Die Gefährtin des Vaganten
unter seinem Blick unangenehm.
»Jan, kennst du den Mönch da?«
Jan sah in die Richtung, die sie vorsichtig angedeutet hatte.
»Nein, nie gesehen. Solche kommen nicht oft hier vorbei. Und der scheint auch noch besonders knickerig zu sein.«
Paitze rief aus der Küche, dass wieder ein paar Körbe Brot fertig seien, und Melle brachte sie an die Tische. Dabei bemerkte sie, dass der Mönch nun näher an die Brüder gerückt war und sie in ein Gespräch verwickelte.
Die Mitglieder des Geleitzugs riefen nach mehr Bier, und für eine Weile war Melle damit beschäftigt, ihre Humpen zu füllen. Als sie damit fertig war, sah sie, dass der Mönch Jan winkte und einen Krug Rotwein orderte.
Also doch nicht kniepig. Immerhin, die beiden Schmiedewarenhändler waren unterhaltsam und wussten viele Anekdoten aus ihren Reisen zu berichten. Das mochte dem Mönch eine Abwechslung bieten.
Melle brachte weitere Schüsseln mit Eintopf zu den Tischen, und während die Leute drauflos löffelten, entstand eine plötzliche Stille, in der sie sehr deutlich den Namen Hagan vernahm. Sie blieb stehen und lauschte. Aber auch die Stimme hatte sich jetzt gesenkt, und Melle verstand nicht, was weiter gesagt wurde.
Frau Laure trat in die Gaststube und ging zwischen den Tischen entlang, fragte, ob alle zufrieden seien, hielt hier auf ein Schwätzchen inne, hörte sich dort eine Klage an, hatte ein Scherzwort für die Drugwarenhändlerin übrig und lächelte Melle zu. Sie wirkte heiter, fast so, als ob ein leises Glühen in ihr wirkte.
»Danke für deine Hilfe, Melle. Es ist wirklich sehr viel los heute.«
»Und die Gesellen da hinten liegen bald unter dem Tisch.«
»Dann werden wir sie aus der Stube kehren und auf den Misthaufen werfen.«
Melle kicherte.
»Das wäre eine gute Lehre.«
»Es wird sie nicht daran hindern, das nächste Mal wieder zu saufen.«
»Wird es nicht. Komm mit nach draußen, Melle, hier kommen die Schankmaiden jetzt zurecht.«
Melle folgte Frau Laure durch die Küche in den Gemüsegarten.
»Dein Vater vermutet, dass man ihn hier suchen wird, Melle. Sind dir irgendwelche besonderen Gäste aufgefallen?«
Eine kühle Angst griff nach ihr. Natürlich, seine Flucht war entdeckt worden, und sie würden alsbald darauf kommen, ihn hier zu suchen. Warum hatte sie nur nicht früher daran gedacht? Sie ging noch einmal alle Gesichter durch, die sie in der Mittagszeit betrachtet hatte.
»Ich weiß nicht so recht. Die Männer aus dem Geleitzug kümmern sich nur um sich selbst, ein Dutzend andere sind solche, die ich schon oft hier gesehen habe, die Ihr vorhin begrüßt habt. Dann ein Lederer mit seinem Lehrling, die beiden haben ständig miteinander gezankt, die beiden Fischmengerschen haben geschwatzt ohne Luft zu holen, die Gesellen haben gesoffen und dieser Wandermönch hat mich mit Glupschaugen angesehen. Der ist mir widerlich, Frau Laure.«
»Nicht nur dir.«
»Was, meint Ihr, könnten das für Leute sein, die nach meinem Vater suchen?«
»Solche wie die Söldner vielleicht oder ihre Dirnen. So war es zumindest das letzte Mal. Aber möglicherweise sind sie schlau genug, jemanden zu schicken, der unauffälliger ist, um uns nicht zu warnen.«
»Einen Wandermönch zum Beispiel.«
»Richtig.«
»Er hat sich an die Brüder herangemacht. Und als alle zu essen begannen, hat irgendjemand den Namen meines Vaters genannt.«
Frau Laure hob den Kopf.
»Wer?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe mich umgesehen, aber da redeten wieder alle durcheinander.«
»Das hast du gut gemacht. Ich denke, ich werde mir den Mönch mal etwas genauer ansehen.«
»Und ein Bild von ihm zeichnen?«
»Später, ja. Hilf mir, das Gewürzbrot zu verteilen, und lausch dabei weiter den Gesprächen.«
»Gewürzbrot?«
»Habe ich gestern schon gebacken. Brotteig mit Honig und Äpfeln, gewürzt mit Nelken und Zimt.«
Das süße Gebäck wurde gerne angenommen, und Melle versuchte, so unauffällig wie möglich jene zu beobachten, die ihr nicht bekannt waren. Die Männer des Geleitzugs standen bald auf, um weiterzuziehen, danach wurde es erheblich ruhiger in der Gaststube. Die beiden Handwerksgesellen lehnten Schulter an Schulter auf ihrer Bank an der Wand und hatten die Augen geschlossen. Laure stand bei dem schmierigen Mönch, der beinahe zu sabbern schien, während sie mit ihm und den Schmiedewaren-Brüdern plauderte.
Nach und nach leerte sich die Gaststube gänzlich, nur die beiden Trunkenen lehnten noch an der Wand.
»Rauskehren?«, flüsterte
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