Die Gefahr
gehört.«
Rapp schüttelte den Kopf. Er ahnte bereits, worauf McMahon hinauswollte.
»Der Brite«, fuhr McMahon fort, »fährt also mit dem Boot nach Kuba und holt dort einen Kerl ab, den er auf die Bahamas bringen soll. Zwei Stunden vor dem angeblichen Ziel der Reise bekommt er ein Messer in den Rücken und wird über Bord geworfen. Die Küstenwache meint, dass es was mit Drogen zu tun hat, deshalb schaltet sie die DEA ein. Und jetzt kommt’s – der Agent, den die DEA losschickt, um mit dem Briten zu reden, gehört zufällig der Joint Terrorism Task Force in Miami an. Kurz bevor der DEA-Mann ins Krankenhaus kommt, hat er davon gehört, dass wir al-Yamani suchen, und er zählt zwei und zwei zusammen.«
»Ist er sicher, dass es al-Yamani war?«, fragte Rapp angespannt.
McMahon zuckte die Achseln. »Die Fotos, die wir von dem Kerl haben, sind wertlos. Sie sind körnig, und er trägt darauf einen riesigen Bart und einen Turban. Aber das Problem kennen Sie ja.«
Rapp wusste genau, was er meinte. »Und der Mann auf dem Boot war natürlich glatt rasiert, stimmt’s?«
»Genau.«
»Kann sich der Kapitän erinnern, dass der Kerl gehinkt hat?«
»Er ist sich nicht sicher, aber er erinnert sich, dass der Mann ein wenig unbeholfen ging, als er an Bord kam.«
Rapp überlegte bereits, wie man Kuba dazu bringen konnte, ihnen die nötigen Informationen zu geben. Sie mussten die Spuren des Mannes zurückverfolgen und hoffen, dass der Kerl aus einem Land nach Kuba geflogen war, mit dem sie gute Beziehungen hatten.
McMahon war noch nicht fertig. »Die Küstenwache hat sofort begonnen, nach dem Boot zu suchen, und siehe da – am Mittwochmorgen hatte es bereits jemand gefunden, und zwar ein Wildhüter im Merritt-Island-Naturschutzgebiet.«
»Wo ist das?«
»In der Nähe von Cape Canaveral.«
»Na, toll. Es ist nicht zufällig ein Space-Shuttle-Start für diese Woche geplant, oder?«
»Nein, da habe ich schon nachgefragt.«
Rapp runzelte die Stirn. »Warum dann Cape Canaveral?«
McMahon zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Wir haben die NASA und die lokalen Behörden verständigt, aber bis jetzt hat sich nichts ergeben. Dafür hat sich an einer anderen Front etwas getan.«
McMahon begann in einem Stapel von Akten zu wühlen. Nach einigen Sekunden fand er die gesuchte Mappe und öffnete sie. Er nahm ein Schwarzweißfoto heraus und hielt es hoch. »Kennen Sie diesen Kerl?«, fragte er.
Rapp betrachtete das Foto. »Nein.«
»Nun, das sollten Sie aber. Wir hätten ihn ohne Sie nämlich nie gefunden.«
Rapp sah sich das Foto noch einmal an. »Ich weiß aber immer noch nicht, wer das ist.«
»Dieser junge Mann, der übrigens durch den Zoll am Flughafen in Los Angeles gekommen ist, ist kein geringerer als Imtaz Zubair, einer der vermissten pakistanischen Wissenschaftler.«
»Wann ist er ins Land eingereist?«
»Am Montag.«
»Und Sie haben ihn in Gewahrsam?«
»Leider … nein. Wir haben nur entdeckt, dass er ins Land eingereist ist.«
»Haben Sie eine Idee, wo er sich aufhalten könnte?«
McMahon wusste, dass sie sich einem heiklen Punkt näherten. »Wir wissen, dass er von Los Angeles nach Atlanta weitergeflogen ist.«
»Aber dann müsste es ja Bildmaterial von den Sicherheitskameras in Atlanta geben?«
»Noch nicht. Es gibt da ein kleines Problem mit den Bändern, aber wir hoffen, dass wir es noch heute Vormittag beheben können.«
»Was ist mit den beiden Kerlen, die ihr in Charleston geschnappt habt?«
Nun war es so weit. An diesem Punkt wurde die Sache wirklich heikel. »Wir haben sie in Gewahrsam«, antwortete McMahon ausweichend.
»Wo?«, fragte Rapp weiter.
McMahon blickte nicht zur Seite, wenngleich er es gern getan hätte. Stattdessen stand er auf und schloss die Tür. »Sie sitzen im Adult Detention Center in Fairfax.«
»Das ist nicht Ihr Ernst? Sie sind hier in der Stadt?«
»Hören Sie … bevor Sie ausrasten … es gibt da ein paar Dinge, die Sie wissen müssen. Zuerst einmal … die beiden sind mittlerweile amerikanische Staatsbürger.«
»Von mir aus können sie Brüder des Präsidenten sein!«, rief Rapp außer sich. »Sie sollten im Navy-Gefängnis in Charleston sitzen, oder in Guantanamo – oder noch besser, Sie hätten sie gleich mir übergeben sollen.«
»Mitch, sie haben einen Anwalt.«
»Einen Anwalt!«, rief Rapp und sprang auf. »Das ist nicht Ihr Ernst.«
»Und nicht irgendeinen Anwalt … sondern einen bekannten Bürgerrechtsanwalt aus Atlanta, der jede Menge
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