Die Gefangene des Elfen. Teil 1:Der Dunkle Prinz (Elven Warrior Series) (German Edition)
Elathan sie hasste, wurde bestätigt, als die Stunden vorübergingen, ohne dass er in ihre Gefängniszelle zurückkehrte. Im Laufe des folgenden Tages und des nächsten sah sie ihn überhaupt nicht. Aber wie durch Zauberhand stand frisches Essen und Wasser auf dem Tisch, wann auch immer sie von ihrem traumlosen Schlaf aufwachte. Zunächst fing sie an, aus reiner Langeweile ihre Kampfübungen auch allein fortzusetzen und erinnerte sich dabei an die Anweisungen des Elfen. Sie schien sich schon verbessert zu haben. Danach ergriff sie eines der Schwerter und versuchte, es so zu schwingen, wie es ihr Elathan gezeigt hatte. Mit der Zeit fand sie tatsächlich Freude daran, ihren Körper zu trainieren, und sie wurde täglich stärker. Eine Woche verging. Eigentlich wäre sie allein in einer nur mit Kerzen beleuchteten Zelle verrückt geworden. Sie hatte nicht einmal ein Fenster. Glücklicherweise waren ihre Tage mit ihren Waffenübungen gefüllt, die sie so sehr erschöpften, dass sie bis zum Morgen schlief. Auf diese Weise hatte sie keine Gelegenheit, allzu viel über Elathan nachzudenken.
Eines Nachts jedoch erwachte sie plötzlich von einem tiefen, erschöpften Schlaf. Es war stockdunkel in der Höhle. Alle Kerzen waren niedergebrannt. Igraine setzte sich auf, während sie sich fragte, was sie veranlasst hatte, aufzuwachen. Sie hörte nicht das leiseste Geräusch. Aber dort in der Finsternis war etwas, das auf sie lauerte, sie jagte. Sie straffte die Schultern und nickte. Offensichtlich sollte sie in diesem dunklen Loch sterben. Doch wenn es schon sein sollte, würde sie dabei aufrecht stehen und ihrem Tod gegenübertreten. Sie weigerte sich, zu sterben, während sie hilflos im Bett lag. Ihre Knie zitterten, aber sie schaffte es, aufzustehen. Dann stand sie einfach da wie ein erschrecktes Reh, still und ohne sich zu bewegen. Sorgfältig lauschte sie auf jeden Ton, der die Finsternis eindringen mochte. Aber alles, was sie hörte, war das schnelle Schlagen ihres eigenen Herzens.
Gleichgültig, wie aufmerksam sie hinhörte, sie hätte niemals geahnt, wie nah ihr das unsichtbare Wesen bereits gekommen war. Sie schrie, als zwei starke Hände sie aus der Dunkelheit ergriffen, sie wie eine Puppe herumwirbelten und gegen die Wand der Höhle pressten. Plötzlich fand sie sich gefangen zwischen dem Felsen und einem männlichen Körper, an den sie sich nur zu gut erinnerte. Er war fast ebenso hart wie der Stein, aber genauso unnachgiebig.
Elathan war zurück. Und dieses Mal war er gekommen, um sie zu töten.
5. Kapitel
Schmerz und Verlangen
Igraine fühlte, wie der heiße Atem des Elfen ihre Stirn streifte. Er senkte seinen Kopf kaum merklich und atmete tief. Sie wusste, dass er ihren Geruch witterte. Trotz ihrer Angst wurde der Drang, ihn zu berühren, so übermächtig, dass sie unbewusst nach ihm griff. Er fing beide ihrer Handgelenke mit einer Hand und drückte sie fest gegen die Wand. Wieder einmal war sie seine hilflose Beute.
"Ich lebe schon zu lange in der Dunkelheit, Sterbliche", sagte er. Seine Lippen waren ihr so nahe, dass sie leicht ihr Ohr berührten, sanft wie der Flügel eines Schmetterlings. "Allein."
Igraine stand vollkommen still. Seine Nähe verirrte ihre Sinne, sodass sie kaum denken konnte, sogar einen Moment lang vergaß, zu atmen. Und seine unglaubliche Stimme. Sie konnte nicht beschreiben, was sie ihr antat. Sie unterschied sich von einer menschlichen Stimme - leicht rau, aber tiefer und reicher, mit einer unbestimmbaren weichen Melodie, wenn er sprach. Manchmal war sein Tonfall so kalt, dass sie zitterte. Doch nun war er voller Gefühl, dem tiefen Vibrieren einer nachklingenden Bronzeglocke ähnelnd. Sie konnte den Schmerz fühlen, der seine Seele folterte. Er hatte den kampfgestählten Körper eines Kriegers, aber in seinem Inneren blutete er aus zu vielen Wunden, die nie geheilt worden waren.
Sie war sich bewusst, dass sie mit dem Feuer spielte, wenn sie versuchte, ihm näherzukommen. Sein Hass auf die Menschheit war zu stark. Elathan würde ihr niemals vertrauen.
"Deine Leute sind dafür verantwortlich!" stieß er bitter hervor. "Sie sind Sklaven ihrer Habgier, ihrer Lust nach Zerstörung. Sie breiten sich über die Erde aus wie Insekten. Ich bin mir sicher, sie werden nicht eher ruhen, bis jede Form des Lebens, jede Art der Schönheit, die diese Welt jemals gesehen hat, zugrunde gerichtet ist. Ihr einziger Beweggrund ist, die Leere in ihren Seelen zu füllen,
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