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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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lediglich gesagt, Foltz sei während des Kampfes in den Fluss gefallen und ertrunken. Was ihn anging, sollte das als offizielle Version in die Protokolle eingehen.
     
    Als Reith am nächsten Abend in seinem Quartier am Schreibtisch saß und die Kosten seiner Expedition mit Marot zusammenrechnete, soweit er sie noch rekonstruieren konnte, klopfte es an der Tür. Er rief: »Herein!«
    Alicia, in ein schlichtes terranisches Straßenkostüm gekleidet, schwarz mit weißem Kragen, trat zögernd ein. »Darf ich mich setzen?«
    »Natürlich, Alicia. Was hast du getan in den letzten Tagen?«
    »Meine Aufzeichnungen noch einmal überarbeitet, zum Aufnehmen auf Mikrofilm. Und du?«
    »Ich habe meine nächste Tour vorbereitet; aber um Ghulinde machen wir diesmal einen großen Bogen, das kannst du mir glauben! Außerdem habe ich mir noch einen Intensiv-Schnellkurs in Deutsch reingezogen; mein Schuldeutsch war doch ziemlich eingerostet. Die Hälfte dieser Touristen sind aus Mitteleuropa und sprechen fast alle leidlich Deutsch, aber kein Wort Englisch, und Ungarisch oder Tschechisch oder Rumänisch auf einmal zu lernen, wäre dann wohl doch ein bisschen zuviel gewesen. Was kann ich für dich tun?«
    Alicia zögerte, nervös an ihren Fingern spielend. »Dies ist eigentlich nicht als geschäftlicher Besuch gedacht.«
    »Ja?«
    »Ich habe für morgen einen Platz auf der Juruá gebucht.«
    »Tatsächlich? Ich wusste nicht, dass du dich entschlossen hattest, zur Erde zurückzufliegen.«
    »Doch, das hab ich – mehr oder weniger. Ich – ich dachte mir, du würdest bestimmt nicht wollen, dass ich fortgehe, ohne dir Lebewohl zu sagen.«
    »Natürlich nicht! Ich würde dich sicher gern zum Schiff bringen; aber es käme mir schon ein bisschen cool vor, sich an der Rampe schlicht die Hand zu schütteln und zu sagen: ›Boa viagem!‹«
    »Schau, Fergus – ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll … Was ich sagen will ist …«
    »Hol tief Luft, zähl bis zehn, und dann spuck es aus.«
    Sie zögerte. »Also – was ich sagen will, ist, wenn du mich bitten würdest, dich wieder zu heiraten, würde ich die Chance sofort mit beiden Händen ergreifen. Ich kann meinen Flug noch immer stornieren.«
    Reith kaute auf seiner Lippe. »Ich dachte mir doch gleich, dass irgend so was kommen würde.«
    »Und? Machst du es? Fragst du mich, ob ich noch mal deine Frau werden möchte?«
    »Genau über diese Frage habe ich schon oft nachgedacht. Oder genauer gesagt – seit Zora habe ich kaum noch über irgendwas anderes nachgedacht, außer, wenn wir gerade mal wieder von fanatischen Priestern, Piraten oder verrückten Paläontologen gejagt wurden.«
    Ihr Gesicht hellte sich hoffnungsfreudig auf. »Und zu welchem Schluss bist du gekommen?«
    Reith schaute Alicia an. Sie saß in seinem Lieblingssessel und sah aus wie eine Göttin in terranischer Straßenkleidung. Das Herz sank ihm bis in die Schlafzimmerpantoffeln, aber er wusste, dass er sich jetzt nicht mehr vor der Antwort drücken konnte. »Tut mir leid, aber die Antwort ist leider nein. Ich weiß, dass wir niemals miteinander auskommen könnten.«
    Alicias Schultern sackten hinunter, und sie sank in sich zusammen wie eine verwelkte Blume. »Nach allem, was wir miteinander durchgemacht haben? Liebst du mich denn nicht mehr?«
    »Ich liebe dich noch immer von ganzem Herzen. Es würde alles viel leichter machen, wenn ich sagen würde, ich liebe dich nicht mehr; aber du bist auch immer ehrlich zu mir gewesen.« Außer bei Vizman, dachte er.
    »Was hindert uns dann daran, es noch einmal miteinander zu versuchen? Du weißt, dass ich dich auch liebe.«
    »Weil, liebe Alicia, ganz gleich wie leidenschaftlich auch immer wir uns lieben, wir einfach nicht zusammenleben können.«
    »Du meinst, alle diese unglückseligen Zankereien und Auseinandersetzungen?«
    »Ja; ganz zu schweigen von dem Zwischenfall mit der Bratpfanne und meinem unfreiwilligen Bad im Zora. Ich möchte kein Ehemann sein, der aus Furcht vor den Attacken seiner Frau ständig in einer Ritterrüstung herumläuft.«
    »Ich will auch alles versuchen, mein Temperament zu zügeln. Ehrlich!«
    »Ich weiß, dass du das schon mehrmals versucht hast, aber ohne Erfolg, nicht wahr?«
    »Wenn du mich wirklich liebst, wie kannst du dann so kaltblütig und rational sein?«
    »Ich benutze lediglich mein Gehirn, um meine Haut zu retten, wie es vernünftige Leute tun«, erwiderte er.
    »Vielleicht wärst besser du der Wissenschaftler geworden statt ich. Ich

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