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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Ich stand auf und zischte, weil meine Knie furchtbar schmerzten.
    Als ich mich aufrichtete, brach die Menschentraube um mich herum in Beifall aus.
    »Was ...« Aber ich wusste es. Sie klatschten meinetwegen.
    Noch bevor ich das alles begriff, schoben die Zuschauer sich nach vorne. Ich hörte, wie sie drängelten und versuchten, nicht auf die Zeichnung zu treten. Dann fragten sie mich nach Preisen für meine Waren, ob ich beruflich malte, wie ich es schaffte, so schöne Dinge zu zeichnen, obwohl ich doch nicht sehen kann, ob ich wirklich nicht sehen kann und so weiter und so fort. Ich war geistesgegenwärtig genug, mich hinter meinen Tisch zu flüchten und den unbequemsten Fragen mit nichtssagender Höflichkeit zu begegnen: »Nein, ich kann wirklich nicht sehen! Schön, dass es Euch gefällt!« Dann wurde ich von Anfragen eifriger Kunden überschwemmt, die alles, was ich hatte, kaufen wollten. Die meisten feilschten nicht einmal. Das war der beste Verkaufstag, den ich je hatte. Dabei geschah alles innerhalb weniger Minuten.
    Nachdem sie mit mir fertig waren, gingen die meisten Kunden zu den anderen Verkaufsständen weiter. Zu spät wurde mir klar, dass sie das die ganze Zeit, während ich malte, auch getan hatten. Kein Wunder, dass der Händler mir gedankt hatte. In der Ferne hörte ich die Glocken der Weißen Halle, die zum Sonnenuntergang läuteten. Der Park schloss bald.
    »Ich dachte mir, dass Ihr das seid«, sagte eine Stimme neben mir. Ich schrak zusammen, drehte mich um und lächelte, weil ich der Meinung war, dass es sich um einen weiteren Kunden handelte. Aber der Mann, der gesprochen hatte, trat nicht an den Tisch. Ich versuchte, ihn zu orten, und bemerkte, dass er auf der anderen Seite der Kreidezeichnung stand.
    »Wie bitte?«, fragte ich.
    »Ihr wart an der anderen Promenade«, sagte er. Beunruhigt spannte ich mich an, obwohl er nicht bedrohlich klang. »An dem Tag, nachdem Ihr die Leiche des Gottkinds gefunden habt. Ich sah Euch und fand dort schon, dass Ihr irgendwie ... interessant seid.«
    Ich begann zusammenzupacken und war nicht mehr ganz so beunruhigt. Vielleicht war dies ein ungeschickter Versuch des Mannes, sich an mich heranzumachen. »Wart Ihr in der Menge?«, fragte ich. »Einer der Ketzer?«
    »Ketzer?« Der Mann kicherte. »Hmm. Ich nehme an, dass der Orden das so sieht, obwohl ich den Lord Bright auch verehre.«
    Ein Mitglied der Neuen Lichter also. Sie waren angeblich ein Zweig der Itempaner. Oder vielleicht auch eine neuere Sekte. Ich konnte das nie so richtig auseinanderhalten. »Nun ... Ich selbst bin eine traditionelle Itempanerin.« Ich sagte es, um jeglichem Versuch seinerseits, mich zu bekehren, vorzubeugen. »Aber wenn Rolie Eure Göttin war, dann tut es mir leid um Euren Verlust.«
    Ich hörte beinahe, wie er seine Augenbrauen hochzog. »Eine Itempanerin, die die Anbeter eines anderen Gottes nicht verdammt oder den Tod dieses Gottes feiert? Seid Ihr nicht selbst auch ein wenig ketzerisch?«
    Ich zuckte mit den Schultern und verstaute die letzte der kleinen Kisten in meinem Tragebeutel. »Schon möglich.« Ich lächelte. »Sagt es nicht den Ordensbewahrern.«
    Da lachte der Mann. Dann wandte er sich zu meiner Erleichterung ab. »Natürlich nicht. Also, bis später dann.« Er ging davon und summte leise vor sich hin. Das war die endgültige Bestätigung: Er summte das wortlose Lied der Neuen Lichter.
    Ich setzte mich kurz hin, um mich auszuruhen, bevor ich mich auf den Rückweg machte. Meine Taschen und mein Geldbeutel waren voller Münzen. Madding wäre erfreut. Jetzt musste ich mir ein paar Tage frei nehmen, um meine Vorräte aufzufüllen, bevor ich wieder verkaufen konnte. Vielleicht nahm ich darüber hinaus noch ein paar weitere Tage Urlaub. Ich hatte noch nie Urlaub gehabt, aber vielleicht konnte ich mir das jetzt leisten ...
    Vom anderen Ende der Promenade her näherten sich Schritte. Ich war so müde und benommen, dass ich mir nichts dabei dachte. Auf der Südpromenade herrschte immer noch geschäftiges Treiben, obwohl auch die anderen Händler zusammenpackten.
    Hätte ich allerdings genauer hingehört, wären mir die Schritte dieser Stiefel bekannt vorgekommen. Als ich es tat, war es zu spät. Ihr Besitzer sprach mich an.
    »Sehr freundlich, Oree Shoth«, sagte eine Stimme. Den ganzen Tag hatte ich gefürchtet, sie zu hören. Rimarn Dih. O nein.
    »Es war wirklich sehr freundlich von dir, ein so deutliches Signal zu zeichnen«, sagte er. Kurz vor der Kreidezeichnung blieb er

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