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Die Gefährtin des Medicus

Die Gefährtin des Medicus

Titel: Die Gefährtin des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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Fisch zu braten, statt ihn mit bloßen Händen aus dem Wasser zu zerren. Nun freilich konnte die ferne Mutter kein entsprechendes Verbot aussprechen.
    »Wenn du meinst«, sagte Emy, nachdem sie ihm vorgeschlagen hatte, nach Fischen zu jagen, »dann wollen wir es doch versuchen!«
    Alaïs juchzte auf. »Wollen wir darauf wetten, wem es als Erstem gelingt, einen zu fangen?«, rief sie begeistert.
    »Zu welchem Preis?«, fragte Emy. Er hatte sichtlich Spaß an dem Spiel.
    »Wer ihn fängt, muss ihn nicht braten!«
    Wenig später standen sie bis zu den Knien im Fluss. Das Wasser war eisig kalt, und sie mussten lange herumwaten, bis sie eine Stelle fanden, an der sie ruhig stehen konnten und nicht entweder von der Strömung mitgerissen wurden oder im sandig – schlammigen Grund versanken. Aurel achtete nicht auf sie. Er hatte sich im Schatten eines Apfelbaums niedergelassen und blätterte dort in seinen Büchern. Alaïs indessen knotete die Enden ihrer Tunika um die Hüften, damit sie einen freien Blick auf das Wasser hatte. Krebsrot waren ihre Füße von der Kälte, doch sie unterdrückte das Zittern und versuchte, so reglos wie möglich zu stehen.
    »Man muss warten, bis die Fische unmittelbar vor einem schwimmen. Und dann heißt es, blitzschnell zuzupacken und sie ans Ufer zu werfen!«
    Dies war leichter gesagt als getan. Nicht nur, dass ihre Füße vor Kälte gefühllos wurden, bis sich einer der Fische auch nur in ihre Nähe wagte. Obendrein waren diese flugs wieder in den Tiefen der Fluten verschwunden, wenn sie ihre Hand auch nur nach ihnen ausstreckte. Und als es ihr schließlich, nach langem Fluchen, doch gelang, eines der etwas trägeren Exemplare zu erwischen, zappelte der Fisch dermaßen in ihren Händen, dass er ihr sofort wieder entglitt.
    »Das geht unmöglich! Diese Biester sind viel zu schnell und viel zu glitschig!«
    Empört stampfte sie mit ihrem Fuß auf den schlammigen Grund des Flusses. Emy lachte so laut und herzlich, wie sie ihn noch nie hatte lachen hören – und Alaïs konnte nicht anders, als es zu erwidern.
    »Na warte!«, meinte sie gespielt streng, um im nächsten Augenblick ihre Faust ins Wasser sausen zu lassen – diesmal nicht zum Zwecke, einen Fisch zu fangen, sondern um Emy nasszu – spritzen.
    Abwehrend hob er die Hände, doch er floh nicht, sodass alsbald nicht nur seine Kleidung nassgesogen war, sondern es auchvon seinen Haaren troff. Er schüttelte den Kopf, woraufhin nun Alaïs ein nasser Regen traf.
    Sie kreischte auf und genoss die Kühle doch.
    Erneut wollte sie sich rächen, doch mitten in der Bewegung hielt sie inne.
    »Sieh doch!«
    Manch einen Kaufmannszug hatten sie schon gesehen, seitdem sie auf Wanderschaft waren. Nicht selten schlossen sich mehrere Händler zusammen, um so der Gefahr zu entgehen, Opfer von Räuberbanden zu werden. Doch nie war ein Zug so lang gewesen wie jener, der sich nun am Ufer der Sorgue entlangwälzte. Holzwagen an Holzwagen reihte sich, von Maultieren oder Eseln gezogen, von Männern begleitet, die auf ihre zerbrechlichen Waren achtgaben oder aber die Wagen stützten, wenn es galt, die Räder über Steine zu bugsieren. Einige Lastenträger waren dabei, große Pakete geschultert, und eine Menge Reiter, die vor allem zu Beginn und am Ende des Zuges darauf achteten, dass er nicht zu langsam wurde oder gar abriss.
    Alaïs starrte hingerissen auf die vielen Menschen. »Das muss ein reicher Kaufmann sein!«, stieß sie aus.
    Emy nickte. »In der Tat.«
    Selbst Aurel, ansonsten nicht sonderlich interessiert an den Menschen, die die Welt mit ihm bevölkerten, hatte sich erhoben und blickte auf den Zug. Freilich ward seine Aufmerksamkeit nicht lange gefesselt. Schon ließ er sich wieder nieder und vertiefte sich in eines seiner Bücher.
    Deswegen sah er nicht, wie der Zug plötzlich in Schwierigkeiten geriet, als er eine scharfe Kurve nahm. Eines der Räder rumpelte dabei besonders laut. Der Begleiter, der über diesen Wagen wachte, stieg vom Pferd und beugte sich nieder, schien es zu prüfen und gab schließlich den Befehl zum Weitermarsch – verfrüht, wie sich zeigte. Ein Knall ertönte, noch lauter als das bisherige Quietschen und Stöhnen und Schnauben. Das Rad brach nicht einfach entzwei oder fiel ab, nein, es schien förmlich vom Wagen zu springen und rollte hernach den kleinen Abhangherunter, der zwischen Weg und Fluss lag. Alaïs sah, wie es sich selbst dann noch drehte, als es längst in den Fluten versank. Der Mann, der es eben hatte

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