Die Gefahr
Schranks auf dem Flur auf und räumte mehrere Schachteln beiseite, bis sie schließlich das Satellitentelefon fand, das sie vor über einem Jahr bekommen hatte. Sie bezweifelte, dass der Akku aufgeladen war, doch sie würde es trotzdem mitnehmen. Sie war schon fast aus dem Haus, als ihr einfiel, dass sie ihre Handtasche vergessen hatte, deshalb kehrte sie noch einmal um und eilte in die Küche, um sie zu holen. Mit der Handtasche und der Reisetasche verließ sie schließlich im Laufschritt das Haus und vergaß, die Haustür zuzusperren. In der Garage wurde ihr das Versäumnis bewusst, und sie wollte schon zurücklaufen, um abzuschließen, ließ es dann aber doch sein. Irgendetwas sagte ihr, dass jetzt nicht der Zeitpunkt war, um sich Sorgen wegen einer offenen Haustür zu machen.
27
AFGHANISTAN
Die beiden Fahrzeuge trafen ohne großes Aufsehen am Stützpunkt ein, wo sie von einem Humvee der Special Forces zu General Harleys Kommandozelt eskortiert wurden. Rapp sprang aus dem Wagen, noch ehe er angehalten hatte. Er hatte es so satt, Wahid Abdullahs Schreie zu hören, dass er schon überlegt hatte, ob er ihn nicht k.o. schlagen sollte. Rapp hatte auch schon mal eine Kugel abbekommen und wusste, dass es keineswegs angenehm war, doch der Mann hatte eine halbe Stunde nur geschrien, gestöhnt und geweint.
Rapp öffnete die Heckklappe und hoffte fast, Abdullah möge aus dem Wagen fallen und sich den Kiefer brechen. Sein Wunsch ging nicht in Erfüllung. Der Mann schrie nur noch lauter, als er seinen Peiniger sah. Soldaten kamen aus dem Kommandozelt gelaufen, gefolgt von General Harley. Rapp hätte den Auftritt gern vermieden, doch ihre Pläne hatten sich etwas geändert. Urda und seine afghanischen Bodyguards packten die beiden anderen Gefangenen und lehnten sie gegen den Geländewagen.
Niemand – und schon gar nicht General Harley – fragte Rapp, warum er nur noch drei Gefangene hatte. Harley war besser dran, wenn er bestimmte Dinge erst gar nicht wusste.
»Wollen Sie ärztliche Betreuung für den hier?«, fragte Harley und zeigte auf Abdullah, der zwar gerade nicht schrie, aber dafür so schwer atmete, dass man den Eindruck hatte, er könnte jeden Moment das Bewusstsein verlieren.
Rapp hätte ihm am liebsten mit dem Pistolengriff eins über den Kopf gezogen, doch das hätte hier vor all den Offizieren keinen guten Eindruck gemacht. Widerstrebend ließ er es zu, dass Abdullah ärztliche Betreuung bekam. Rapp musste sich jetzt erst einmal das Informationsmaterial ansehen, das sie im Dorf erbeutet hatten, bevor er Abdullah und die anderen weiter verhörte. Im Moment konnte er einfach nicht beurteilen, was Wahrheit und was Lüge war.
Ein Sanitäter kam herbei, der sich rasch Abdullahs Wunde ansah. Urda fragte Rapp, ob er die beiden anderen Gefangenen wegbringen solle, was Rapp jedoch verneinte. Es schadete nicht, wenn sie sahen, dass die Leute, in deren Gewalt sie sich befanden, durchaus auch menschliche Regungen zeigen konnten.
Rapp ging zum Sanitäter hinüber und beugte sich zu ihm hinunter, damit niemand mithören konnte. »Geben Sie ihm nur ein klein wenig Morphium. Gerade so viel, dass es höchstens eine halbe Stunde anhält.« Diese ärztliche Behandlung ist vielleicht genau das Richtige , dachte Rapp. Ein klein wenig Morphium, um den Schmerz vorübergehend zu betäuben, und wenn die Wirkung nachließ, würde der Kerl vielleicht so richtig gesprächig werden.
Er blickte zu Abdullah hinunter und sagte auf Arabisch: »Ich werde jetzt nachprüfen, ob das, was du mir erzählt hast, stimmt. Und wenn sich herausstellt, dass du mich angelogen hast, werde ich dir die Finger einen nach dem anderen abschneiden.«
Rapp richtete sich auf und winkte Urda zu sich. Die beiden CIA-Männer wandten sich an General Harley, um einige Details mit ihm zu besprechen. »Habt ihr hier einen Raum, in dem Jamal mit dem Verhör der drei Gefangenen weitermachen kann?«, fragte Rapp.
»Es ist alles vorbereitet. Ich habe auch ein paar Delta-Jungs hier, die euch nur zu gern dabei helfen.«
»Gut.« Rapp wandte sich Urda zu, doch bevor er etwas sagen konnte, fasste ihn der General am Arm.
»Hören Sie … wenn ihr etwas härter zur Sache gehen müsst, dann will ich nicht, dass irgendjemand außer den Delta-Jungs dabei ist. Und gebt Acht, dass die Kameras abgeschaltet sind.«
Rapp und Urda nickten.
»Und bitte keine Exekutionen«, flüsterte Harley. »Gewisse Dinge verbreiten sich auf einem Militärstützpunkt ziemlich schnell. Was ihr
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