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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Melle Frau Laure zu.
    »Später, noch stören sie nicht.«
    »Was war mit dem Mönch?«
    »Widerlich, doch harmlos, vermute ich. Er zockelte nach Süden weiter. Jan wird ihm ein Stückchen folgen.«
    »Vielleicht war schon gestern oder vorgestern jemand hier, um uns auszukundschaften.«
    »Das wäre denkbar. Ich sehe in meinem Büchlein nach, aber viele neue Gesichter sind mir nicht aufgefallen.«
    Melle war beunruhigt. Es gab irgendetwas, das ihr auf­gefallen war. Etwas, das nicht so war, wie es schien.
    Am Nachmittag half sie Elseken beim Ansetzen der Maische für das Bier und ließ sich von ihr den Vorgang des Brauens erklären. Die säuer­liche Köchin war zwar kurz angebunden, aber bereit, ihr Wissen zu teilen.
    »Warum macht das Bier eigentlich trunken, Elseken. Es ist doch nur Getreide und Grut?«
    »Es gärt. Das ist eine komische Sache. Es beginnt, wenn man die Hefe zusetzt.«
    »Ja, aber wenn man Getreidemehl mit Hefe versetzt, gärt das nicht.«
    »Der Teig geht aber auf. Frag deinen Vater, der ist gelehrter als ich. Ich weiß nur, was ich machen muss.«
    »Ist gut. Was macht denn schneller trunken, Wein oder Bier?«
    »Probier’s aus!«
    »Ich mag aber kein Bier. Und Wein nur, wenn er gewürzt ist.«
    »Kommt schon noch. Ich glaub, der schwere rote Wein aus den süd­lichen Ländern macht viel schneller trunken als der Weiße von hier.« Und dann hielt Elseken mit dem Rühren inne. »Und Bier weniger als der weiße Wein.«
    »Und Most noch weniger.«
    »Um von Most betrunken zu werden, musst du ihn schon kannenweise trinken. Die Maische muss jetzt ruhen. Hilf mir, das Malz für die nächste Portion zu schroten.«
    Sie arbeiteten eine Weile schweigend in der Braustube, dann schickte Elseken Melle zum Wasserholen an den Brunnen. Auf dem Weg dahin begegnete ihr eine der Mägde, die emsig den Reisigbesen schwang.
    »Hast du auch die zwei Gesellen aus der Gaststube gefegt?«, fragte sie sie mit einem Grinsen.
    »Gesellen? Nein, da war niemand mehr. Nur irgend so ein Ferkel hat einen Bierkrug zerbrochen. Unter dem Tisch war es ganz klebrig.«
    Melle setzte den Eimer ab.
    »Unter welchem Tisch?«
    »Ist schon aufgewischt, brauchst dich nicht drum zu kümmern«, meinte die Magd freundlich.
    »Sag’s mir trotzdem.«
    »Hinten an der Wand, unter dem Fenster.«
    »Melle, wo bleibt das Wasser?«, rief Elseken.
    »Sofort. Bitte, kannst du ihr den Eimer bringen? Ich muss unbedingt mit Frau Laure sprechen.«
    »Mach ich. Gib her, ich hol auch das Wasser hoch.«
    Melle rannte über den Hof. In der Küche war Frau Laure nicht, aber Paitze meinte, sie sei in ihre Kammer gegangen. Hurtig eilte sie zum Wohnhaus, lief die Treppen hoch und machte die Kammertür auf.
    Frau Laure war da – ertappt starrte sie sie an. Doch Melle war ebenso verblüfft. Ihr Vater hielt sie nämlich an sich gedrückt.
    »Ähm …«
    Er ließ sie auch nicht los.
    »Ich … Entschuldigung.«
    »Bleib hier, Kind. Du hast etwas Wichtiges zu vermelden.«
    »Ja …mhm … es ist wegen der Handwerksgesellen.«
    Frau Laure trat einen Schritt zurück. Sie hatte sehr rote Wangen bekommen. Aber offensichtlich fasste sie sich wieder.
    »Was ist mit ihnen?«
    »Sie sind fort. Und sie haben gar nicht so viel Bier getrunken, wie sie uns glauben machen wollten. Die Magd hat gesagt, unter dem Tisch war eine große Bierlache.«
    »Trottel, die. Sie haben nicht mit der Reinlichkeit der Wirtin gerechnet. Gut gemacht, Melle.«
    »Und jetzt?«
    »Werden wir uns wappnen.«
    »Und beten.«
    Sie kamen vor dem Morgengrauen.
    »Laure, wach auf!«, flüsterte es an ihrem Ohr. Sofort wurde sie hellwach. Sie hatten sich alle in ihren Kleidern zur Ruhe begeben, vier Männer hatten abwechselnd die Wache übernommen.
    »Was ist?«, fragte sie Hagan und setzte sich auf.
    »Von Westen kommen Reiter und Fußvolk. Ich glaube nicht, dass es gewöhn­liche Reisende sind.«
    »Wie viele?«
    »Fünfzehn, zwanzig. Fünf zu Pferde.«
    »Zwanzig Söldner.« Laure wurde bang, als sie an Alard und Curt dachte. Grausame, brutale Männer, denen Töten und Quälen Vergnügen bereitete.
    »Sie sind draußen, wir drinnen, Laure. Und bevor sie reinkommen, werden sie Federn lassen müssen.«
    Sie ging zum Fenster. Grau zog der Morgen auf, der Himmel verhangen, doch die Schwärze der Nacht war gebrochen. Alles war still. Oder?
    Ein Schrei durchbrach diese Stille.
    Und dann brach der Tumult aus.
    »Haltet die Wassereimer bereit«, sagte Hagan und gab ihr einen rauen Kuss, bevor er die Stiege

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