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Die gefangene Braut

Die gefangene Braut

Titel: Die gefangene Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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entkommen. Er schlief ein.

17

    Der Schmerz in seinen Augen ließ Philip erwachen. Als er sie aufschlug, starrte er direkt in die späte Morgensonne und war eine Minute lang geblendet. Im ersten Moment fragte er sich, warum er im Freien geschlafen hatte, doch dann versuchte er aufzustehen und spürte den Schmerz in seinen Schultern.
    Die Sonne tat also bereits ihr Werk. Er sah auf seine verbrannte Brust und seine verbrannten Arme hinunter. Zumindest hatte sich Hejaz in einer Hinsicht getäuscht – er war nicht bei Sonnenaufgang erwacht. Philip blieb vollkommen still liegen.
    Die Sonne stand jetzt direkt über ihm. Philips Zunge fühlte sich wie ein Fremdkörper in seinem Mund an, wie ein Stück trockener Stoff. Der Schweiß, der aus seinem Körper trieb, strömte unter Schmerzen über seine verbrannte Haut. Wie lange konnte er das durchhalten? Er zwang sich, an erfreuliche Dinge zu denken, und er verlor sich in Gedanken an Christina.
    Philip hörte eine Stimme, die ihn aus weiter Ferne rief und ihn aus seiner Bewußtlosigkeit herausriß, als sie immer lauter wurde. Als er mühsam die Augen aufschlug, sah er Ali Hejaz, der neben ihm stand. Er versuchte zu sprechen, aber sein Mund war zu trocken, und seine Lippen waren gesprungen und hatten Blasen.
    »Du bist also noch am Leben. Du mußt einen starken Lebenswillen haben.« Ali wandte sich an den Wächter, der neben ihm stand. »Gib ihm ein paar Tropfen Wasser, aber nicht mehr.«
    Der Wächter ließ ein paar Tropfen in Philips Mund rinnen, und Ali sagte: »Morgen früh sollte dir die Sonne den Rest geben. Wenn du dann immer noch lebst, werde ich dich von einem meiner Männer töten lassen, weil wir morgen das Lager abbrechen und weiterziehen müssen. Das Wasser wird knapp hier. Ich würde dich mitnehmen und dich in unserem nächsten Lager wieder in der Sonne rösten lassen, aber dein Stamm wird sich bald auf die Suche nach dir machen. Du wirst morgen sterben, so oder so. Angenehme Träume, Abu.«
    Die Sonne ging unter, aber Philip glühte immer noch. Das Wasser war nur soviel gewesen, daß es seine Sinne genarrt hatte. Er dachte an Christina, die nur wenige Meter von ihm entfernt in Hejaz' Zelt lag. Wenigstens schlief sie, statt diesen Alptraum mitzuerleben. Aber vielleicht hätte sie es sogar genossen, ihn bei lebendigem Leibe rösten zu sehen. Schließlich haßte sie ihn. Bald würde sie jedenfalls wieder bei ihrem Bruder sein, wie sie es sich immer gewünscht hatte.
    Der Mond stand hoch am Himmel, als Philip spürte, daß jemand bei ihm war. »Endlich schläft das ganze Lager, aber wir müssen leise sein, damit niemand etwas merkt«, flüsterte der Mann, als er sich zu Philip hinunterbeugte. »Ich bin Amair Abdalla, der Bruder von Amine, die in deinem Lager lebt. Ich bitte dich, meinem Vater und mir den Anteil, den wir an dieser Sache gehabt haben, zu verzeihen. Mein Vater ist ein alter Mann und wollte nichts anderes, als ein Ende des Hasses unseres Scheichs erleben, weil er seine Tochter wiedersehen will. Ihm ist inzwischen klar, daß es falsch war, deine Frau gefangenzunehmen. Sie hat es nicht verdient zu leiden, ebenso wenig wie du. Ich werde dich jetzt mit einer Salbe einreiben. Du darfst aber nicht laut schreien.«
    Philip ganzer Körper zuckte zusammen, als das kühlende Fett mit seiner Haut in Berührung kam. Er unterdrückte die Schreie, als der Mann die Salbe in seine Brust und sein Gesicht massierte.
    »Ich hätte dich letzte Nacht schon freigelassen, wenn du nicht so stark betäubt gewesen wärst. Es dauert eine Weile, aber dann wird dir die Salbe einen Teil der Schmerzen nehmen«, sagte Amair. Er wischte sich das Fett von den Händen.
    Dann durchschnitt er die Seile, zog Philip auf die Füße und gab ihm eine Wasserflasche. Philip trank nur ganz wenig.
    »Dein Pferd steht im Schatten für dich bereit«, sagte Amair. »Die Frau ist noch betäubt und wird nicht allein reiten können. Ich hole sie sofort. Kannst du sprechen?«
    Philip trank mehr Wasser, und dann gelang es ihm, heiser zu flüstern: »Was wird passieren … «
    »Mein Vater wird sich am Morgen mit den Ältesten zusammensetzen, noch ehe Scheich Ali erwacht. Sie werden Ali davon abhalten, dir weiterhin nachzustellen, und sie werden mich vor ihm beschützen. Ich kann nur beten, daß du verstehst, daß ich den Befehl hatte, die Frau zu ergreifen. Es hat mir nicht gepaßt, aber ich hatte keine andere Wahl. Kannst du mir verzeihen?«
    »Du bist in meinem Lager willkommen«, gab Philip

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