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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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noch düsterer Stimmung als sonst. Beinahe hätte ich seine frühere Teilnahmslosigkeit vermisst.
    Zu meiner großen Erleichterung verließ Lil mit mir zusammen das Haus. Ein problematisches Gottkind als Hausgast reichte mir. Sie verabschiedete sich herzlich und dankte mir so überschwänglich für das Frühstück, dass ich nicht mehr ganz so schlecht über sie dachte. Madding hatte immer angedeutet, dass einige der Gottkinder besser mit Sterblichen umgehen konnten als andere. Einige dachten zu fremdartig, andere waren in unseren Augen zu monströs. Deshalb waren all ihre Anstrengungen, sich anzupassen, vergeblich. Mir schwante, dass Lil auch dazugehörte.
    Ich trug meine Tische und die Waren, die sich am besten verkauften, zur südlichen Promenade des Durchgangsparks. An der nordwestlichen Promenade befand sich die Künstlerzeile. Dort konnte man den größten Nutzen aus den vielen Leuten ziehen, die herbeikamen, um freie Sicht auf den Baum und die anderen Sehenswürdigkeiten der Stadt zu haben. Der Blick war ähnlich gut wie aus dem Salon, in dem das Adelskonsortium tagte. Die Aussicht von der Südpromenade aus war immer noch annehmbar, aber eben nicht ideal. Die Attraktionen wirkten von dort gesehen nicht ganz so beeindruckend. Deshalb war sie nur ein mittelmäßiger Standort. Sie war aber die einzige Alternative, die mir noch blieb. Der nordöstliche Eingang des Parks war seit Jahren von einer Wurzel des Baums verdeckt, und das Osttor bot einen herrlichen Blick auf den Lieferanteneingang von Elysium.
    Der einzige Vorteil dieses Standorts war die Tatsache, dass die Ordensbewahrer hier nur selten vorbeikamen. Dadurch war ich nicht völlig in Sicherheit - es gab immer Denunzianten —, aber ich war bereit, darauf zu wetten, dass ich nicht weit genug oben auf der Liste der Verdächtigen für den Mord an dem Gottkind stand. Ich verfugte über Magie und keine Berechtigung, sie zu verwenden. Das allein war Verbrechen genug. Aber der Orden hatte größere Probleme. Jedenfalls hoffte ich das.
    Ich betrat die Südpromenade und hörte nur wenige andere Verkäufer bei der Arbeit. Sie riefen Passanten hinterher, um ihre Waren anzupreisen. Oh~oh, kein gutes Zeichen. Es bedeutete, dass es nur wenige potenzielle Kunden gab. Die Verkäufer muss- ten um sie werben. Hier gab es bestimmt kein kameradschaftliches Aufeinander-aufpassen, wie ich es von der Zeile gewohnt war. Hier war sich jeder Verkäufer selbst der oder die Nächste.
    Ich hörte in der Nähe drei ... nein, vier weitere Verkäufer. Einer bot schmückende Schals feil, ein anderer »Baumpasteten« — was immer das war, es roch köstlich —, und zwei weitere Personen verkauften offensichtlich Bücher und Andenken. Ich baute auf, spürte die Blicke der beiden Letzteren im Nacken und hoffte, dass ich keine Scherereien bekam. Wie so oft aber geschah, nachdem sie mich erst einmal genauer angesehen hatten, nichts. Hin und wieder — ich gebe zu, äußerst selten — hilft es ungemein, blind zu sein.
    Also baute ich auf und wartete. Und wartete. Ich kannte die Gegend nicht und hatte noch keine Gelegenheit gehabt, sie zu erkunden. Zwar hörte ich, dass in der Nähe Fußgängerverkehr herrschte — Pilger ließen Bemerkungen fallen, wie dunkel die Stadt doch geworden war und wie hübsch der von dem Baum umwachsene Elysiumpalast doch aussah —, aber es war dennoch möglich, dass ich mich an einem schlechten Standort platziert hatte. Zweifellos hatten die anderen Händler sich bereits die besten Plätze gesichert. Also beschloss ich, das Beste aus dem zu machen, was ich hatte.
    Am mittleren Nachmittag aber wurde mir klar, dass ich in der Klemme steckte. Eine Handvoll Pilger hatte meine Waren durchstöbert. Es handelte sich hauptsächlich um Arbeiter und Amn aus den weniger reichen Städten und den umliegenden Ländereien von Schatten. Genau das war Teil meines Problems: Bisher kamen meine besten Kunden aus Hochnord oder waren Inselbewohner. In diesen Ländern war es riskant, an Itempas zu glauben. Deshalb kauften sie eifrig meine Miniaturbäume und die Gottkindstatuen. Aber Senmiten waren zum größten Teil Amn — und Amn waren überwiegend Itempaner. Deshalb waren sie nicht so leicht von dem Baum und den anderen ketzerischen Wundern Schattens zu beeindrucken.
    Das war auch in Ordnung. Ich hatte den Leuten ihre Ansichten noch nie übel genommen. Aber ich musste essen. Mein Magen hatte als Erinnerung an diese Tatsache angefangen, laut zu knurren. Ich war selbst schuld. Warum

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