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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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erreichen.«
    Serymn: »Sorg dafür, dass sie isst, Hado, und behalt deine Ansichten für dich.«
    Ich wurde gefüttert. Hände steckten Nahrung in meinen Mund. Ich kaute und schluckte aus alter Gewohnheit. Ich bekam Durst, also trank ich, als man mir Wasser an den Mund hielt. Das meiste lief daneben und hinunter auf mein Hemd. Das Hemd trocknete. Zeit verging.
    Hin und wieder kamen die Frauen zurück, um mich mit Schwämmen zu waschen. Ern kehrte zurück. Nachdem sie sich eine Weile mit Hado beraten hatte, steckte sie etwas in meinen Arm, das dort blieb und ständige Schmerzen verursachte. Das nächste Mal dauerte es nicht so lange, mein Blut abzuzapfen, weil sie nur den Verschluss von einem dünnen Metallröhrchen entfernen mussten.
    Wenn ich den Willen zu sprechen aufgebracht hätte, hätte ich gesagt Lasst den Verschluss weg. Lasst einfach alles herauslaufen. Doch ich tat das eine nicht, und sie nicht das andere.
    Zeit verging.
    Dann brachten sie Sonnenschein zurück.
    Ich hörte Männer, die vor Anstrengung keuchten und japsten. Hado war bei ihnen. »Götter, ist der schwer. Wir hätten warten sollen, bis er wieder am Leben ist.«
    Etwas warf einen der Stühle um, der mit lautem, hölzernem Krachen umstürzte. »Zusammen ...«, sagte jemand. Mit einem letzten gemeinsamen Grunzen hievten sie etwas auf die andere Pritsche im Zimmer.
    Hado wieder, ganz nah, außer Atem und verärgert. »Nun, Lady Oree. Sieht ganz so aus, als ob Ihr bald wieder Gesellschaft haben werdet.«
    »Das wird ihr auch wirklich viel nützen«, sagte einer der anderen Männer. Sie lachten. Hado brachte sie zum Schweigen.
    Alles, was sie sagten, erweckte mitnichten meine Neugier. Schließlich gingen sie. Eine Weile war alles still. Dann schimmerte zum ersten Mal seit Langem ein Licht am Rande meines Sichtfeldes.
    Ich wandte mich ihm nicht zu, um es anzusehen. Aus derselben Richtung ertönte plötzlich erst ein Atemzug, dann noch weitere. Nach einer Weile stabilisierten sie sich. Die Pritsche knarrte und wurde dann wieder still. Dann knarrte sie erneut noch lauter, weil ihr Benutzer sich aufsetzte. Das Schweigen dauerte eine ganze Weile an. Dafür war ich dankbar.
    Schließlich hörte ich, wie jemand aufstand und zu mir kam.
    »Du hast ihn getötet.«
    Noch eine bekannte Stimme. Als ich sie hörte, veränderte sich etwas in mir; zum ersten Mal seit Langem. Ich erinnerte mich an etwas. Die Stimme hatte leise und tonlos gesprochen, aber ich erinnerte mich an einen Schrei, der mit mehr Emotion erfüllt war, als ich je eine menschliche Stimme ausdrücken hörte. Leugnen. Wut. Trauer.
    Ah ja. Er hatte an dem Tag um seinen Sohn geschrien.
    An welchem Tag?
    Egal.
    Gewicht drückte eine Seite meiner Pritsche herunter, denn Sonnenschein setzte sich neben mich. »Ich kenne diese Leere«, sagte er. »Als mir klar wurde, was ich getan hatte ...«
    Im Zimmer war es nach dem Sonnenuntergang kühl geworden. Ich dachte an Decken, obwohl ich gerade noch vermied, mir eine zu wünschen.
    Eine Hand berührte mein Gesicht. Sie war warm und roch nach Haut, altem Blut und Sonnenlicht in der Ferne.
    »Ich kämpfte, als er auf mich losging«, sagte er. »Das ist meine Natur. Aber ich hätte ihn gewinnen lassen. Ich wollte, dass er gewinnt. Als er versagte, war ich zornig. Ich ... verletzte ihn.« Die Hand zitterte einmal. »Dennoch war es meine eigene Schwäche, die ich so sehr verachtete.«
    Es spielte keine Rolle.
    Die Hand bewegte sich und legte sich über meinen Mund. Ich atmete ohnehin durch die Nase, geriet also nicht in Bedrängnis. Im Nachhinein ... es wäre für ihn ein Leichtes gewesen, auch meine Nase zu bedecken.
    »Ich werde dich töten, Oree«, sagte er.
    Ich hätte Angst haben müssen, aber da war nichts.
    »Kein Dämon darf überleben. Darüber hinaus ...« Sein Daumen streichelte einmal über meine Wange. Das war seltsam beruhigend. »Zu töten, was man liebt ... ich kenne diesen Schmerz. Du warst schlau und tapfer. Für eine Sterbliche sogar würdig.«
    In den dunklen Tiefen meines Herzens rührte sich etwas.
    Seine Hand glitt nach oben und bedeckte meine Nase. »Ich werde dich nicht leiden lassen.«
    Seine Worte waren mir egal. Atmen war wichtig. Ich drehte meinen Kopf zur Seite — ich versuchte es wenigstens. Sein Griff wurde langsam und beinahe sanft immer fester und hielt mein Gesicht ruhig.
    Ich versuchte, meinen Mund zu öffnen. Ich musste über das richtige Wort nachdenken. »Sonnenschein.« Seine Hand erstickte es und machte es

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