Die Gefangene des Elfen. Teil 1:Der Dunkle Prinz (Elven Warrior Series) (German Edition)
einmal ein Lufthauch. Sie öffnete die Augen und zuckte zusammen, als sie eine winzige Lichtkugel direkt vor ihrem Gesicht umhertanzen sah. Zunächst glaubte sie, es sei ein Glühwürmchen, doch bei genauerem Hinsehen bemerkte sie ein kleines, menschenähnliches Geschöpf in der Kugel, so winzig, kaum sichtbar. Sofort erkannte sie, dass es sich um eine Fee handeln musste, eines der Zauberwesen, die diesen Wald bewohnten.
Igraine lächelte die Fee an, und sie antwortete mit einem hohen Kichern, das wie die Glocken eines Winterschlittens erklang. Sie streckte einen Finger nach der winzigen Kreatur aus, die sich allerdings rasch zur Seite zog und fortflog, um in einigen Schritten Entfernung in der Luft stehen zu bleiben. Dort wartete sie und rief mit ihrer zarten, melodischen Stimme nach Igraine. So gebannt war Igraine, dass sie einige Momente benötigte, um zu verstehen, dass sie dem Geschöpf folgen sollte.
Sie konnte natürlich nicht wissen, ob die Fee ihr einen Weg aus dem stockfinsteren Gehölz zeigen würde, doch soweit kam ihr keine bessere Idee. Wie sie also in die Richtung ging, welche das tanzende Glühwürmchen vorgab, passierte sie zwei Bäume, zwischen denen gerade genug Platz war, um sich hindurchzuquetschen. Ein hohes Kichern erschallte zu ihrer Rechten, und als Igraine den Kopf wandte, fanden sich dort weitere kleine Lichtkugeln, flogen zu ihr hinüber und versammelten sich bei der ersten Fee. Sie tanzen überall um Igraine herum, wirbelten um sie, bis ihr schwindlig wurde und sie kleine Sternchen funkeln sah, deren Bild noch eine Weile nachklang, bevor es verschwand. Die Nacht war vom Gelächter der Feen erfüllt. Es klang nach Hunderten winziger Silberglöckchen, die gleichzeitig klingelten.
Nach einiger Zeit bildeten sie eine Reihe und flogen voran, schwebten in der Luft, bis Igraine ihnen folgte. Sie führten sie zu einem derart schmalen Waldweg, dass sie ihn nie alleine gefunden hätte, dann drängten sie Igraine, auf dem Weg zu gehen. Die Feen wirbelten stets um sie herum, und ihre hellen Stimmen sangen in einer Sprache, die sie nicht verstand.
Der Pfad wand sich durch den Wald, und mit den Feen folgte sie ihm über eine Zeitspanne hinweg, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte. Verblüfft von der Gegenwart der Feen, vergaß Igraine um ein Haar, dass sie Elathan entkommen musste, bevor er aufholte.
Plötzlich endete der Pfad, und sie erkannte, dass sie den Schutz der Bäume verlassen hatte. Sie stand vor einer gewaltigen Fläche offenen Feldes, ein weiterer Teil des Waldes kaum in der Ferne zu erspähen. Ansammlungen von schwarzem Wasser fanden sich überall, dazwischen trockener Boden, aus welchem Gras und Büsche wuchsen. Sogar einige verlorene Bäume standen hier und da, streckten ihre verbogenen, nackten Äste dem Nachthimmel entgegen.
Igraine wurde bewusst, dass sie am Rande eines Moors stand. Es war totenstill, abgesehen vom gelegentlichen Ruf eines Nachtvogels. Als sie sich umsah, bemerkte sie, dass die hellen Stimmen der Feen verstummt waren. Die kleinen Lichter waren nirgendwo mehr zu sehen, als hätten sie niemals existiert. Sie fragte sie, ob sie womöglich nur eine Illusion gewesen waren, die ihr panischer Verstand herbeigezaubert hatte, um sie zu beruhigen. Doch die Feen waren da gewesen, gerade eben erst. Ihre Haut prickelte noch immer, wo sie sie berührt hatten.
Sie blickte in den finsteren Wald zurück, dann voraus über die Sümpfe, grübelte darüber, wohin sie nun gehen sollte. Nach einigen Augenblicken zuckte sie mit den Schultern. Sie hatte kein Bedürfnis, wieder in völliger Dunkelheit zu enden, also blieb ihr keine andere Wahl, als ihr Glück im Morast zu versuchen. Er strahlte seine eigene, sonderbare Schönheit aus. Das silbrige Licht der Sterne spiegelte sich in der schwarzen, ruhigen Wasseroberfläche, und Igraine nahm an, dass es an einem solch friedlichen Ort nichts zu befürchten gäbe. Würde sie ihre Schritte sorgfältig aussuchen, so würde sie auf trockenem Land bleiben und es bis zum Wald schaffen, wo sie sich nach einem sicheren Versteck umsehen könnte. Darüber hinaus war das Moor zu Fuß leichter zu überqueren, als zu Pferde. Elathan und seine Zentauren könnten ihr hier nicht so schnell folgen, wie andernorts, so sinnierte sie.
Also war es nun das Moor. Igraine entschied sich für den nächstbesten grünen Pfad und begann, sich einen Weg auf die andere Seite zu suchen. Als sie den ersten Schritt tat, hörte sie ein Rascheln in den Blättern hinter
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