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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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der Hand rückwärts, schob den Teppich zur Seite und fing an, die Holzkohle kreisförmig auf den Boden zu reiben. Kreisen und kreisen ...
    Jemand rief nach einem Seil. Serymn rief, dass man sich nicht mit dem Seil aufhalten, sondern ihn gleich töten solle, verdammt...
    ... kreisen und kreisen und ...
    »Lady Oree?« Das war Dateh. Seine Stimme war rau und klang verwirrt.
    ... kreisen und weiter fieberhaft kreisen. Schweiß tropfte von meiner Stirn und verschmierte die Schwärze. Aus meinen aufgekratzten Knöcheln kam noch Blut hinzu. Das Ganze formte einen Kreis, der so tief und dunkel war wie ein Loch ins Nichts. Es war kalt, ohne Geräusche, schrecklich und leer. Irgendwo in dieser Leere, blaugrün und hell, warm und sanft und respektlos ...
    »Bei den Göttern, haltet sie auf! Haltet sie auf!«
    Ich kannte die Struktur seiner Seele. Ich kannte seinen Glöck- chenklang. Ich wusste, dass er Dateh und den Neuen Lichtern eine Menge Schmerz und Blut schuldete. Ich wollte von ganzem Herzen, dass diese Schuld beglichen wurde.
    Unter meinen Fingern und meinen Augen tauchte das Loch auf. Seine Ränder waren gezackt, weil die Holzkohle einige Male abgebrochen war. Ich hatte beim Abreiben zu fest aufgedrückt. Ich rief hinein: »Maiding!«
    Und er erschien.
    Aus dem Loch platzte Licht heraus; eine große Menge schillerndes, blaugrünes Licht, das wie eine Donnerwolke durcheinanderwirbelte. Kurz darauf erzitterte es und wurde zu einer mir wohlbekannten Gestalt: einem Mann, der aus lebendem Aquamarin bestand und sich bewegte, was eigentlich nicht möglich war. Er schwebte dort, wo sich gerade noch die Wolke befunden hatte. Langsam drehte er sich herum. Wahrscheinlich war er immer noch durch die Entbehrungen in der Leere desorientiert. Dennoch spürte ich, wie Zorn das Zimmer erfüllte, als er Dateh und die anderen bemerkte. Ich hörte, wie seine Glöckchen zu einem lauten, bronzenen Klingen wurden, das auf schreckliche Absichten hindeutete.
    Dateh schrie etwas über die panikerfüllten Rufe der Wachen hinweg und verlangte nach etwas. Dann sah ich aus seiner Richtung ein schwaches Flackern kommen, das von Maddings Gleißen beinahe überlagert wurde. Madding stieß ein wortloses, unmenschliches Brüllen aus, das das ganze Haus erzittern ließ. Dann schoss er vorwärts ...
    ... und wurde plötzlich zurückgerissen. Er fiel zu Boden. Irgendetwas hatte ihn getroffen. Ich wartete darauf, dass er aufstand und noch wütender war. Sterbliche könnten Götter erzürnen, aber niemals aufhalten. Zu meiner Überraschung schnappte Madding nach Luft und stand nicht auf. Das Strahlen seiner Facetten wurde plötzlich dunkler.
    Ganz schwach hörte ich durch meinen Schock hindurch Sonnenschein aufschreien. Der Schrei klang sehr nach innerer Qual.
    Ich hätte keine Angst haben müssen. Dennoch verursachte sie einen sauren Geschmack in meinem Mund. Ich rappelte mich auf. Als ich zu ihm eilte, trat ich auf mein Bild. Es war jetzt nur noch leblose Holzkohle. Erneut stolperte ich über den Teppich und kroch schließlich weiter. Ich erreichte Madding, der auf der Seite lag, und drehte ihn auf den Rücken.
    In seinem Bauch war kein Licht. Ich konnte diesen Teil von ihm nicht sehen. Der Rest von ihm leuchtete wie immer, wenn auch ein wenig dunkler, als ich es je gesehen hatte. Er umklammerte etwas. Ich folgte seinen Händen und stellte fest, dass die glatte, harte Substanz seines Körpers von etwas Langem, Dünnem verletzt worden war. Es bestand aus Holz und ragte aus ihm heraus. Ein Armbrustpfeil! Ich packte den Schaft mit beiden Händen und riss ihn heraus. Madding schrie auf und wölbte den Rücken. Dann breitete sich der Fleck Nichts in seiner Mitte noch weiter aus.
    Ich sah die Pfeilspitze. Es war Datehs Pfeilspitze, die er aus meinem Blut gefertigt hatte. Es war nicht mehr viel davon übrig. Ich berührte sie und stellte fest, dass sie sich wie weiche Kreide anfühlte. Unter dem Druck meiner Finger zerfiel sie.Madding flackerte plötzlich schwach wie Kerzenlicht. Seine juwelengleichen Facetten wurden zu dunklem, sterblichem Fleisch und zerzaustem Haar. Aber ich konnte einen Teil von ihm immer noch nicht sehen. Ich tastete nach seinem Bauch. Dort befanden sich Blut und eine tiefe Einstichwunde, die nicht heilte.
    Mein Blut war in ihm. Es arbeitete sich wie Gift durch seinen Körper und erstickte dabei seine Magie.
    Nein. Nicht nur seine Magie.
    Ich warf den Pfeil zur Seite und berührte mit zitternden Fingern sein Gesicht. »Mad? Ich ... ich

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