Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gefangene des Highlanders

Die Gefangene des Highlanders

Titel: Die Gefangene des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
Vom Netzwerk:
schon damit abgefunden, dass Graham und sie bald ein glückliches Paar sein würden, und man wartete darauf, dass der Bräutigam seine junge Frau mit sich fortnehmen würde. Damit wäre man die ungeliebten Gäste wieder los.
    Aber Marian war sich nicht sicher, ob Graham nicht ganz andere Pläne verfolgte.
    Die Gäste in der Halle waren guter Dinge. Die Bewirtung war reichlich gewesen, nun sprach man heftig dem Bier zu, das die Mägde schon mit Brunnenwasser verlängert hatten, denn der Vorrat ging zur Neige.
    Auch an der Ehrentafel wurde noch fleißig gebechert, dazu hatten die Mägde kleine Leckereien aufgetragen, mit Honig gesüßte Beeren, eingelegte Pilze und kleine Küchlein aus getrocknetem Obst. Die Ritter hatten sich in zwei Gruppen geteilt, die einander misstrauisch beäugten – hier die Anhänger der MacArons, dort die Ritter von Graham MacBoyll. Es gab wenig Gespräche zwischen Gästen und Gastgebern, wenn doch einmal ein paar Worte gewechselt wurden, dann waren es höfliche Floskeln, gespickt mit Ironie und unterschwelligen Bosheiten. Immer wieder richteten sich die Augen der Ritter auf David und Graham, die eifrig ins Gespräch vertieft waren und bereits mehrfach offen miteinander gestritten hatten.
    „Was sollen solche Abmachungen?“, sagte Graham verärgert. „Wenn ich Marian zu meinem Weib wähle, dann gehört ihr Erbe mir, denn ich bin ihr Ehemann.“
    „Es ist nur zur Sicherheit“, knurrte David hartnäckig. „Falls du deine Frau verstoßen solltest – dann will ich, dass ihr Erbe an sie zurückfällt.“
    „Das ist doch Unsinn! Willst du deinen Enkeln ihre Rechte entziehen? Mein ältester Sohn soll Anspruch auf ein ungeteiltes Erbe haben.“
    „Das wird er auch, denn er wird nach dem Tod seiner Mutter auch ihren Besitz erhalten. Aber er ist verpflichtet, die Rechte seiner Mutter zu verteidigen, wenn es nötig sein sollte.“
    „Gegen den eigenen Vater? Hast du den Verstand verloren, David MacAron?“
    „Ich will, dass meine Tochter abgesichert ist, falls es dir einfallen sollte, eine Kebse zu nehmen!“
    Graham schlug mit der Faust auf den Tisch. Er hatte ja gewusst, dass der alte David stur wie ein Felsblock war. Aber er hatte gehofft, die Krankheit habe ihn gefügiger werden lassen. Die Krankheit und das Unglück. Leider war David MacAron noch genau so hartgesotten, wie er es immer gewesen war, denn man war an diesem Streitpunkt jetzt bereits zum fünften Mal zusammengestoßen, und immer noch beharrte David MacAron stur auf seiner Forderung.  
    „Schluss mit dem Streit!“, sagte Graham wütend und erhob sich von seinem Schemel. „Ich sage dir klar und deutlich, David MacAron: Entweder du gibst mir deine Tochter zu meinen Bedingungen – oder wir werden uns nicht einig werden!“
    Die fremden Ritter, die mit am Tisch saßen, waren jetzt aufmerksam geworden, sie ließen die Becher stehen und verfolgten gespannt den Fortgang des Streits. Blicke wanderten zwischen ihnen hin und her, so als gäbe es ein geheimes Einverständnis, einer von ihnen griff sich an den Gürtel und zog nervös sein Gewand zurecht.
    David MacAron war erschöpft, das lange Sitzen bereitete ihm große Schmerzen, doch trotz allem war er hartnäckig genug, um sich von diesem jungen Kerl nicht über den Tisch ziehen zu lassen. Marian war keine einfache Frau, ganz sicher würde es irgendwann zu einem Zerwürfnis in dieser Ehe kommen, und er wollte auf jeden Fall sicher sein, dass seine Tochter dann nicht rechtlos sein würde. Vor allem aber sollte sein Enkel, Marians Sohn, Erbe seines Besitzes werden und nicht etwa das Kind einer Kebse, die Graham sich an Land zog, weil ihm Marian zu widerborstig war.
    „Wenn du meine Tochter und mein Land haben willst, Graham“, sagte er mit schriller Stimme. „Dann musst du dich nach meinen Bedingungen richten. Ansonsten bist du umsonst gekommen.“
    „Ist das dein letztes Wort, David?“
    „So wahr ich hier sitze, Graham!“
    Graham wechselte einen Blick mit seinen Rittern, dann beugte er sich zu David hinab.
    „So leicht wirst du mich nicht los, David. Ich fordere die Hand deiner Tochter, und wenn du sie mir nicht geben willst, dann werden wir den Handel nach alter Sitte austragen. Steh auf und vertritt deine Sache, Clanchief!“
    Davids Gesicht lief dunkel an vor Zorn, und es juckte ihm in den kranken Beinen, der Aufforderung Folge zu leisten. Doch er war nicht einmal imstande, die Füße fest auf den Boden zu setzen, geschweige denn, sich aus eigener Kraft vom Stuhl zu

Weitere Kostenlose Bücher