Die Gefahr
Zeit. Unser Glaube wird von allen Seiten angegriffen.«
»Das stimmt. Und darum bin ich hier.«
»Die Kisten, die du mir geschickt hast?«
»Ja. Hast du sie sicher aufbewahrt?«
»Ja, wie ich es versprochen habe.«
»Hast du sie geöffnet?«, fragte al-Yamani und blickte seinem alten Freund in die Augen.
»Nein.«
»Gut.« Al-Yamani glaubte ihm. »Bringst du mich dorthin, wo du sie verwahrt hast?«
»Sicher. Wir fahren aber zuerst zu mir nach Hause, damit wir essen und ein wenig reden können.«
Al-Yamani hätte das sehr gern getan, doch es war leider nicht möglich. »Es tut mir leid, Mohammed, aber das geht nicht. Ich bin auf einer Mission im Namen Allahs, und meine Zeit ist knapp.«
Die Garage, die Mohammed gemietet hatte, war nur zwanzig Minuten entfernt. Er hatte al-Yamani nicht weiter zu überreden versucht, zu ihm nach Hause zu kommen. Die beiden Männer hatten in dem blutigen Krieg gegen die Sowjets fünf Jahre lang Seite an Seite gekämpft. Mohammed wusste, dass al-Yamani ein sehr ernsthafter Mensch war, der nicht viel redete. Er hatte große Achtung vor diesem gläubigen Mann, der seine Heimat Saudi-Arabien verlassen hatte, um gegen den sowjetischen Aggressor in Afghanistan zu kämpfen. Mohammed war beeindruckt von der Hingabe, mit der seine Mitbrüder kämpften, allen voran al-Yamani.
Er war der tapferste und härteste von allen Mudschaheddin, mit denen Mohammed je gekämpft hatte. Mohammed war auch an dem Tag an seiner Seite gewesen, als al-Yamani auf eine Mine trat, die ihm den Unterschenkel abriss. Er hatte so etwas noch nie gesehen. Nicht ein Schrei kam dem Mann über die Lippen; er ertrug seine schwere Verletzung mit einer Tapferkeit, wie jeder sie gern in einer ähnlichen Situation aufbringen würde, was aber nur sehr wenigen wirklich gelang. Einen knappen Monat später war al-Yamani schon wieder im Einsatz und hinkte mit einem Holzbein über das holprige Gelände. Er war einfach durch nichts aufzuhalten. Al-Yamani war gewiss der furchtloseste Mann, der ihm je begegnet war.
Mohammed sagte ihm damals, er bete darum, dass einmal der Tag kommen möge, an dem er seinem islamischen Bruder all das zurückgeben könne, was er für ihn getan hatte. Vor vier Monaten hatte sich al-Yamani dann bei ihm gemeldet. Eines Morgens wurde ein Brief unter seiner Wohnungstür durchgeschoben, in dem er ihn um Hilfe bat. In dem Brief stand, was er zu tun hätte, falls er bereit wäre, seinem alten Freund zu helfen. Mohammed zögerte keine Sekunde.
Er war fast ein wenig enttäuscht, um wie wenig ihn sein Freund bat. Mohammed sollte ein Boot und eine Garage mieten. Außerdem sollte er die Kisten aufbewahren, die al-Yamani ihm schickte, bis dieser kommen würde, um sie abzuholen. Es ging offensichtlich um eine wichtige Mission, und es war für Mohammed eine Selbstverständlichkeit, den Wunsch seines Freundes zu erfüllen.
Die Anlage, in der Mohammed die betreffenden Kisten verwahrt hatte, umfasste ein großes Gebäude sowie mehrere Reihen von Garagen. Als sie durch das offene Tor fuhren, blickte sich al-Yamani nach dem Kleintransporter um. Er hatte Hasan angewiesen, ihm in diskreter Entfernung zu folgen. Während sie das Gelände durchquerten, sah er, wie der Pickup am Straßenrand anhielt.
Sie bogen zweimal ab und hielten schließlich vor einer der kleineren Garagen an, wo sie aus dem Taxi stiegen. Während Mohammed den Schlüssel in das Schloss der orangefarbenen Eisentür steckte, blickte sich al-Yamani aufmerksam um. Es war dies wieder ein Moment, in dem er befürchtete, die amerikanische Polizei könnte plötzlich auftauchen und ihn festnehmen. Mohammed öffnete die Tür, und al-Yamanis Blick fiel auf drei Kisten, die auf dem Boden standen. Er erkannte sie sofort wieder, denn er hatte sie selbst gepackt. Diesen Teil der Operation hatte er keinem anderen anvertrauen wollen. Eine der Kisten war ziemlich leicht; al-Yamani hob sie hoch und überließ Mohammed die beiden anderen.
Eine knappe Minute später saßen sie wieder im Taxi und fuhren weg. Als sie draußen auf der Straße waren, forderte al-Yamani seinen Freund auf, links abzubiegen. Im nächsten Augenblick sah er etwas, das ihn den Atem anhalten ließ.
Der Pickup mit dem Anhänger stand immer noch am Straßenrand, und dahinter hielt ein Polizeiwagen mit eingeschaltetem Blinklicht. Al-Yamani starrte aus dem Fenster und fragte sich, was wohl schiefgegangen sein mochte. Ein Polizist stand am Fenster des Kleintransporters, die rechte Hand an die
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