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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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›Töchtern der Nacht‹ gehört?«
    »Klingt nach Hurenvolk.«
    »Sind sie wohl auch. Und sie arbeiten für einen Priester namens Lambertus.«
    »Praktisch.«
    »Coen und Gobel waren in Konstanz ihre Zuhälter. Hier scheint ähn­liches Gelichter diese Aufgaben zu übernehmen.«
    »Und du glaubst, dass Dietrich sich ihrer bedient?«
    »Liegt doch nahe. Die Männer könnten aus seiner Schlägertruppe stammen.«
    »Mhm. Über die Söldner müsste ich einiges herausfinden können. Den Priester überlasse ich dir.«
    »Ja, ich kümmere mich darum.« Hagan reckte sich. »Was ist mit dem alten Schlebusch? Lebt der noch?«
    »Siberts Vater, ja. Richmont verbringt seine alten Tage bei seiner zänkischen Tochter in ihrem Stadthaus in Köln. Willst du ihn aufsuchen?«
    »Mal sehen. Ich brauche Leute mit guten Beziehungen. Ich muss meine Tochter in einem Konvent oder einem Stift unterbringen.«
    »Tochter. Aha.«
    »Hanna. Ich hab es nicht gewusst.«
    »Wissen Männer nie.«
    »Scheint so. Ich habe sie aus Limburg mitgenommen. Sie ist gewitzt, aber kratzborstig. Und sie weiß nicht, wer ich bin.«
    »Für einen Stift braucht sie eine Mitgift. Und sollte ehrbar sein.«
    »Das müsste sich regeln lassen.«
    »Die Beginen sind nicht ganz so streng.«
    »Damenstift ist vornehmer.«
    »Adelheidis?«
    »Vielleicht. Ich werde mich umhören.«
    »Aber als Magister Hagan wirst du wenig ausrichten können.«
    »Das weiß ich. Darum muss ich zuerst meine anderen Angelegenheiten klären.«
    »Die da heißen?«
    »Dietrich.«
    »Was hast du vor?«
    Hagan verschränkte seine Finger, bis die Gelenke knackten.
    »Ihn zum Zweikampf fordern.«
    »Wird er die Herausforderung annehmen?«
    »Wenn ich genug Beweise habe.«
    »Und wenn du gewinnst?«
    »Ist ein Stuhl frei.«
    »Das glaubst du selber nicht, Hagan.«
    »Nein, da habt Ihr recht. Das Letzte, was ich werden will, ist Erzbischof von Köln.«
    »Du weißt also nicht, was du aus einem Sieg über ihn machen willst?«
    »Nein, ich weiß es nicht. Ich könnte auch unterliegen.«
    »Was ist dann mit deiner Tochter?«
    »Ich mache mein Testament und setze Dietrich zum Vormund ein.«
    »Und unterschreibst ihr Todesurteil.«
    »Bestimmt nicht. Ich bin es, den er loswerden will. Aber ich könnte auch Bela von Efferen ernennen.«
    »Besser. Und mich dazu. Ich schau auf das Kind, solltest du den Kampf verlieren.«
    »Danke.«
    Hagan durchströmte eine gewisse Erleichterung. Manche Dinge regelten sich leichter als erwartet.
    »Du hast dich für einen harten Weg entschieden, Junge. Aber ich werde ihn dir nicht ausreden. Dietrich ist skrupellos und machtgierig. Aber er ist eigentlich nicht hinterhältig. Was hast du ihm getan, dass er dir so nachhaltig nach dem Leben trachtet?«
    »Das werde ich herausfinden, bevor ich ihn fordere, Hauptmann.«
    »Könnte auch ein anderer dahinterstecken?«
    »Könnte. Aber das scheint mir aufgrund der Tatsachen, die ich bisher kenne, nicht wahrscheinlich. Ich habe mir Mühe gegeben, mir keine Feinde zu machen. Aber man weiß nie, nicht wahr?«
    »Nein, weiß man nicht. Warte auf jeden Fall ab, was ich für dich herauszufinden in der Lage bin. Soll ich dir Botschaft schicken?«
    »An die ›Bischofsmütze‹. Piet, dem Anführer der Vaganten, könnt Ihr vertrauen, sollte ich nicht da sein.«
    »Gut, dann lass uns jetzt sehen, was die Haushälterin auf die Tafel gebracht hat. Ich habe Hunger.«
    Gestärkt und zufrieden mit der Unterredung kehrte Hagan an diesem Sonntagnachmittag zu der Schenke zurück, in der er sich mit Piet treffen wollte.
    Er fand ihn bei einem Würfelspiel mit einigen Hand­werkern, das er aber unterbrach, als er seiner ansichtig wurde.
    »Hast du bekommen, was du wolltest, Magister?«
    »Habe ich. Und du?«
    Sie setzten sich in eine ruhige Ecke.
    »Ich habe etwas für mein Seelenheil getan und die Messe in Maria Lyskirchen besucht.«
    »Eine löb­liche Tat.«
    »Wer weiß. Es war weniger die Erbauung als die Suche nach deinem Pfarrer Lambertus. Ich dachte mir, dass ihn mög­licherweise jemand kennt, da Hanna zu diesem Sprengel gehört hat.«
    »Und?«
    »Er betreut den Konvent der verschleierten Damen in der Witschgasse.«
    »›Verschleierte Damen‹? Nicht ›Töchter der Nacht‹?«
    »Vielleicht doch ein und dasselbe? Die Damen traten allerdings sehr geheimnisvoll auf. Ein kleines Trüppchen, sieben waren sie, in kostbare weiße Gewänder gehüllt, tief verschleiert. Sie wurden von vier schwarz gewandeten Männern

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