante von Reiths Schreibtisch. »Als wir unsere letzte gemeinsame Nacht verbrachten, auf dem Boot, da stand dein Entschluss bereits fest, nicht?«
    »Sagen wir, zu fünfundneunzig Prozent. Der Zwischenfall mit der Bratpfanne brachte dann die restlichen fünf Prozent.«
    »So muss ich denn also den Rest meines Lebens unglücklich sein?«
    »Ach, Quatsch! Mit deinem Aussehen, deinem Grips, deinem Charme und deiner Energie kriegst du jeden, den du haben willst.«
    »Ach, Mist!« schrie sie. »Ich will nicht bloß irgendeinen. Wenn ich so toll bin, wie du mich hinstellst, wieso kann ich dann nicht den haben, den ich wirklich will?«
    »Weil eine Ehe zwischen uns wie eine schöne Jacht wäre, frisch gestrichen, mit polierten Messingbeschlägen und allem Drum und Dran, die nur einen kleinen Nachteil hat: Sie schwimmt nicht. Wir haben es durchgezogen und wissen, wie es läuft – oder besser gesagt, nicht läuft. Du bist ein bewundernswertes Wesen, aber die Art, in der du mit dem umspringst, der dich bewundert, ist nun mal nichts für mich.«
    Sie schlug sich mit den Fäusten auf die Knie. »Fergus, warum kann ich dir bloß nicht begreiflich machen, wie fürchterlich leid mir das tut, was ich dir angetan habe, und wie unheimlich viel ich darum gäbe, wenn ich das alles ungeschehen machen könnte! Jedes Mal, wenn mein Temperament mit mir durchgeht oder ich irgendeine idiotische Entscheidung fälle, durchleide ich hinterher Höllenqualen.«
    »Ich weiß; du bist jedes Mal völlig zerknirscht, nachdem das Kind in den Brunnen gefallen ist. Aber das scheint dich nie davon abzuhalten, es beim nächstenmal wieder genauso zu machen.«
    Immer noch nicht bereit – noch nicht einmal jetzt – sich mit der Niederlage abzufinden, kämpfte sie weiter, wie ein trotziges Kind immer wieder neue Vorschläge und Argumente aus dem Hut zaubernd. So schlug sie zum Beispiel vor, sie sollten auf Probe zusammenleben; oder Reith solle zusammen mit ihr zur Erde zurückgehen; oder er solle sie heiraten, sich aber gleichzeitig eine Geliebte halten, um jemanden zum Trösten zu haben, wenn sie, Alicia“ es wieder einmal zu bunt treibe. Aber alle ihre Vorschläge stießen bei Reith auf taube Ohren. Schließlich brüllte sie:
    »Oh, verflucht! Warum musst du so verdammt hart und realistisch sein?«
    »Wenn ich wirklich so hart und realistisch wäre, wie du mich hinzustellen versuchst, Liebling«, sagte er sanft, »dann hätte ich mich schon viel früher zu einer Entscheidung durchgerungen und mich auch fest daran gehalten. Aber ich konnte dich ja nicht irgendwo in der Wildnis hängen lassen, ohne Geld und alles, und außerdem bist du eine so verdammt begehrenswerte Frau.«
    Sie saßen eine Weile schweigend. Schließlich stieß Alicia einen langen Seufzer aus. »Nun, wenn ich dich schon nicht umstimmen kann, sollen wir dann nicht wenigstens noch einmal miteinander Liebe machen, ein letztes Mal, zum Abschied?«
    Reith schüttelte den Kopf, obwohl sie ihm in ihrem schlichten schwarz-weißen Kleid begehrenswerter denn je erschien. »Nein, meine Liebste. Das würde alles nur noch schwerer machen.« Er stand auf. »Wir sehen uns beim Frühstück. Gute Nacht, Lish.« Er sagte ihr nicht den wahren Grund, warum er ihren Vorschlag zurückwies: Die Furcht, dass er, wenn sie, in seinen Armen liegend, erneut anfing zu drängen, schwach werden und am Ende doch noch nachgeben würde.
    Wortlos verließ Alicia den Raum. Als er allein war, begann

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