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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Sprache war leicht nuschelig. Sie richtete ihr noch einmal Polster und Decken und fragte sie, ob sie etwas brauche.
    »Nein, Laure. Ist gut. Lass mich ruhen.«
    Laure streichelte ihre blassen Hände und ging wieder nach unten in die Küche. Elseken schlitzte mit geübter Hand Fische auf, Melle schuppte. Paitze hatte sich dazu­gesellt und half ebenfalls mit. Die Körbe mit den Walnusskernen standen neben dem Herd, und sie nahm eine der flachen Pfannen vom Haken und stellte sie auf den Herdring über dem Feuer.
    »Bereitest du bitte für morgen etwas Pastetenteig zu, Elseken? Ich will sie mit kandierten Nüssen füllen.«
    »Ich hab genug anderes zu tun.«
    »Weiß ich. Machst du es trotzdem?«
    »Ich kann Teig kneten«, meinte Melle. »Äh – besser als Fische ausnehmen.«
    »Dazu gehört nicht viel«, spöttelte Paitze. »Aber Teig kann ich auch kneten. Vor allem, wenn du süße Walnüsse machst, Mama.«
    »Also dann.«
    Laure gab eine Kelle voll Butter in die Pfanne und nahm Paitze den zugereichten Honigtopf ab. Als die Butter aufschäumte, gab sie den Honig dazu, rührte die Masse um und streute dann die Nüsse hinein.
    »Gut aufpassen, dass sie nicht schwarz werden, Paitze. Und wenn sie karamellisiert sind, vorsichtig auf die Matte legen.«
    Sie bestrich eine geflochtene Unterlage mit Öl, damit die kandierten Kerne beim Erkalten nicht festklebten.
    Natürlich naschten die Mädchen von den Nüssen, und sogar Elseken wurde milder gestimmt, als sie von der Süßigkeit probiert hatte.
    Dann aber zupfte Melle an ihrem Arm.
    »Frau Laure, habt Ihr ein wenig Zeit für mich? Ich muss Euch was fragen.«
    Es gab noch so viel zu erledigen, aber das Mädchen wirkte bedrückt. Sie hatte sich immer sehr tapfer gehalten, war hilfsbereit und geschickt in allem, was man ihr auftrug. Laure nahm ihr ihre trotzige Art nicht besonders übel, ihre eigenen Kinder konnten dann und wann ebenso störrisch sein. Es lag wohl am Alter. Und es war leichter zu ertragen als Elsekens Verbitterung.
    »Komm mit in den Gemüsegarten. Wir können Winterzwiebeln stecken.«
    Melle nickte und ging hinter ihr her.
    Gemeinsam lockerten sie den Boden, und da das Mädchen noch immer schwieg, fragte sie: »Was bedrückt dich denn, Melle?«
    »Es ist … ist wegen meinem Vater, Frau Laure.«
    »Hast du dich wieder über ihn geärgert?«
    »Nein. Ich glaube … mhm … ich denke … Also, ich hab ihm wohl Unrecht getan, nicht?«
    Das zuzugeben war ihr wohl sehr schwergefallen. Aber sie war ja ein tapferes Geschöpf, also drehte sich Laure zu ihr herum und sah ihr in die Augen.
    »Ja, das hast du. Aber ich glaube, er trägt ein wenig mit Schuld daran. Es wäre wohl gut, wenn ihr beide miteinander sprechen würdet.«
    »Er … ich bin ihm egal.«
    »Nein, das bist du nicht.« Und dann sah Laure ein, dass das Kind Ehrlichkeit verdiente. »Nicht mehr. Du musst das auch verstehen, Melle. Er wusste nichts von dir. Aber deine Mutter hat ihm aufgetragen, sich um dich zu kümmern. Das mag seine Pläne ziemlich durchkreuzt haben. Dennoch hat er dich mitgenommen und sucht nach einer Lösung, wie er dir ein anständiges Leben ermög­lichen kann.«
    »Ja, das sehe ich ein. Aber ein Konvent … Frau Laure, will er das wirklich noch?«
    Sie hatte mit dem Magister nicht wieder darüber gesprochen, aber seit er die Machenschaften dieses Konvents der verschleierten Damen verfolgte, hatte sie das Gefühl, dass er von dem Gedanken abgekommen war.
    »Das wirst du ihn auch selber fragen müssen, Melle. Und gut wäre es wohl, wenn du selbst darüber nachdenken würdest, wie dein weiteres Leben aussehen soll. Die Möglichkeit, Melle, hat nicht jede junge Frau. Dein Vater ist ein vernünftiger Mann und wird einer ernsthaften Überlegung gewiss zuhören. Aber stell keine unmög­lichen Bitten an ihn. Er ist ein Mann mit vielen Sorgen.«
    »Ja, das mag wohl sein. Er gehört nicht zu den Vaganten, nicht wahr?«
    »Nein.«
    Laure steckte die kleinen Zwiebeln in die Erde und drückte sie fest. Es war nicht ihre Aufgabe, Hagans Tochter seine Stellung zu erklären. Abgesehen davon wusste sie selbst zu wenig darüber.
    »Er versteckt sich bei ihnen.«
    Ein kluges Ding, diese Melle. Sie nickte.
    »Er ist was ganz anderes als ein Magister.«
    »Er ist ein Magister.«
    »Auch.« Melle ließ ein paar Zwiebeln durch die Finger gleiten. »Frau Laure, so sagt es mir doch.«
    Sie seufzte. Wenn Hagan wieder zurückkam, würde sie ein ernstes Wort mit ihm reden müssen.
    »Er ist ein

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