Die gefangene Braut
glücklich aus.
»Ja, und in ein paar Tagen geht es ihm wieder gut. Eine Rippe hat die Kugel abgefangen, und die Wunde verheilt gut. Aber jetzt muß ich Maidi holen.«
»Natürlich. Wir reden später miteinander«, sagte Christina. Sie ging ins Zelt.
Syed zog Philip gerade den Kaftan aus, als sie ins Schlafzimmer kam. Sie blieb erstarrt stehen, als sie seine Verbrennungen sah.
»O Philip. Deine Brust auch?« wimmerte sie.
»Ich fürchte, ja, Tina. Aber du brauchst dich nicht aufzuregen. Es ist nicht ganz so schlimm, wie es aussieht. In rund einer Woche wird der Schmerz nachlassen, und die Haut wird sich schälen. Ich habe nicht die Absicht, mein Leben lang zweifarbig zu bleiben.«
»O Philip! Wie kannst du damit spaßen?« Sie kam näher und sah sich seine Brust und seine Arme genauer an. Beim Anblick der gräßlich dunkelroten Haut verfinsterte sich ihr Gesicht. »Tut es sehr weh? Wie konnte das passieren?« fragte sie.
»Setz dich, mein Liebling. Du hast keinen Grund, in Wut zu geraten. Schließlich bin ich derjenige, der verletzt worden ist«, stöhnte Philip, als er sich ganz langsam auf das Bett sinken ließ.
»Aber wie konnte das passieren, Philip?« fragte Christina wieder. Sie war absolut fassungslos.
»Das ist eine lange Geschichte, Tina, und meine Kehle ist noch zu ausgedörrt, um sie dir zu erzählen. Ich bin müde, ich habe Schmerzen, und ich bin hungrig wie ein Wolf. Warum besorgst du uns nicht etwas zu essen?«
»Oh, du verdammter Kerl!« brauste sie auf, und sie stolzierte aus dem Zelt.
Amine stand am Feuer und füllte zwei Schalen mit einem köstlich duftenden Eintopf. Christina war wütend, als sie auf sie zukam.
»Er ist unmöglich! Er beantwortet mir keine meiner Fragen. Er will etwas Eßbares, sonst nichts!« sprudelte Christina erbost heraus.
»Scheich Abu muß starke Schmerzen haben, Christina. Er will nicht, daß du merkst, wie übel er zugerichtet worden ist.«
»Du hast recht. Er hat Schmerzen, und ich denke nur an mich. Dieser Alptraum war nötig, damit mir klar wurde, wie sehr ich ihn liebe.«
»Er macht sich offensichtlich auch viel aus dir«, sagte Amine. »Sei geduldig, Christina. Er wird dir erzählen, was passiert ist, wenn er sich erst ausgeruht hat. Und jetzt braucht ihr beide etwas zu essen, also komm jetzt.«
»Du hast recht. Ich fühle mich, als hätte ich seit Tagen nichts gegessen.«
»Du warst drei Tage und drei Nächte fort.«
»Drei Tage! Aber wie kann das sein?« sagte Christina. »Wie kann ich so lange fort gewesen sein?«
»Scheich Abu wird es dir erklären können. Wir sind alle begierig darauf, zu erfahren, was passiert ist. Aber jetzt komm. Du mußt etwas essen.«
Christina konnte nichts dagegen einwenden, und sie folgte Amine ins Zelt. Amine brachte Philip das Essen ins Schlafzimmer. Maidi kümmerte sich dort um seine Wunden. Dann ging Amine.
Ich schäme mich so, dachte Christina, als sie das Essen heißhungrig verschlang. Philip muß extreme Schmerzen haben, und ich muß ihm ins Gesicht springen und Antworten verlangen, obwohl er gar nicht in der Verfassung ist, sie geben zu können. Ich muß die ganze Sache jetzt vergessen und nur noch daran denken, was ich tun kann, damit es ihm wieder besser geht. Er wird mir alles erzählen, wenn es an der Zeit ist – oder doch nicht? Er kann es nicht leiden, Fragen zu beantworten. Diese Fragen wird er mir beantworten müssen. Schließlich bin ich auch betroffen!
Christina hatte ihre eigenen Verletzungen völlig vergessen. Ihre Augen und ihre Wangen waren noch geschwollen und wund, aber es bereitete ihr keine Schwierigkeiten, zu essen oder zu reden.
Ihr Kaftan war völlig verdreckt. Sie fühlte sich schmutzig und klebrig, aber wie konnte sie baden, wenn Philip ans Bett gebunden war? Es war zu gefährlich, alleine baden zu gehen. Als sie gegessen hatte, kam Syed ins Zelt. Er trug einen Eimer Wasser in jeder Hand.
»Scheich Abu hat Wasser für dich kommen lassen. Er hat gesagt, du müßtest dich eine Zeitlang auf diese Weise waschen«, sagte Syed eilig, während er die Eimer abstellte.
Seine Verlegenheit war so offenkundig, daß Christina am liebsten laut gelacht hätte, aber sie riß sich zusammen. »Danke, Syed, das ist sehr freundlich von dir.«
Maidi kam aus dem Schlafzimmer, und endlich war Christina allein mit Philip im Zelt. Sie entschloß sich, sich im Schlafzimmer zu waschen. Jemand hätte ins Zelt kommen und sie unbekleidet vorfinden können, aber sie wollte auch in Philips Nähe sein. Sie ging
Weitere Kostenlose Bücher