Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
und verstummte schließlich. Gleich darauf verriet das Getrappel gestiefelter Füße auf dem Landungssteg, dass die priesterliche Gesandtschaft das Schiff verließ.
    »Fergus!« „ließ sich eine schwache, hohe Stimme, gedämpft durch das schwere Segeltuch, vernehmen. »Ich bin kurz vorm Ersticken!«
    »Um Gottes willen, Lish, halt die Klappe! Vielleicht kommen sie noch mal zurück! Wir verhalten uns mucksmäuschenstill, bis das Boot wieder auf See ist.«
    Er hörte das Schnauben von unterdrücktem Lachen. »Schöne See, dieses Flüsschen!«
    Eine weitere Stunde dehnte sich endlos dahin. Von oben drang das Fußgetrappel der Schauerleute herab, das Gebrülle von Kommandos und das dumpfe Poltern und Scharren von Kisten und anderen Behältnissen, die über die Decksplanken geschoben wurden.
    Schließlich verstummten diese Geräusche, und Reith vernahm die Gongschläge, die das Auslaufen des Schiffes signalisierten. Fast gleichzeitig mit dem letzten Gongschlag hörte er das Geräusch rennender Füße, gefolgt von einem aufgeregten, unverständlichen Wortschwall.
    Das sanfte Schaukeln des Schiffes in der Strömung und das leise Knarren des Rumpfgebälks verrieten, dass die Morkerád endlich in Fahrt war. Die Segel knarrten leise im Wind. Schritte kamen näher, und Reiths Sack wurde auf gezurrt.
    »Ihr könnt jetzt wieder an die Luft kommen«, begrüßte ihn Kapitän Sarf grinsend.
    Alicia und Marot standen mit zerzaustem Haar blinzelnd im Halblicht, das von oben durch die Luke drang. Ihre Säcke kräuselten sich schlaff um ihre Füße.
    »Vielen Dank, Kapitän!« sagte Reith. »Wenn ich Euch je einen Gefallen erweisen kann …«
    »Der größte Gefallen, den Ihr mir erweisen könnt, ist, still und unauffällig nach Novorecife zurückzureisen und vor niemandem damit zu prahlen, wie Ihr die mächtige Priesterschaft des Bákh übertölpelt habt«, antwortete Kapitän Sarf.
    »Wenn Ihr das nämlich tätet, würde sich die Geschichte rasch herumsprechen, und ich könnte mich nie wieder trauen, in Jeshang anzulegen.«
    »Versprochen.« Als Alicia und Marot sich dem Versprechen angeschlossen hatten, sagte Sarf: »Nun kommt hinauf an Deck und begrüßt unseren neuen Passagier. Sie wird euch gewiss mehr zusagen als jener griesgrämige Frömmler.«
    Auf Deck fanden sie eine junge Krishnanerin vor. Sie trug eine Kiste mit einem Henkel, die Reith als einen tragbaren Brutkasten erkannte. Der Kapitän stellte sie vor als Qa’di bab-Gavveq.
    »Ah, ich bin entzückt, echte Terraner kennen zu lernen!« sprudelte sie hervor. »Ich habe schon viel von ihren Bräuchen und Wundern erzählen hören, doch habe ich sie bisher nur aus der Ferne gesehen.«
    »Enchante!« schmalzte Marot und küsste ihr die Hand. »Wohin seid Ihr unterwegs, wenn ich fragen darf?«
    »Nach Jazmurian, mein Herr. Ich verfolge den Vater meines Eies hier. Dieser leberlose Wicht ist dorthin geflohen, um sich seinem Heiratsversprechen zu entziehen.«
    »Was wollt Ihr tun, wenn Ihr ihn ausfindig gemacht habt?« fragte Marot.
    »Ich werde einen Gerichtsbeschluss erwirken, der ihn verpflichtet, für den Unterhalt des Kindes aufzukommen und ein Pfand zu hinterlegen für den Fall, dass er auf den Gedanken kommen sollte, mir abermals zu entschlüpfen. Ich bin nicht ohne Freunde, und ich werde es dem Schurken zeigen!«
    Sie erging sich in eine ausführliche Tirade über die Schandtaten ihres Verführers. Als dieser verbale Wolkenbruch sich nach ein paar Minuten noch immer nicht zu erschöpfen schien, stahlen sich Alicia und Reith unauffällig von dannen und überließen Marot allein ihrer Leidensgeschichte.
    »Fergus«, sagte Alicia, »ich möchte dir was sagen, von dem ich meine, dass du es wissen müsstest.«
    »Was ist es denn?«
    »Als Sarf dich aus dem Sack befreite, sagtest du zu ihm, du würdest ihm gern einen Gefallen tun. Nun, ich habe ihm was ähnliches gesagt. Er sagte darauf, er wüsste schon, was für einen Gefallen ich ihm tun könnte – nämlich heute Nacht in seinem Kajütenbett.«
    »So?« sagte Reith mit bemüht unbeweglicher Miene.
    »Ich habe ihn abgewiesen.«
    »Warum?«
    »Das fragst du noch, du verdammter Idiot! Jetzt, da ich dich gerade wieder gefunden habe, soll ich vielleicht alles wieder kaputtmachen? Erzähl mir nicht, du hättest es prima gefunden, wenn ich das Angebot des Kapitäns angenommen hätte. Das wäre einfach zu hart.«
    »Das habe ich überhaupt nicht so gemeint.« Er legte den Arm um ihre Hüfte. »Im Gegenteil, ich bin froh. Oder

Weitere Kostenlose Bücher