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Die Gefahr

Die Gefahr

Titel: Die Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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warten wir ab, was uns die Russen sagen können, und machen wir erst einmal so wie bisher mit unserer Suche weiter.«
    »Ja, das klingt vernünftig«, sagte Rapp. »Behalten wir die Sache für uns, bis wir mehr wissen. Ich brauche wirklich keine Anwälte aus dem Justizministerium mehr, die mich ständig an abstruse Spielregeln erinnern, und der Präsident und seine Leute haben mit den Vorbereitungen für die Einweihungsfeier morgen ohnehin genug zu tun.«

64
    RICHMOND
    Sie kamen etwas zu früh zum vereinbarten Treffpunkt. Al-Yamani gab seinen Kameraden die Anweisung, nicht auf ihn zu warten. Wenn er bis halb ein Uhr nicht anrufe, sollten sie ohne ihn nach Washington weiterfahren und tun, was sie konnten. Al-Yamani wusste nicht, was er erwarten sollte. Die Amerikaner waren ihnen auf den Fersen, aber es war schwer zu sagen, wie viel sie schon wussten. Bis jetzt, so schien es, war nur eine ihrer Zellen aufgeflogen. Falls sie seinen alten Freund enttarnt hätten, so wäre er mit hoher Wahrscheinlichkeit auch unter der Folter standhaft geblieben und hätte al-Yamani gewarnt, indem er ihm das vereinbarte Signal übermittelte. Das war jedoch nur dann möglich, wenn er wusste, dass sie ihn entlarvt hatten. Diese Amerikaner waren verschlagen, und sein Verbündeter aus den frühen Tagen des Kampfes in Afghanistan war mittlerweile viel älter. Vielleicht wusste er gar nicht, dass die Amerikaner längst alle seine Schritte überwachten.
    Trotz seines schlechten Zustandes empfand al-Yamani den Spaziergang durch den Park zu seiner eigenen Überraschung als durchaus erfrischend. Es tat schon gut, nicht mehr in der Enge des Wagens zu sitzen und dem nervösen Geplapper des pakistanischen Wissenschaftlers zuhören zu müssen. Al-Yamani fand die Bank neben der Kanone. Er hatte sie auf mehreren Fotos gesehen und erkannte sie sofort. Die historische Bedeutung dieser Kanone war dem Saudi-Araber egal. Er überlegte kurz, ob er hinübergehen sollte, um zu lesen, was auf dem Bronzeschild an der Seite des Geschützes stand, ließ es dann aber sein. Er nahm sich diese letzten fünf Minuten des Alleinseins lieber, um sich innerlich zu sammeln und zu Allah zu beten, dass er ihm die Kraft geben möge, die nächsten vierundzwanzig Stunden zu überleben. Das war alles, was er sich wünschte. Das und ein wenig Glück für seine Mission.
    Wenig später hörte er einen Wagen näher kommen und anhalten. Al-Yamani blickte zurück und sah einen Mann, der aus einem grünweißen Taxi ausstieg und auf ihn zukam. Es war kein Fahrgast, sondern der Fahrer selbst, und er war zum Glück allein. Al-Yamani wollte aufstehen, doch er fühlte sich plötzlich wieder schlechter, und so blieb er sitzen, um Kraft zu sparen, und wartete, dass sein alter Kamerad zu ihm kam.
    Der Taxifahrer blieb etwa drei Meter vor ihm stehen und sah den Mann auf der Bank ungläubig an. »Mustafa?«
    Al-Yamani nahm die Sonnenbrille ab. Er hoffte, dass sein Freund ihn an seinen Augen erkennen würde. »Ja, ich bin’s, Mohammed.«
    »Du hast dich sehr verändert«, sagte der Mann besorgt.
    »Du auch, mein Freund«, antwortete al-Yamani mit schwacher Stimme. »Dein Bart ist grau geworden.«
    »Es ist viel Zeit vergangen. Fast zwanzig Jahre.«
    Al-Yamani nickte. Sie hatten sich zuletzt im Jahr 1987 in Afghanistan gesehen. Mohammed, einer der tapfersten Kämpfer, die al-Yamani je gesehen hatte, wäre in einem erbitterten Gefecht mit den Sowjets beinahe ums Leben gekommen. Ein CIA-Mann, mit dem sie fast zwei Jahre zusammengearbeitet hatten, sorgte dafür, dass Mohammed nach Deutschland geflogen wurde, wo sich ausgezeichnete Ärzte um ihn bemühten. Nach fast einem Jahr hatte sich Mohammed so weit erholt, dass er, wieder mit Hilfe des CIA-Mannes, in die USA einwandern konnte. Er ließ sich in Richmond, Virginia, nieder, wo er als Taxifahrer arbeitete. Al-Yamani hatte in all den Jahren stets Kontakt mit ihm gehalten und immer gespürt, dass sein Mitstreiter seinen Kampfeswillen nicht verloren hatte.
    »Was fehlt dir denn?«, fragte der Mann.
    »Ich werde sterben.«
    »Sterben müssen wir alle.«
    »Ja, aber manche früher als andere.«
    »Kann ich etwas für dich tun?«
    »Nein«, antwortete al-Yamani und schüttelte den Kopf, was ihm große Schmerzen bereitete. »Ich bin bereit zu sterben.«
    »Was fehlt dir denn?«
    »Nichts, was man heilen könnte. Aber reden wir nicht über mich. Wie geht es dir, mein Freund?«
    Der Taxifahrer griff nach seiner Gebetskette. »Wir leben in einer schweren

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