Die Gefangene des Elfen 2: Insel des Vergessens (Elven Warrior Series) (German Edition)
selbst wenn er die Wahrheit kannte. Nachdem Ruadans Krönung von Elathan und seinen Wachen unterbrochen worden war, war der älteste Sohn des Königs nun dem Thron am nächsten. Sein Wort war Gesetz, und bezichtigte er sich selbst, so war es unmöglich, ihm zu widersprechen.
In Schweigen gehüllt, blickten die Elfenkrieger zum Sliabh an Óir auf. Das Schloss glühte im warmen Licht der untergehenden Sonne, die schon bald hinter den Bergen verschwunden sein würde. Und doch wurde seine Schönheit vom drohenden Unheil des Todes überschattet. Kurz darauf waren die letzten Lichtstrahlen verschwunden. In diesem Moment schloss Calatin die Augen.
Vergebt mir, Igraine.
Dann hob er die Hand und gab das Zeichen zum Aufbruch. Gerade, als er losmarschierte, fuhr ein Schauer der Vorahnung durch seinen Körper und ließ ihn erstarren. Noch bevor er das abscheuliche Geräusch der ledrigen Flügel hören konnte, spürte er Magie in der Luft, einen sehr alten und dunklen Zauber. Doch auf den Anblick, der sich ihm bot, als er sich umwandte, war er nicht vorbereitet.
Unzählige Gargoyles stürzten vom Himmel, verdunkelten den Vollmond, bevor die Nacht hereinbrach. Die Krieger zogen ihre Schwerter und spannten ihre Langbögen, doch die Untiere griffen nicht an, landeten lediglich stumm auf den umstehenden Bäumen. Sie sahen wie hässliche Vögel aus, die ihre Beute beobachteten, während sich ihre tödlichen Klauen um die Äste schlossen. Dann glitt ein letzter Gargoyle aus der Luft herab, spannte seine riesenhaften, schwarzen Flügel auf.
Er war der Größte von ihnen, nahezu doppelt so groß wie ein ausgewachsener Mann. Seine Erscheinung war halb Mensch, halb Drache, mit einem schweren, kräftigen Körper. Er trug lange, krumme Hörner auf dem Kopf. Eine Spitze war schon vor langer Zeit im Kampf mit seinen Artgenossen abgesplittert. Seine grau-violette Haut war dunkel und verwittert, was auf sein hohes Alter hinwies. Es gab keine Zweifel über die Führungsrolle des Ältesten und Stärksten seiner Rasse. Calatin wusste, dass Gargoyles ihre Namen vor allen außer ihrer eigenen Art geheim hielten. Die Dämonen senkten respektvoll die Häupter, als ihr Fürst erschien.
Doch etwas anderes ließ die Elfenritter entsetzt nach Luft schnappen. Es war Igraines Anblick. Der Gargoylefürst, der sie getragen hatte, senkte sie langsam zu Boden. Er hielt sie allein mit seinen Klauen fest, durchbohrte das weiche Fleisch ihrer Schultern. Kleine Rinnsale von Blut flossen über ihre Haut, doch sie schien den Schmerz nicht zu spüren. Ihre Elfengewänder waren verschwunden, zweifellos beim Angriff der Kreaturen in Stücke gerissen, als sie versucht hatte, ihre Stadt zu betreten.
Die Gargoyles hatten ihr ein neues Kleid aus kostbarem, weichem Samt bereitgestellt. Es schmiegte sich eng um ihren Oberkörper, doch sein langer Rock gab ihren Beinen genug Bewegungsfreiheit, und es war schwarz wie die Schwingen eines Raben. Winzige, glänzende Onyxperlen waren auf das Mieder gestickt und leuchteten im Mondschein. Ihr Haar war gescheitelt und teilweise geflochten, wie das eines Kriegers. Wie eine finstere Königin sah sie aus, so wunderschön, dass Calatins Herz einen Schlag aussetzte. Sie war bleich und still, sodass er sie im ersten Augenblick für tot hielt. Doch dann, als der Gargoylefürst sie auf dem Boden absetzte, öffnete sie zur Erleichterung des Zauberers ihre Augen. Ihre nackten Füße berührten sanft den Waldboden.
Sie sah sich ihre Umgebung wie ein Kind an, das soeben aus einem Traum erwacht war, bevor sie ihren Blick auf Calatin richtete. Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er ihre Augen sah. Sie waren nicht mehr grün, sondern leuchteten wie schimmerndes Silber in der Nacht.
Calatin fluchte leise und wandte sich an den Gargoylefürsten: "Was habt Ihr Lady Igraine angetan?", zischte er. "Wisst Ihr denn nicht, wer sie ist?"
Das breite Grinsen des Fürsten offenbarte seine rasiermesserscharfen Giftzähne. "Warum sollte ich das nicht wissen? Natürlich ist sie die Liebessklavin Eures Prinzen", entgegnete er, seine Stimme tief und melodisch. "Ihr Blut ist äußerst wohlschmeckend. Ich musste die Menschenfrau einfach kosten, während ich die Wunden heilte, die mein Volk ihr bedauerlicherweise zugefügt hat. Ich fürchte, die neue Augenfarbe ist ein unvermeidbarer Nebeneffekt des Giftes. Doch sie steht ihr vorzüglich, findet Ihr nicht?"
Calatins Körper erstarrte, als er die Worte des Dämons verstand. Die Klauen der Gargoyles waren
Weitere Kostenlose Bücher