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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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schnell auf ihr eigent­liches Anliegen.
    »Ihr habt meine Magd erkannt, Piet?«
    »Ich dachte, ich würde sie kennen. Ich sah sie heute zum ersten Mal auf Eurem Hof.«
    »Martine ist sehr scheu. Sie flieht vor Fremden. Und, Piet, auch ihre Wunde wird nie wieder heilen. Man hat ihr die Zunge herausgerissen.«
    Piet blieb ganz still. Doch Laure sah, dass sein Gesicht blass geworden war.
    »Arme Martine«, flüsterte er dann.
    »Ich weiß wenig von ihr, Piet. Ich fand sie vor ein paar Wochen unten am Hafen von Poll, wo sie bettelte. Sie ­dauerte mich, und ich brauchte hier Hilfe. Darum bot ich ihr Unterkunft und Verpflegung, wenn sie für mich ar­­beiten wollte. Sie ist sehr fleißig, doch sie wirkt unauf­fällig. Sie flickt und näht und kümmert sich um die Kammern.«
    »Ihr seid ein großherziges Weib, Frau Laure. Ich danke Euch dafür. Martine – ich habe sie vor Jahren kennengelernt. Neun oder zehn Jahre ist es her, ja. Wir hielten uns damals in Neuss auf. Sie war eine Leinweberin, na ja – mit ein wenig Zuverdienst. Den Sommer über hatten wir viel Spaß miteinander. Sie störte es nicht, dass ich meinen Arm verloren hatte. Doch danach zogen wir weiter …« Er sah versonnen aus. »Was mag ihr widerfahren sein?«
    »Ich weiß es nicht, Piet. Sie hat eine Möglichkeit gefunden, sich mit Handzeichen zu verständigen. Alltäglichkeiten verstehe ich schon recht gut, und auch die Kinder unterhalten sich mit ihr. Ich habe mir das eine oder andere zusammengereimt. Mit Nadel und Faden ist sie sehr geschickt, und ich dachte, dass sie vielleicht aus einem Kloster gekommen ist. Warum man ihr diese Grausamkeit angetan hat, habe ich sie nicht gefragt. Aber ich verstehe, dass sie nicht mit anderen zusammenkommen will.«
    »Und nun läuft sie vor mir weg.«
    »Vielleicht hat sie Euch nicht erkannt?«
    »Könnte sein. Frau Laure, sprecht mit ihr. Ich will ihr helfen, wenn ich kann. Sie war damals gut zu mir.«
    Ein ungewöhnlich weicher Ausdruck lag in Piets hartem Gesicht.
    »Ich will sehen, was ich tun kann. Aber wenn sie Euch aus dem Weg gehen will, werde ich sie nicht zwingen.«
    »Ist recht, Frau Laure.«
    »Und … Piet?«
    »Ja?«
    »Magister Hagan – war er … ist er … ein Bischof?«
    Piet sah sie eindringlich an.
    »Schweigt Ihr darüber, ja?«
    »Also ist es wahr.«
    »Schweigt.«
    »Natürlich.«
    Martine saß bei Hemma und half der alten Frau, Suppe zu löffeln. So sanft wie möglich bat Laure die Magd, ihr in Paitzes Kammer zu folgen und schloss die Tür hinter ihnen beiden.
    »Lauf nicht weg, Martine, und hör mich an.«
    Sie nickte.
    Laure berichtete ihr von Piet, und tiefer und tiefer sank Martines Kopf. Ihre Hände machten ein paar fahrige Be­­wegungen, und ein unartikulierter Laut kam aus ihrer Kehle.
    »Martine, er will dir nichts Böses. Versuch, dich ihm verständlich zu machen. Er scheint mir ein ausgesprochen kluger Mann zu sein und ein verständiger und geduldiger zudem. Dir ist etwas Furchtbares geschehen. Manchmal braucht man jemanden, dem man sich anvertrauen kann. Ich habe einst meinen Mann gehabt, der meine Sorgen geteilt hat. Es wird manches leichter dadurch.«
    Martine hob den Kopf wieder, und unermess­liche Traurigkeit lag in ihren Augen. Dann hob sie die Hand und streichelte Laures Arm.
    »Gut. Trefft Euch im Obstgarten, Martine. Er wird einen Weg finden, dich zu verstehen.«
    Sie nickte.
    Als Martine fort war, kehrte Laure zu Hemma zurück, die im Polster lehnte und zum Fenster schaute. Auch sie wirkte niedergedrückt, und Laure legte ihr den Arm um die mageren Schultern. Hemma seufzte leise: »Ich mache mir Sorgen um meine Tiere, Laure.«
    »Ich werde ein paar von den Vaganten bitten, zu Eurer Klause zu gehen und nach ihnen zu suchen. Aber es sind Waldtiere, und sie werden sich zu helfen wissen.«
    »Natürlich. Wahrscheinlich ist es dumm von mir, doch der Wolf war sehr anhänglich. Fast wie ein Hund.«
    »Vielleicht können wir ihn herlocken.«
    »Wenn er noch lebt.«
    »Wir werden sehen. Fühlt Ihr Euch kräftig genug, am Fenster zu sitzen und auf den Hof zu schauen?«
    »Das wäre schön. Die Balken der Decke haben eine hübsche Maserung, aber auf die Dauer wirkt auch die recht eintönig.«
    Laure lächelte und half der alten Frau aufzustehen und sich in den Sessel am Fenster zu setzen. Sie wickelte eine Decke um sie und lagerte ihr gebrochenes Bein auf einem Schemel.
    »Es ist noch warm genug, das Fenster offen zu lassen. Und es riecht nach Herbst draußen.«
    »Ja, das

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