Die Gefährtin des Vaganten
Magister. Folg mir. Hinrich, kümmer dich um diese Schandmähre. Sie sieht aus, als könnte sie eine ordentliche Portion Hafer vertragen.«
Auf seinen gebieterischen Wink hin folgte Hagan seinem Gastgeber ins Haus. Ein solides, mit schweren, dunklen Möbeln ausgestattetes Haus, einem Landedelmann angemessen. In der Stube beherrschte ein mächtiger Kamin den Raum, Scherensessel mit Polstern und Fellen luden zum Sitzen ein, eine Magd brachte unaufgefordert einen Weinkrug und stellte silberne Pokale auf den Tisch.
»Was führt dich zu mir, Hagan? Und warum als Magister, nicht als hochwürdiger Bischof?«
»Fragen, von denen ich hoffe, dass Ihr Antworten darauf habt.«
»Ich weiß nicht mehr viel von der Welt, mich interessiert die Ernte und das Wohlergehen meiner Rinder mehr als Päpste und Könige.«
»Vermutlich die bessere Wahl, vor allem, was Päpste anbelangt.«
Upladhin gab ein heiseres Lachen von sich.
»Erzähl.«
Hagan berichtete von Konstanz, Hanna und den Mördern.
»Coen und Gobel waren es, Hauptmann. Die beiden, die damals, als ich Marschall bei Sibert von Schlebusch war, schon einmal versucht hatten, mich umzubringen.«
»Tatsächlich? Das ist über zehn Jahre her. Ich hätte Söldnern wie ihnen kein so langes Leben vorhergesagt.«
»Wär interessant zu wissen, in wessen Diensten sie jetzt stehen. Damals gehörten sie zu den Kurkölnern, waren in die Fehden mit Adolph von Berg verwickelt.«
»Jetzt steht Dietrich wieder in Fehde mit ihm.«
»Das wisst Ihr also doch.«
Upladhin zuckte mit den Schultern.
»Jung gelernt, alt getan.«
»Ihr habt Euch immer gut informiert.«
»Meine Aufgabe, Hagan. Neben anderen.«
»Benutzt Ihr Spitzel?«
»Heute nicht mehr. Damals schon. Aber ich habe auch noch andere Möglichkeiten. Ich werde sehen, was ich für dich herausfinde.« Und dann grinste er offen. »Wenn du die beiden umgebracht hast, kann deine bischöfliche Weihe dich nicht zu sehr verweichlicht haben.«
»Ich bin fett geworden in den zwei Jahren, aber nicht dumm.«
»Jetzt bist du wieder sehnig. Als Magister. Was treibst du?«
»Hab mich einer Truppe Vaganten angeschlossen.«
Upladhin verschluckte sich an seinem Wein und hustete.
»Gott, für eine Überraschung bist du immer gut.«
»Es ist nicht so viel anders als unter Eurem Kommando, Hauptmann. Und unsere derzeitige Unterkunft ist sogar weit besser als die Lager, die Ihr uns geboten habt.«
»Wo bist du untergebracht?«
»In der ›Bischofsmütze‹ in Brück.«
»Wie passend.«
»Oh. Mhm. Ja.« Hagan schmunzelte kurz. Die Wortspielerei war ihm noch nicht bewusst geworden. »Hat eine hübsche Wirtin.«
»Dich stört dein geistlicher Stand nicht sonderlich?«
»Der? Ach nein. Großer Gott, dieser ganze Hokuspokus dient doch nur dazu, dem Volk ein Schauspiel zu bieten. Nicht anders als die Gaukler, mit denen ich jetzt zusammen bin. Ich kam mir mit diesem Bischofsornat immer wie ein verkleideter Narr vor.«
»Warum hast du die klerikale Rolle dann angenommen?«
»Wisst Ihr doch.«
»Euer Vater hat es gewünscht.«
»Dennoch habe ich sie erst angenommen, als Sibert von Schlebusch gefallen war.«
»Er fand den Tod anno 1411 bei der Dellbrücker Fehde, nicht wahr? Ihr wart gute Freunde, ich erinnere mich.«
»Ja, das waren wir. Wir haben oft über die Machenschaften der Pfaffen, die Schiebereien und Machtspiele gelacht. Aber über seinen Tod bin ich lange nicht hinweggekommen. Um mich abzulenken, habe ich die Pfründe in Speyer angenommen.«
»Du hättest zu mir zurückkommen können«, meinte Upladhin.
»Mir war nicht mehr nach Hauen und Stechen, Hauptmann. Und der Bischof Raban von Helmstatt ist ein umgänglicher Mann, der keine allzu große Achtung vor den Regeln der Kirche hat. Auch wenn er bei seinen Schafen äußerst streng darauf achtet.« Hagan hob die Hände. »Auch einer aus der Klüngelwirtschaft, wie man weiß.«
»Was hast du nun vor?«
»Herausfinden, warum Dietrich mir ans Leben will. Schade, dass Ihr nicht mehr zur familia des Erzbischofs gehört. Dann hättet Ihr es vermutlich schnell in Erfahrung bringen können.«
»Mhm. Will sehen, was sich machen lässt.«
»Kann sein, dass es etwas mit Papst Johannes zu tun hat. Er hatte seine Spitzel und seinen Berater in Konstanz.«
»Nicht ungewöhnlich.«
»Nein. Aber ich habe das Gefühl, dass Gunnar von Erpelenz etwas mit der Flucht des Papstes zu tun hatte.«
Upladhin nickte.
»Ich achte drauf.«
»Habt Ihr schon mal von den
Weitere Kostenlose Bücher