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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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bemerkte. Dann veränderte sich ihr Ausdruck ... Götter. Mir fehlen die Worte, um das Entsetzen zu beschreiben, das sie hervorrief. Es war, als ob ihr anderes Gesicht — das beutegierige mit dem riesigen Mund — durch ihr gutes Gesicht hindurchschimmerte. Ich konnte dieses Gesicht nicht sehen — genau, wie sie es vorher angekündigt hatte —, aber ich spürte seine Präsenz und seinen unstillbaren Hunger. Erst als sie sprang, wurde mir klar, dass sie es nicht auf meinen Teller, sondern auf mich abgesehen hatte.
    Ich hatte nicht einmal Zeit, um aufzuschreien. Ihre knochige Hand mit den scharfen Nägeln schoss auf meine Kehle zu und hätte sie mir zweifellos aufgerissen, noch bevor mir die Gefahr bewusst wurde. Aber genauso blitzartig hielt ihre Hand zitternd kurz vor meinem Hals an. Ich starrte erst sie an und dann den dunklen Fleck an ihrem Handgelenk. Genau wie tags zuvor an meinem Verkaufsstand. Und genau wie dort wurde Sonnenschein plötzlich für mich sichtbar. Das Glühen kam von innen heraus; sein Gesicht war versteinert, und er starrte Lil gereizt an.
    Lil lächelte erst ihn und dann mich an. »Siehst du?«
    Im Geiste hatte ich schreiend Nervenzusammenbrüche erlitten. Ich zwang mich, nicht weiter daran zu denken, und atmete einmal tief ein, um mich zu beruhigen. Ich sah. Aber es ergab keinen Sinn. Ich sagte zu Sonnenschein: »Deine Macht kehrt zu dir zurück, wenn ... wenn du mich beschützt?«
    Ich sah ihn immer noch. Deshalb konnte ich den verächtlichen Blick, den er mir zuwarf, gut erkennen. Beinahe wäre ich überrascht zusammengezuckt. Was hatte ich getan, um diesen Blick zu verdienen? Dann erinnerte ich mich daran, was Madding gesagt hatte. Er hält nicht viel von Sterblichen.
    Lil, die in meinem Gesicht las, grinste. »Egal, welchen Sterblichen«, sagte sie und betrachtete Sonnenschein. »>Du wirst unerkannt unter den Sterblichen als einer von ihnen wandeln.<« Ich blinzelte überrascht und sah, wie Sonnenschein sich versteifte. Die Worte stammten nicht von ihr, so viel konnte ich erkennen. Sie passten auch überhaupt nicht zu Lil. Ich nahm dunklere Schwingungen wahr. »>Dir wird nur der Reichtum und der Respekt zuteil, den du durch deine Taten und Worte verdienst. Du darfst deine Macht nur im Notfall anrufen und nur dazu benutzen, den von dir so verachteten Sterblichen zu helfen.<«
    Sonnenschein wandte sich von ihr ab und setzte sich hin. Soweit ich es noch beurteilen konnte, war sein Gesicht ausdruckslos. Sein Glühen verblasste. Ah — die Bedrohung war vorüber, also brauchte er seine Macht nicht länger.
    Ich atmete tief ein und sah Lil an. »Ich weiß die Information zu schätzen. Aber wenn es dir nichts ausmacht, wäre es mir lieber, wenn du mir die Dinge in Zukunft erklärst und nicht vorführst.«
    Sie lachte, worauf mir die Haare zu Berge standen. Sie klang nicht so, als ob sie völlig bei Verstand war. »Ich bin froh, dass du mich sehen kannst, sterbliches Mädchen. Dadurch wird alles so viel interessanter.« Ihr Blick schweifte zum Tisch. »Wirst du das noch essen?«
    Meinte sie meinen Teller oder meine Hand, die in seiner Nähe ruhte? Vorsichtig legte ich die Hand in meinen Schoß. »Bediene dich.«
    Lil war entzückt. Sie lachte erneut und beugte sich dann über den Teller.
    Etwas bewegte sich so schnell, dass ich nicht folgen konnte.
    Ich hatte den Eindruck, dass Nadeln surrten. Dann zog ein fauliger Gestank an meiner Nase vorbei. Als sie einen halben Atemzug später den Kopf hob, war der Teller sauber. Sie nahm meine Serviette und betupfte sich damit die Mundwinkel.
    Ich schluckte schwer, zog mich auf die Füße und machte einen Bogen um sie. Sonnenschein war ein kaum sichtbarer Schatten auf der anderen Seite. Er aß. Lil hatte bereits erste Blicke auch in die Richtung seines Tellers geworfen. Ich wollte ihm einiges sagen, aber nicht in ihrer Gegenwart. Er war am Abend zuvor genug gedemütigt worden. Aber er und ich mussten zu einer Übereinkunft kommen — und zwar bald.
    Ich spülte langsam, und Sonnenschein aß langsam. Lil saß in meinem Stuhl, ließ ihre Blicke zwischen uns schweifen und kicherte ab und zu leise in sich hinein.
    Es war Mittag, als ich das Haus verließ. Ich hatte gehofft, mich früher auf den Weg machen zu können. Diesmal musste ich weiter laufen und Tische schleppen. Ich hatte gehofft, dass Sonnenschein sich mir wieder anschloss und half, die Sachen zu tragen. Doch er rührte sich nach dem Frühstück nicht vom Fleck. Er brütete vor sich hin und war in

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