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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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als sie sahen, dass wir nicht mehr da waren?«
    »Ich erzählte ihm, ihr zwei wärt an Land gegangen und kämt mit größter Wahrscheinlichkeit nicht vor morgen früh zurück. Sie müssten, wenn sie euch finden wollten, alle Tavernen der Stadt durchkämmen. Außerdem hätten wir unsere ältesten Kleider an, und es würde sich doch bestimmt nicht gehören, in solch einem Aufzug vor die Hohepriesterin zu treten. Ich weiß nicht, welches Argument das ausschlaggebendere war; jedenfalls zogen sie wieder ab, sagten aber, sie würden bei Sonnenaufgang zurückkommen, um uns zur Hohenpriesterin zu eskortieren. Ich sollte Kapitän Sarf ausrichten, er müsse mit der Abfahrt warten, bis entschieden sei, ob die Erdlinge ihre Reise fortsetzen dürften oder nicht.«
    »Sarf wird überglücklich sein«, sagte Reith.
    »Wenn er es erfährt«, wandte Marot ein. »Vielleicht vergisst die schöne Alicia ja, es ihm auszurichten. Du weißt ja, wie Frauen sind.« Er blinzelte verschmitzt.
    »Aristide«, sagte Reith grinsend. »Ich wusste noch gar nicht, was du für ein Schlitzohr bist.«
    Marot zuckte die Achseln. »Was ist ein Diplomat anderes als ein ehrlicher Mann, der ins Ausland geschickt wird, um für sein Land zu lügen?« Er wandte sich Alicia zu. »Aber warum haben sie Sie nicht festgenommen und mitgeschleppt, meine Teure? Sie hätten Sie doch als Geisel festhalten können, um unser Erscheinen zu erzwingen.«
    »Keine Ahnung. Ich vermute, die Vollmacht basierte auf dem ursprünglichen Dossier für die Expedition, und darin ist nur von euch zweien die Rede. Ich bin in Foltz’ Dossier aufgeführt.«
    »Womit mal wieder bewiesen wäre«, sagte Reith, »dass die Bürokratie überall nach dem gleichen Muster funktioniert.«
     
    Bei Sonnenaufgang erschienen ein Bákhpriester und sechs Gardisten am Fuße des Landungsstegs. Die Schauerleute hatten bereits mit dem Aufladen von Kisten und Bündeln begonnen; doch beim Anblick der priesterlichen Gewänder traten sie hastig aus dem Weg. Die Eindringlinge marschierten aufs Deck, wo Sarf sie erwartete.
    »Wo stecken sie?« bellte der Priester.
    »Nach wem sucht Ihr, Herr?«
    »Stell dich nicht dumm! Wo sind die Terraner, die du an Bord hast, welche gestern Abend von Ihrer Heiligkeit vorgeladen wurden?«
    »Ach so, die Terraner!« rief Sarf. »Sie sind art Land gegangen. Sie waren so erpicht darauf, Ihre Heiligkeit zu sehen, dass sie gar nicht erst auf ihre Eskorte warten wollten. Sie hofften, Euch auf dem Weg zu ihr zu begegnen.«
    »Eine wenig glaubhafte Geschichte!« schnarrte der Priester höhnisch lächelnd. »Durchsucht das Schiff, Männer!«
    Eine volle Stunde lang durchstöberten die Wachen das Schiff; sie entrollten Bündel, spähten unter Bänke und stocherten in Ecken hinein. Reith, der in völliger Finsternis eingeschnürt in seinem Sack unter Deck kauerte, hörte sie umherstampfen, schwatzen und kramen. Sein Sack stand inmitten der anderen Erzsäcke, zusammen mit denen seiner Gefährten und dem mit Marots Fossilien.
    Jetzt verrieten Geräusche, gedämpft durch das Segeltuch, dass zwei der Wachen sich daranmachten, die Erzsäcke zu untersuchen. Reith gelang es, Gesprächsfetzen aufzuschnappen: »Nein; in dem hier sind auch nur Steinbrocken …« - »Wie sollen wir die versteinerten Gebeine vom Erz unterscheiden? Bei dem Licht sieht alles gleich aus …« – »Wenn wir die Ertsuma fangen, werden wir sie schon zum Reden bringen. Mach mal den da auf!« – »Oh, beim Hishkak! Das ist jetzt schon mein zehnter, und nicht eine Spur von den Terranern oder ihren Knochen …«
    Gleich darauf entfernten sich die Geräusche und erstarben. Reith lauschte angestrengt; von oben hörte er leise die Stimme eines der Gardisten: »Hochwürden, wir haben jeden Winkel des Schiffes durchsucht – vergebens.«
    »Habt ihr auch alle Säcke im Laderaum geöffnet?«
    »Ja, Herr; wir haben jeden einzelnen untersucht. Es waren mindestens fünfzig.«
    Die Stimme des Priesters richtete sich jetzt offenbar an den Kapitän. »Bákh verfluche dich! Warum hast du die Verdächtigen nicht aufgehalten?«
    »Niemand hat mir dies aufgetragen, Hochwürden. Und niemand hat mir gesagt, dass es sich bei den Ertsuma um verdächtige Elemente handelt.«
    »Diese ganze Unterhaltung ist von Anfang an verpfuscht worden. Der erste Fehler war, diesen leichtgläubigen alten Narren Behorj mit dem Verhör zu betrauen; der zweite Fehler war, dieses terranische Weib nicht mit zum Tempel zu nehmen.«
    Die Stimme sank zu einem Murmeln

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