Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
Vom Netzwerk:
meine zitternde Hand auf seine Brust. Beim letzten Mal hatte ich mir vorgestellt, dass ich malte, und dann daran geglaubt, dass das Gemälde Wirklichkeit war. Langsam bewegte ich meine Hand und strich das Blut glatt in großen Kreisen auf seine Haut. Ich hatte Sonnenschein zuvor mit einem Loch getötet und war mit einem anderen in Datehs Leere eingedrungen. So ein Loch wollte ich jetzt wieder erschaffen. Es war kein Kreis aus Blutfarbe. Es war ein Loch.
    Seine Brust hob und senkte sich unter meiner Hand und strafte mich damit Lügen. Ich runzelte die Stirn und hob meine Hand, sodass ich nicht mehr fühlte, wie er atmete.
    Ein Loch. Durch Fleisch und Knochen hindurch, wie ein Grab, das in weiche Erde gegraben wurde und dessen Ränder von einer unsichtbaren Schaufel glatt gestochen worden waren. Kreisrund.
    Ein Loch.
    Meine Hand erschien. Ich sah, wie sie in der Dunkelheit mit gespreizten Fingern schwebte und vor Anstrengung zitterte.
    Ein Loch.
    Verglichen mit dem Pulsieren in meinem Kopf, das mich krank machte, war das, was meine Augen durchzuckte, angenehm. Entweder gewöhnte ich mich daran, oder ich ertrug bereits so viel Schmerz, dass es keine Rolle mehr spielte. Doch ich bemerkte, dass Sonnenschein aufhörte zu atmen.
    Mit hämmerndem Herzen senkte ich meine Hand dorthin, wo sich seine Brust befunden hatte. Zunächst fühlte ich nichts, dann bewegte ich meine Hand ein Stück zur Seite. Fleisch und Knochen, die so wirkten, als seien sie mit einem Messer ... Ich riss meine Hand zurück und hätte mich beinahe wieder übergeben.
    »Wie sonderbar!«, rief eine helle Stimme direkt hinter mir.
    Beinahe hätte ich geschrien, aber meine schmerzende Brust verhinderte das. Ich sprang auf, drehte mich um mich selbst, stolperte rückwärts und stauchte mir dabei gewaltig den Arm.
    Das Wesen, das zu Sonnenscheins Füßen hockte, war kein Mensch. Es hatte mehr oder weniger eine menschliche Form, war aber unglaublich plump. Es war beinahe so breit wie hoch, aber nicht besonders groß. Es hatte ungefähr die Größe eines Kindes; vorausgesetzt, das Kind hatte weit ausladende Schultern und muskelbepackte Arme. Das Gesicht des Wesens hatte ebenfalls nichts Kindliches, obwohl es frech mit großen runden Augen war. Es hatte eine hohe Stirn, und sein Blick war gleichzeitig uralt und halb verwildert.
    Da ich es sehen konnte, musste es sich um ein Gottkind handeln — und zwar das hässlichste, das ich je gesehen hatte.
    »H-hallo«, sagte ich, als mein Herzschlag sich wieder beruhigte. »Tut mir leid. Du hast mich erschreckt.«
    Es ... er ... lächelte mich an. Die Zähne, die dabei aufblitzten, waren ebenfalls nicht menschlicher Natur. Er hatte keine Eckzähne. Ich sah nur perfekte weiße Vierecke, die sich oben und unten von einer Seite zur anderen erstreckten.
    »Das wollte ich nicht«, sagte er. »Dachte nicht, dass du mich sehen kannst. Die meisten können es nicht.« Er beugte sich vor und kniff die Augen zusammen, als er mein Gesicht betrachtete. »Aha. Also du bist das Mädchen. Das mit den Augen.«
    Ich nickte und akzeptierte die ungewöhnliche Bezeichnung. Gottkinder waren geschwätzig wie Waschweiber. Da ich vielen von ihnen begegnet war, musste es sich herumgesprochen haben. »Und wer bist du?«
    »Messie.«
    »Wie bitte?«
    »Messie. Das ist ein netter Trick, was du da gemacht hast.« Er zeigte mit dem Kinn auf Sonnenschein. »Ich wollte schon immer mal ein Loch oder zwei in ihn hineinstanzen. Was hast du mit ihm zu schaffen?«
    »Das ist eine lange Geschichte.« Ich seufzte und war auf einmal sehr müde. Wenn ich doch bloß wagen könnte, mich auszuruhen. Vielleicht... »Ähm, Lord M-Messie.« Ich fühlte mich so albern, das zu sagen. »Ich stecke hier in großen Schwierigkeiten. Hilfst du mir?«
    Messie legte seinen Kopf wie ein verwirrter Hund auf die Seite. Dennoch war der Blick in seinen Augen sehr durchtrieben. »Dir? Kommt drauf an. Ihm? Niemals.«
    Ich nickte langsam. Sterbliche baten die Gottkinder dauernd um Gefallen, und viele Gottkinder waren deshalb ziemlich kratzbürstig. Der hier mochte Sonnenschein nicht. Ich musste vorsichtig sein, sonst verschwand er, bevor ich ihm von seinen verschwundenen Geschwistern erzählen konnte. »Kannst du mir zunächst einmal sagen, ob hier noch jemand ist? Ich habe vorhin etwas gehört.«
    »Das war ich. Ich kam, um zu sehen, was da auf meinen Platz gestürzt war. Viele Leute werden weggeworfen und enden hier, aber nie von so hoch oben.« Er sah mich ironisch an. »Ich dachte

Weitere Kostenlose Bücher