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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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annehmen, dass er auch über seine Erlösung gesprochen hatte. Weshalb sie vermutlich den bedauernswerten Priester erschlugen.
    Laure schauderte in der warmen Sonne. In was für ein furchtbares Gestrüpp war sie nur geraten? Es war schon schlimm genug, dass sie den armen Mann in ihrer Remise gefunden hatte – dass sich dahinter ein Geflecht von weit gräss­licheren Verbrechen verbarg, machte ihr von Tag zu Tag mehr Angst.
    Wenn nur die Vaganten und Magister Hagan nicht gekommen wären …
    Sie seufzte.
    Nein, das war falsch. Das Schicksal hätte auch ohne sie ihren Lauf genommen. Hemma wäre auch ohne deren Eintreffen überfallen, Martine schon zuvor verstümmelt worden, und den Overrath hätte man vielleicht sogar fälschlich des Mordes beschuldigt.
    Aber sie hätte es nicht gewusst, was für eine gezielte Bosheit und Grausamkeit sich dahinter verbarg.
    Nun konnte sie die Augen davor nicht mehr verschließen.
    Sie war realistisch genug, es gar nicht erst zu versuchen. Nur wünschte sie sich einen Menschen, dem sie ihre Angst anvertrauen konnte. Der sie tröstete und ihr versicherte, dass er sie verstand und beschützte. So wie Kornel es getan hätte.
    Wie hätte Kornel wohl auf diese Enthüllungen reagiert?
    Ein Reiter kam ihr entgegengaloppiert, Staub wirbelten die Hufe auf, und sie lenkte das Eselchen an den Wegesrand, um ihn vorbeizulassen. Er beachtete sie nicht, doch sie erkannte Lothar von Hane.
    Der erwartete leise Stich blieb aus.
    Plötzlich lächelte sie.
    Kornel hätte sie sicher getröstet, doch auch er hatte bittere Wahrheiten nie von ihr ferngehalten. Der Ritter hatte sie immer mit großer Achtung behandelt, und, wenn sie es zugelassen hätte, sicher auch mit Zärtlichkeit oder gar ­Leidenschaft. Aber auf gleicher Ebene hätten sie sich nie verstanden. Sie war eine Gastwirtin, mochte auch die Arbeit auf einem Rittergut beinahe dieselbe sein, so war sie doch keine edle Herrin. Ihre Sorgen würde er nicht verstehen.
    Der Esel trabte wieder an.
    Sie fühlte sich unerwartet zufrieden.
    Es war verhältnismäßig ruhig an diesem Tag, nur eine kleine Reisegruppe war eingetroffen; ein Knecht kümmerte sich um ihre Belange. Jan und Paitze hatten zwei große Körbe Walnüsse gesammelt und waren dabei, sie mit Melle zusammen im Hof zu knacken. Laure rief nach Nys, damit sie ihr half, die Fische abzuladen und Elseken beim Aus­nehmen zu helfen.
    Die Magd erschien nicht.
    Ungehalten wuchtete sie selbst die Last vom Wagen und brachte sie in die Küche. Melle stand plötzlich neben ihr und hob den Henkel mit an.
    »Nys ist weg.«
    »Nys ist weg?«
    »Vorhin. Ich glaube, die Arbeit hier hat ihr nicht gefallen.«
    »Der gefällt gar keine Arbeit«, grummelte Laure. Böse war sie nicht darum, dass die Dirne fort war. »Kannst du Fische ausnehmen, Melle?«
    »Können schon – nur sie sehen hinterher immer so aus, als wären sie von einem Wolf bearbeitet worden.«
    »Dann solltest du üben, sie appetitlich zuzurichten, nicht wahr?«
    Glücklich schien Melle mit dem Vorschlag nicht zu sein.
    »Ich zeige dir hinterher auch, wie man Walnüsse kandiert.«
    »Na gut, ich übe ein bisschen.«
    Elseken zeigte sich ebenfalls nicht erfreut über ihre Helferin, aber das betrübte Laure nicht sonderlich. Sie wusch sich den Fischgeruch von den Händen, schaute nach Stephan, der in einen fiebrigen Schlaf gefallen war, und stieg dann zu Hemma hoch. Drei Wochen belegte sie nun schon ihre eigene Kammer, und das machte sie allmählich ein wenig ungehalten. Doch es gab keine andere Möglichkeit, die Verletzte bequem unterzubringen. Das gebrochene Bein verheilte zwar gut, aber ihr Versuch, mit einem Gehstock umherzuhumpeln, war schnell an den Schmerzen gescheitert, die die Bewegung verursacht hatte. Inocenta hatte gesagt, dass die alte Frau sicher über einen Monat brauchen würde, bis sie ihre Knochen wieder belasten konnte. Hinzu kam noch, dass Hemma in den letzten Tagen über Kopfschmerzen geklagt hatte und die meiste Zeit dösend im Bett verbrachte. Gut, sie war alt und gebrechlich. Olaf hatte sich zwar bereiterklärt, beim Aufbau der Klause zu helfen, aber Laure glaubte nicht mehr daran, dass sie jemals wieder dorthin zurückgehen würde. Für diesen Fall musste sie gewappnet sein und eine Lösung finden. Denn auch ihre Anwesenheit geheim halten konnten sie nicht ewige Zeiten.
    Hemma wirkte matt, nahm aber dankbar den Becher mit einem Kräuteraufguss an. Laure merkte, dass ihr Mund­winkel ein wenig herunterhing, und auch ihre

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