Die Gefahr
mit Ihnen in den Wahlkampf ziehen kann.«
Hayes’ Gesicht rötete sich sichtlich. »Sie sollten abwägen, was Sie sagen, Mister.«
»Oh, eines habe ich noch vergessen. Sie sollten auch dem, was Ihre Stabschefin sagt, nicht ganz so viel Gewicht beimessen. Sie hat nämlich nicht die geringste Ahnung, wovon sie redet, wenn es um Terrorismus geht.«
Hayes’ Gesicht war mittlerweile dunkelrot. »Mitch, ich respektiere Sie sehr, aber ich habe es langsam satt, dass Sie hier herumlaufen, als wären Sie der Einzige, der weiß, was zu tun ist … der Einzige, der etwas geleistet hat.«
Rapp vermochte seine Wut kaum noch zu zügeln. »Wenn Sie wirklich das, was ich im Kampf gegen den Terrorismus getan habe, mit dem vergleichen wollen, was Ihre politischen Berater dazu beigetragen haben, dann wäre es vielleicht besser, Sie geben meinen Job einem anderen.«
»Jeder trägt auf seine Weise etwas bei. Nur weil diese Leute nicht draußen an vorderster Front stehen, heißt das noch lange nicht, dass ihnen der Kampf gegen den Terror weniger am Herzen liegt als Ihnen. Es wird Zeit, dass Sie anfangen, die Meinungen der anderen zu respektieren und zu erkennen, dass Sie nicht der Einzige sind, der Lösungsvorschläge für unsere Probleme hat.«
Rapp fragte sich keine Sekunde, ob er vielleicht im Unrecht sein könnte. Er hatte sehr wohl seine Fehler, das wusste er selbst genau, aber was der Präsident soeben gesagt hatte, war in seinen Augen purer Unsinn. »Mr. President, Sie sitzen hier, umgeben von Leuten, die Ihnen schmeicheln, und von selbst ernannten Experten, die Ihnen ständig kluge Ratschläge geben – aber ist Ihnen eigentlich bewusst geworden, wie knapp Sie dem Tod durch eine Atombombe entgangen sind?«
»Natürlich ist mir das bewusst.«
»Mr. President, es gibt da so einiges, was ich Ihnen bisher nicht erzählt habe. Dinge, die Sie besser nicht wissen – aber vielleicht ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um Ihnen einen kleinen Eindruck davon zu vermitteln, was alles notwendig ist, um diesen Krieg zu gewinnen. Wissen Sie zum Beispiel, wie wir herausgefunden haben, dass das radioaktive Material auf dem Schiff nach Charleston war?«
Hayes schüttelte den Kopf.
»Wir haben in dem Dorf in Pakistan fünf Leute gefangen genommen, Sir, und keiner von ihnen wollte uns etwas verraten. Ich habe sie alle miteinander aufgestellt und zuerst einen Mann namens Ali Saed al-Houri gefragt. Ich habe ihm eine Pistole an den Kopf gesetzt, und als er sich weigerte, auf meine Fragen zu antworten, habe ich ihm eine Kugel durch den Kopf gejagt, Mr. President. Ich habe den Mistkerl exekutiert, und ich habe nicht das geringste Schuldgefühl dabei empfunden. Ich habe an die unschuldigen Männer und Frauen gedacht, die gezwungen waren, aus dem brennenden World Trade Center zu springen, als ich abdrückte. Dann ging ich zum nächsten Terroristen weiter und habe ihm ebenfalls eine Kugel in den Kopf gejagt. Der Dritte, den ich befragt habe, hat gesungen wie ein Vogel. So haben wir erfahren, wo wir die Bombe suchen mussten. Das sind die Dinge, die notwendig sind, wenn man den Krieg gegen den Terror gewinnen will. Sie brauchen mir also nichts über den Einsatz und die Entschlossenheit Ihrer Ratgeber zu erzählen – ich bezweifle nämlich, dass auch nur einer von ihnen abgedrückt hätte, wie ich es getan habe. Und eines sollten Sie nicht vergessen: Wenn ich es nicht getan hätte, dann könnten wir diese Diskussion hier gar nicht mehr führen, das steht fest.«
59
ATLANTA
Im Laufe des Vormittags erreichten sie die Baustelle. Al-Yamani fuhr zweimal an der Einfahrt vorbei, bevor er einbog. Er hielt sogar einmal an und blickte zum Himmel hinauf, um sicherzugehen, dass ihm kein Hubschrauber gefolgt war. Er hatte sehr schlechte Erinnerungen mit Hubschraubern gemacht. Sie erinnerten ihn an die frühen Jahre des Krieges in Afghanistan, als die Sowjets das Kampfgeschehen mit ihren tödlichen Flugmaschinen beherrscht hatten. Al-Yamani dachte immer wieder gerne an die Ironie des Schicksals, dass es ausgerechnet die Amerikaner mit ihren Stinger-Raketen gewesen waren, die ihnen geholfen hatten, die gottlosen Kommunisten zu schlagen. Für al-Yamani war das ein weiterer Beweis dafür, dass Allah auf ihrer Seite stand.
Als sie die Lichtung erreichten, guckte die Sonne bereits über die hohen Kiefern im Osten herein. Al-Yamani stieg aus dem Wagen und ließ die Sonnenbrille auf, die er gekauft hatte, um seine immer empfindlicheren Augen zu schützen.
Zwei Männer
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