Die Gedichte
– spricht.
〈4〉
Die Lampe: ein strahlender Mittelpunkt,
mit dem nun jeder Name prunkt;
dafür sind wir alle peripher:
in der Flamme heißt man eben nicht mehr.
Die Freude, tief Erfahrenes zu bringen,
hält jener anderen das Gleichgewicht,
in der, empfangend, Gutgewillte schwingen:
das sei der Dank, der überzeugend spricht.
Theater will der Wirklichkeit nicht gleichen,
es drängt, es wächst, es blüht darüber hin;
doch plötzlich tritt auf ein geheimes Zeichen
in das Gespielteste der ganze Sinn
von Tod und Leben vor die Herzen Vieler,
die ihn gewahren dürften, wäre dann
Gestalt vor ihnen: ach, der kühne Spieler,
der fraulich fühlt, Kind, Dämon ist und Mann …
Und diesmal war’s.
Vergeßt nicht.
Staunet an!
Was du auch immer empfingst: des Momentes gedenke
da man durch plötzlich durchsichtig geklärte Geschenke
leere gewillte Hände erkennt.
Diese Gebärde der Armut hält uns verbunden;
aber nun zeigt sich auch dies: nur durch Fülle der Stunden,
nur durch Gaben sind wir getrennt.
Es liebt ein Herz, daß es die Welt uns rühme,
nicht sich, nicht den Geliebten, denn: wer wars?
Ein Anonymes preist das Anonyme,
wie Vogelaufruf das Gefühl des Jahrs …
Hier sei uns Alles Heimat: auch die Not.
Wer wagt, was uns geschieht, zu unterscheiden?
Vielleicht macht uns das Leiden leidend leiden;
und wenn wir wegschaun, schützt uns, was uns droht.
Wie ist doch alles weit ins Bild gerückt.
Wir staunens an und nennen es: das Wahre.
Und wandeln uns mit ihm im Gang der Jahre.
Und doch ist unsichtbar, was uns entzückt.
Drum sorge nicht, ob du etwa verlörst.
Das Herz reicht weiter als die letzte Ferne.
Wenn du die eigne Stimme steigen hörst,
so singt die Welt, so klingen deine Sterne.
Wie doch im Wort die Flamme herrlich bleibt.
Die Zeit geht hin und kann sie nicht verwehen.
Nur daß ihr Gang auch uns, wenn wir geschehen,
ins Innre dieser Wort-Gestalten treibt.
Stein will sich stärken / Werkzeug
mag sich schärfen,
damit ein Herz sich langsam auferbaue:
hier ist das später namenlos genaue
dabei, in reinem Zug sich zu entwerfen.
Letztes ist nicht, daß man sich überwinde,
nur daß man still aus solcher Mitte liebt,
daß man auch noch um Not und Zorn das Linde,
Zärtliche fühlt, das uns zuletzt umgiebt.
Daß wir, was wir erfahren, rein gebrauchten
und in der Not, dem Sturm zu widerstreben,
dies nicht verlören: als die Angehauchten
sanftestem Antrieb fühlend nachzugeben.
Denn zwischen zwei Gewalten steht das Leben:
Die eine will es reißend unterbrechen,
die andre schwingt – als wär es nicht – vorüber.
Doch wir sind schwächer, wo wir widersprechen
als wo wir dienen: denn da gehn wir über.
Fülle ist nicht, daß sie uns betrübe – ,
Alle ahnten schließlich, wer besaß?
Fürchte nicht zu leiden, aber übe
Dir das reine Herz am Übermaß.
Wie waren sie verwirrt, die jungen Büglerinnen
wenn ich vorüber kam, den Weg zu dir,
zwar wars die Gasse, doch mein Weg war innen
und wie in Innres schauten alle vier.
Ach Alle, die mich sahn, wenn ich zu dir ging, glaube,
sie leben noch davon, von meinem Blick, der schien,
vom Wind in meinem Gehn, von meinem Blütenstaube,
der in ihr Staunen trieb – , sie faßten ihn.
AUS DEM NACHLASS DES GRAFEN C.W.
Weißes Pferd – wie? oder Sturzbach . .? welches
war das Bild, das übern Schlaf mir blieb?
Spiegel-Schein im Neige-Rest des Kelches –
und der Tag, der mich nach außen trieb!
Wiederkehr – , was find ich mir im Innern,
fall ich abends schwerhaft in mich ein?
Traum, trag auf jetzt: wird der Teller zinnern – ,
wird die fremde Frucht eröffnet sein?
Werd ich wissen, was ich trinke – , oder
ists versunkner Hügel Leidenschaft?
Und wem klag ichs, wenn am Schluß der Moder
fadet durch den aus-geschmeckten Saft?
Gnügts mir, daß ich noch nach auswärts schaue,
braucht der Schlaf-Koch noch ein Suppenkraut? –
Oder wirft er schon in ungenaue
Speisen Würzen, denen er nicht traut?
Vorhang, Schachbrett und der schlanke Henkel
jenes Glas-Krugs, der den Wein verriet – ,
eines Abends, später, weiß der Enkel,
daß sein Herz sich damals grad entschied,
so zu gehen, wie es geht. Wie geht es?
Ach, zu Frauen stürzt es seltsam hin.
(Wagte er, es während des Gebetes
anzuschauen … .!) Wie es ohne Sinn
zittert vor den Knaben! Manchmal nimmt es
seinen Schritt von einem andern Mann,
was es antrieb, war ein Unbestimmtes,
und ein Unbestimmtes hielt es an.
Oft ins Laufen kam es durch die Neige
seiner Landschaft, wie ein Kind,
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