Die gefangene Braut
Yasir wußte von meinem Haß und verließ nicht mehr allein das Lager. Er vergaß nie, daß ich auf ihn wartete, und ich habe zu lange gewartet. Yasir ist als glücklicher Mann gestorben und ohne das zu erleiden, was meine Schwester erlitten hat.«
»Aber all das hat nichts mit mir zu tun. Warum willst du meinen Tod?« fragte Philip. Er glaubte die Geschichte. Yasir hatte bis zum Tage seines Todes mit der Erinnerung an seine erste und einzige Frau gelebt. Wahrscheinlich hatte er nie gewußt, daß Margiana ihn geliebt und deshalb gelitten hatte.
»Du wirst stellvertretend für Yasir sterben«, sagte Ali Hejaz. »Du, sein geliebter Sohn, der ihm alles war, wie meine Schwester mir alles war. Du, der du Yasir in hohen Jahren noch Freude geschenkt hast, die ihm nicht zustand. Du, der Sohn der Frau, die die Schuld am Tod meiner Schwester trägt. Du, der du deinem Vater in jeder Hinsicht gleichst und dir Frauen nimmst, ohne sie zu heiraten, und sie leiden läßt.
Du wirst sterben, und ich werde zu guter Letzt doch noch Rache geübt haben.« Ali lachte ein kurzes, satanisches Lachen. »Ah, aber Rache ist süß. Wenn jetzt Yasir noch hier wäre und deinen Tod erleben könnte, wäre ich der glücklichste Mensch auf Erden. Ich werde dir sogar einen letzten Wunsch gewähren, wenn er im Rahmen des Vernünftigen bleibt.«
»Das ist zu freundlich«, sagte Philip sarkastisch. »Ich möchte jetzt Christina Wakefield sehen.«
»Ach ja, diese Frau. Sagte ich nicht schon, daß du sie sehen kannst? Aber vorher muß ich dich warnen, denn ich fürchte, ihr ist etwas zugestoßen, bevor sie hierhergekommen ist.«
»Etwas zugestoßen? Wo ist sie?« fragte Philip heftig.
Ali Hejaz gab einem der Männer, die hinter Philip standen, ein Zeichen. Der Mann hob einen Vorhang im Hintergrund.
Philip sah Christina, die auf dem Boden lag. »O mein Gott!« stieß er atemlos hervor. Er bückte sich, um sie zu berühren, aber sie bewegte sich nicht.
»Ich hielt es für das beste, sie für ein paar Tage zu betäuben, bis die Schwellung nachläßt«, sagte Ali.
Philip richtete sich auf und drehte sich ganz langsam zu dem alten Mann um. Die Muskeln in seinen Wangen zuckten, denn er war rasend vor Zorn.
»Wer war das?« sagte er mit ruhiger Stimme, und es fiel ihm schwer, seine Empfindungen derart zu unterdrücken. »Wer hat ihr das angetan?«
»Es hätte nicht passieren sollen. Der Mann, der sie geschlagen hat, ist immer grausam zu Frauen gewesen. Als sie vor ihm davongelaufen ist, ist er außer sich geraten und hat sie geschlagen, ehe meine Männer ihn zurückhalten konnten. Natürlich wird er dafür sterben. Ich habe strikte Anweisung gegeben, der Frau nichts anzutun, und er war ungehorsam. Ich habe noch nicht über seine Todesart entschieden, aber er wird sterben.«
»Gib ihn mir«, sagte Philip grimmig.
»Was?«
»Überlaß mir den Mann, der das getan hat. Du hast mir eine letzte Bitte gewährt. Ich will den Mann, der sie geschlagen hat.«
Ali sah Philip ungläubig an und riß dann seine alten Augen weit auf. »Natürlich! Es stimmt, daß dir diese Ehre zusteht. Ich zweifle nicht daran, daß du gewinnst, aber es wird ein fairer Kampf. Ihr werdet mit Messern kämpfen, jetzt sofort, und zwar hier im Lager. Wenn Cassim tot ist, wirst du einen langsameren Tod sterben.«
Philip folgte dem alten Mann aus dem Zelt. Er konnte an nichts anderes mehr denken als daran, den Mann zu töten, der es gewagt hatte, Christina so zuzurichten.
»Holt Cassim und sagt ihm, was er zu erwarten hat«, befahl Ali.
Ali zog sein eigenes Messer aus dem Gürtel und reichte es Philip. »Wenn der Kampf vorbei ist, wirst du das Messer hinwerfen und keinen weiteren Widerstand leisten. Wenn nicht, dann wird Christina Wakefield nie zu ihrem Bruder zurückgebracht, sondern in die Sklaverei verkauft. Hast du verstanden?«
Philip nickte und nahm das Messer. Er zog seinen Kaftan und sein Hemd aus und nahm das Messer in die rechte Hand. Cassim wurde aus einem Zelt geführt, und seine Furcht zeigte sich deutlich auf seinem Gesicht. Er wurde vor Philip gezerrt.
»Gegen diesen Mann kämpfe ich nicht!« schrie Cassim. »Wenn ich sterben muß, dann erschießt mich!«
»Steh auf und kämpfe wie ein Mann. Oder ich werde dir lebendig das Herz aus dem Leib reißen lassen!« schrie Ali.
Philip empfand kein Mitleid für den Mann, der vor ihm kauerte. Er sah nur noch Christinas geschwollenes Gesicht vor sich. »Bereite dich auf deinen Tod vor, du feiges Schwein.«
Cassim wurde
Weitere Kostenlose Bücher