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Die gefangene Braut

Die gefangene Braut

Titel: Die gefangene Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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losgelassen und taumelte einige Meter zurück. Dann stürzte er nach vorn. Doch Philip war vorbereitet. Er wich seitlich aus, und sein Messer erwischte Cassims rechten Arm, direkt unter der Schulter. Sie umkreisten einander mit ausgebreiteten Armen. Cassim sprang wieder mit einem Satz nach vorn und wollte sein Messer in Philips Brust stoßen. Doch Philip bewegte sich blitzschnell und erwischte sein Opfer. Er schlitzte Cassims ausgestreckten Arm bis zum Knochen auf. Cassim ließ das Messer fallen und starrte bestürzt die Wunde an. Philip schlug ihn mit der Hand nieder.
    Er ließ Cassim Zeit, sein Messer aufzuheben, ehe er ihn wieder angriff. Cassim war offensichtlich nicht geübt im Umgang mit Messern, und seine Angst machte ihn so unvorsichtig, daß er Philips Geschicklichkeit mühelos zum Opfer fiel.
    Philip kannte viele Tricks, die er von seinem Vater gelernt hatte, aber er brauchte keinen Trick anzuwenden. Philips Messer stach wieder und immer wieder zu, bis Cassim von seinem eigenen Blut überströmt war und vornüber in den Sand fiel.
    Philip fühlte sich abgestoßen. Er hätte nie geglaubt, daß er zu solcher Brutalität fähig war. Wie konnte er derart gnadenlos einen Mann töten? Philip fühlte sich gräßlich. Er warf das Messer neben Cassims Leiche und ging zu Ali Hejaz.
    »Du wirkst unzufrieden, Abu. Vielleicht fühlst du dich besser, wenn du weißt, daß Cassim auch deinen Stammesgenossen erschossen hat.«
    »Es gibt kein Mittel, um sich besser zu fühlen, wenn man einen Menschen getötet hat«, erwiderte Philip.
    »Wenn du viele Jahre darauf gewartet hast, einen Menschen zu töten, wie es bei mir der Fall ist, dann kann Rache sehr wohl genüßlich sein«, sagte Ali. »Du wirst jetzt mit meinen Männern gehen. Denk daran, daß Christina Wakefields Zukunft in deinen Händen liegt. Außerdem habe ich meinen Männern befohlen, auf dich zu schießen, wenn du versuchst zu fliehen. Eine Wunde im Arm oder im Bein wird deinen Tod nur noch qualvoller gestalten.«
    Die Männer ergriffen Philip und führten ihn hinter Ali Hejaz' Zelt. Dort steckten vier Pfähle im Sand, und an jedem Pfahl war ein Seil befestigt. Jetzt wußte er, wie er sterben würde.
    Er leistete keinen Widerstand. Die Männer legten ihn auf den Rücken, spreizten seine Arme und Beine und banden ihn an die vier Pfähle. Einer der Männer flüsterte Philip zu: »Verzeih mir«, ehe er ging. Der zweite Mann setzte sich in den Schatten, den Alis Zelt warf, um Philip zu bewachen.
    Philip fragte sich, wozu eine Wache überhaupt nötig war. Er konnte nicht entkommen. Es war schon spät am Nachmittag, aber die Sonne würde noch mindestens zwei Stunden lang sengend auf den Sand strahlen.
    Heute würde die Sonne nicht viel Schaden anrichten, aber morgen würden seine Qualen beginnen. Würde er das ertragen? Konnte er sich mit reiner Willenskraft dazu bringen, schnell zu sterben?
    Er würde sich zwingen, die Nacht über zu wachen, das war die einzige Möglichkeit. Dann hatte er bereits zwei Tage und Nächte nicht geschlafen, und das würde es ihm möglich machen, morgen zu schlafen, und vielleicht würde er in der heißen Sonne so schnell sterben, daß er nicht einmal erwachte.
    Eine Stunde war vergangen, und Philip mußte bereits gegen den Schlaf ankämpfen. Ein Schatten zeichnete sich über ihm ab, und als er die Augen aufschlug, sah er Ali Hejaz.
    »Ist es nicht eine Ironie des Schicksals, daß du ausgerechnet auf diese Weise stirbst? Du wolltest unter unserer Sonne leben und Yasir glücklich machen, und daher ist es nur angemessen, daß du unter unserer Sonne stirbst. Es ist keine angenehme Todesart. Deine Zunge wird aufquellen. Aber ich will nicht, daß du allzu bald erstickst. Du wirst gerade genug Wasser bekommen, um das zu verhindern. Du wirst lange leiden, während die Sonne dich bei lebendigem Leib röstet. Und falls du mit dem Gedanken gespielt hast, dich über Nacht wachzuhalten und dein Leiden morgen durch Schlaf zu verkürzen, dann muß ich dich enttäuschen. Ich habe dir ein leichtes Mittel in den Wein getan, und du wirst heute nacht schlafen.« Ali lachte, als er Philips Hoffnungen ein Ende bereitete. »Du wirkst überrascht, Abu. Aber wie du siehst, habe ich an alles gedacht. Ja, du wirst morgen bei Sonnenaufgang wach sein. Ich wünsche dir eine angenehme Nacht, Abu. Es wird deine letzte sein.« Mit diesen Worten überließ er Philip seinen Gedanken.
    Philip zog mit aller Kraft an den Seilen, aber es bestand keine Hoffnung für ihn, zu

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