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Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurij Kusnezow
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bestätigte Sor. »Gestern früh war sie jedenfalls noch nicht da.«
    »Gut, dann wollen wir uns mal anschaun, wo die Fährte beginnt und wo sie endet«, sagte der Kommandant. »Soweit ich mich erinnern kann, ist hier auf der Rameria seit Urzeiten kein Tier mehr mit so riesigen Tatzen gesichtet worden.«
    Sie kehrten zurück zum Hubschrauber und nahmen die Suche auf.
    Die Spur kam von weit her aus der Wüste. Doch die Strecke, für die das Tier mehrere Stunden gebraucht haben mußte, schaffte der Helikopter in superkurzer Zeit. Im Handumdrehen hatten sie den Anfang der Fährte erreicht. Hier aber fanden sie keine Erklärung auf ihre Fragen, sondern stießen auf ein neues Rätsel. Die Spur kam nämlich geradenwegs aus dem Nichts! Die punktierte Linie setzte ganz unvermittelt ein, ohne daß man begriff, wieso.
    Die Männer drehten ein paar Runden mit dem Hubschrauber, doch das brachte auch keine Aufschlüsse. Sie stellten nur erneut fest, daß die Spur nach Norden führte. Der Ort aber, an dem sie ihren Ausgang nahm, war völlig kahl: kein Busch, kein Stein, nichts. Höchstens daß der Sand ein wenig festgedrückt war und einen idealen Landeplatz bildete.
    »Vielleicht ist unser Gast aus der Luft gekommen?« vermutete Sor.
    »Das würde uns gerade noch fehlen!« erboste sich der Kommandant. »Ein Riesentier mit Flügeln! Und warum hat es seinen Weg dann zu Fuß fortgesetzt? Ist ihm vielleicht der Treibstoff ausgegangen?«
    »Und wenn es nun das Urtier der Rameria ist, der Drache Choo?« sagte Sor. »Du weißt, daß es noch immer viele Legenden über ihn gibt, und ich kenne kein anderes Wesen, das zugleich laufen und fliegen kann.«
    »Auf der Erde, genauer im Zauberland, soll noch heute ein ähnlicher Drachen existieren«, schaltete sich nun auch der Hubschrauberpilot ein, »ein Nachfahre von Choo.«
    »Wir werden gleich herausfinden, um was für ein Tier es sich handelt!« rief der Kommandant ungehalten. »Wir fliegen die Fährte ab, wenn’s sein muß bis zu den Silbernen Felsen!«
    Der Hubschrauber nahm die Spur auf wie ein guter Jagdhund.
    Um sie nicht urplötzlich zu verlieren, folgte er jeder ihrer Windungen.
    Doch sie brauchten die Berge gar nicht erst anzusteuern: Die Spur brach schon vorher genauso unvermittelt ab, wie sie aufgetaucht war.
    »Er ist ein Stück gelaufen, hat sich ausgeruht und ist dann weitergeflogen«, vermutete Sor überrascht.
    »Nein, das glaube ich nicht«, der Kommandant wies auf eine Vertiefung gleich neben der Stelle, an der die Fährte endete. »Das da ist der Zugang zu einem Lüftungsschacht, der zu den verlassenen Ulzithöhlen führt.«
    Der Helikopter landete direkt neben dem Schacht. Die beiden Wachen stiegen aus und näherten sich vorsichtig der Öffnung.
    »Laß den Motor laufen, damit wir notfalls sofort aufsteigen können«, befahl der Kommandant dem Piloten. »Und du, Sor, halt das Gewehr im Anschlag, schieß aber nur bei Gefahr. Wenn das Tier uns anfällt, versuchen wir zum Hubschrauber zu laufen und abzufliegen. Wir brauchen es lebend, denn es ist möglicherweise das einzige Exemplar auf dem ganzen Planeten.«
    Sor warf einen Blick in den Lüftungsschacht. Er spürte einen schwachen Lufthauch, hörte jemanden ruhig und gleichmäßig atmen, konnte allerdings nichts erkennen.
    »Na, was siehst du?« fragte der Kommandant flüsternd.
    »Da drin ist es dunkel wie nachts unter der Bettdecke«, erwiderte Sor, gleichfalls flüsternd, »doch irgendwas atmet, unten.«
    »Hier, nimm die Taschenlampe!«
    Sor streckte, ohne sich umzudrehen, die Hand nach hinten aus, nahm die Lampe und tastete mit dem Lichtstrahl vorsichtig den Schacht ab. Er leuchtete jeden Winkel aus, bis er schließlich den Grund erreichte. In der Tiefe des Schachtes lag eine riesige dunkle Masse, die den ganzen Boden bedeckte. Es war ein Körper, der sich beim Atmen regelmäßig hob und senkte.
    Der grelle Lichtstrahl schien das Tier aufzustören. Es geriet in Bewegung und richtete sich auf. Augenblicklich bekam der unförmige Fellhaufen Kopf, Füße und Schwanz. Ob auch noch Flügel, konnte Sor nicht mehr herausfinden, denn schon wurde die Stille der unterirdischen Höhlen von einem gewaltigen Grollen unterbrochen:
    »Gr-r-r-au!«
    Das Echo verstärkte dieses Grollen noch um ein Hundertfaches und trug es in die entferntesten Winkel:
    »Gr-r-r-r-au, gr-r-r-au, gr-r-au, r-au, au!«
    Die Wachen suchten Hals über Kopf das Weite. Innerhalb von Sekunden waren sie am Hubschrauber, und schon im nächsten Augenblick schoß

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