Die Gefangene des Elfen. Teil 1:Der Dunkle Prinz (Elven Warrior Series) (German Edition)
Sogar die Vögel hatten ihren Gesang eingestellt, und für nur einen Augenblick schien die Zeit stillzustehen.
Widerwillig trat Elathan einen Schritt zurück, um eine sichere Entfernung aufzubauen. Er wusste, wenn er noch einen Moment zögerte, so würde er sich nicht mehr zurückhalten können.
Igraine holte Luft, um zu protestieren. Doch dann zog ein Rascheln ihre Aufmerksamkeit auf die andere Seite der Lichtung, wo Bewegung im Unterholz unter all den hochgewachsenen Bäumen ausbrach. Das Geäst teilte sich, und ein höchst unerwartetes Geschöpf trat heraus.
Es war ein Zentaur. Seine obere Hälfte bildete der Körper eines jungen Mannes, athletisch und geformt wie eine Statue des Michelangelo. Sein Gesicht hätte eine Frau zum Seufzen bringen können, und langes, schwarzes Haar wallte seinen Rücken hinunter. Von der Hüfte hinab aber hatte er den Körper eines Pferdes. Seine dunklen, muskulösen Flanken bebten, als er seinen Kopf in den Nacken warf, um den gemischten Geruch der Erregung eines Elfs und einer Menschenfrau einzuatmen, der die Luft erfüllte. Der Zentaur nickte Elathan knapp zu, bevor er der Sterblichen seine volle Aufmerksamkeit widmete, sie mit unverfrorener Begierde anstarrte.
Elathan schob sie hinter seinen breiten Rücken, um sie vor den Blicken der Sagengestalt abzuschirmen. "Zentauren", knurrte er, "es ist stets dasselbe mit ihnen. Unfähig, sich in Gegenwart einer Frau unter Kontrolle zu halten." Er legte die Hand um den Griff seines Speers, stellte sicher, dass der Zentaur die drohende Geste auch sah. "Sie gehört mir, Aegis", sagte Elathan. Er ließ dem Zentauren einen warnenden Blick aus bedrohlich verengten Augen zukommen. "Ich rate dir nicht, sie anzufassen. Wo sind denn nun deine Freunde?"
Aegis musterte den Prinzen herausfordernd, wenn auch nur für einen Moment. Dann wandte er die Augen schleunigst von Igraine ab und erhob eine Hand. Einer nach dem anderen traten drei Zentauren auf die Lichtung und gesellten sich zu ihrem Anführer. Seltsame Gefährten für einen Prinzen, dachte Igraine. Sie sahen alle unterschiedlich aus, ihr Haar stets passend zum Fell ihrer Pferdehälfte. Einer war äußerst blass mit blondem Haar, ähnlich Elathans. Der Zweite rötlich-braun, während die Haut des Letzten die Farbe polierten Elfenbeins aufwies. Seine weißen Zähne blitzten in seinem Gesicht, als er Igraine angrinste. Sie waren schöne Geschöpfe, und doch wirkten sie wild und unbändig. Offenkundig respektierten sie Elathan, verneigte doch jeder von ihnen den Kopf vor dem Prinzen, als sie den Schutz der Bäume verließen. Igraine überkam das bestimmte Gefühl, keinen von ihnen zum Feind haben zu wollen, sofern es sich vermeiden ließ.
Unvermittelt fiel ihr auf, dass die Lichtung nicht mehr in goldenem Sonnenschein gebadet war, während das Blätterdach einen großen Teil des Lichts abhielt. Die herbstlichen Farben der Bäume wirkten nun stumpfer, und es wurde zusehends dunkler. Die Stille der Wälder wurde nur noch von den gelegentlichen Lauten kleiner Geschöpfe der Nacht unterbrochen, die sich durchs Gestrüpp schlichen.
Elathan wandte sich an Igraine, sein Gesicht wieder kalt und bewegungslos.
"Sei bereit, Igraine. Sobald die Nacht hereinbricht, beginnt die Jagd. Die Regeln sind äußerst einfach. Du musst lediglich davonlaufen und versuchen, mir und meinen Jagdgefährten zu entkommen." Er deutete auf die Zentauren. Sie schienen enormen Spaß zu haben. Sie lachten, als sie Igraines schockiertes Gesicht sahen. Gerade hatte sie begriffen, dass der Prinz sie als Beute vorgesehen hatte. Langsam schüttelte sie den Kopf, konnte gar nicht glauben, dass er ihr dies antun wollte.
"Das Ritual wird andauern, bis im Osten die Sonne aufgeht", fuhr er unbekümmert fort. "Die Frage lautet nicht, ob ich dich aufgreife – daran gibt es keinen Zweifel – sondern vielmehr, wie weit du es schaffen wirst, bevor ich dich zur Strecke bringe. Somit wirst du dich als Liebessklavin würdig erweisen, stark genug, um den Begierden eines Elfenkriegers gewachsen zu sein."
Er sah die Panik in ihren Augen, also legte er die Hand unter ihr Kinn und erhob ihr Gesicht. "Fürchte dich nicht, liebliche Igraine", fügte er sanft hinzu. "Du bist stark. Unser Blut ist eins geworden. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, dich zu schützen, und die Zentauren werden es nicht wagen, dich anzurühren. Ihre einzige Aufgabe ist es, dich in meine Richtung zu treiben. Doch sei gewarnt, dieser Wald ist sehr alt. Mein
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