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Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurij Kusnezow
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schlüpften behende zu ihm in den Käfig. Das große Tier tat ihnen leid, und sie wollten es ein bißchen aufheitern. Sie sprangen, hüpften, kugelten direkt vor seiner Nase herum, aber der Löwe schenkte ihnen nicht die geringste Beachtung. Und wenn er sie wirklich mal eines Blickes würdigte, dann tat er es so, wie man lästige Fliegen beobachtet, die einen frech umschwirren. Er trauerte seiner verlorenen Freiheit nach.
    Dabei hat Charlie Black mich zu sich auf die Erde eingeladen, wenn es mir zu Hause nicht gefällt, dachte er niedergeschlagen. Und ich muß sagen, es gefällt mir hier ganz und gar nicht! Charlie hat sogar den Namen eines Mannes genannt, der mir behilflich sein würde, zur Erde zu gelangen… Wie hieß er doch gleich… Insor…Ilsor…

    »Ilsor«, bestätigte Mou hastig, »Ilsor.« Der Puschel hatte die Gedanken des Löwen verstanden und freute sich, wieder einmal etwas vom Einbeinigen Seemann zu hören, denn Charlie war der Großonkel von Chris Tall und vor einiger Zeit mit seinem Schiff irgendwo im Ozean verschollen. Mit Chris aber, dem Jungen von der Erde, hatten die Ranwische Freundschaft geschlossen, als er gleichfalls eingesperrt gewesen war. Ilsor, der mit Kau-Ruck dafür gesorgt hatte, daß der Junge nach Hause zurückkehren konnte, war ihr zweitgrößter Freund.
    Ja richtig, von einem Ilsor hat Charlie gesprochen, dachte der Löwe freudig und stutzte im nächsten Moment: Aber wer war da auf seine Gedanken eingegangen?
    Er schaute fragend in die Runde. Von den Neugierigen, die sich um seinen Käfig scharten, konnte es kaum jemand gewesen sein. Erstmals betrachtete er die wendigen Tierchen zu seinen Füßen genauer. Er kannte diese katzenähnlichen Wesen schon aus seiner Frühzeit auf der Rameria, hatte sie damals jedoch nicht weiter beachtet.
    Diese kleinen Teufel haben sich kein bißchen verändert, dachte der Löwe mit plötzlicher Sympathie. Aber weshalb schaut mich der eine so unverwandt an? Hat vielleicht er mit mir gesprochen? Ach was, Grau ließ seine Vermutung sofort wieder fallen: Woher sollte so ein Winzling Ilsor kennen!
    Der Puschel Mou las die Gedanken des Löwen sehr genau und erwiderte, so würdevoll er nur konnte:
    »Natürlich war ich es, der den Namen Ilsor bestätigt hat.«
    Dabei starrte er dem Löwen beharrlich ins Gesicht.
    Grau, der endlich begriff, woher die Signale kamen, senkte verlegen den Kopf. Er hatte den Puschel nicht kränken wollen.
    Doch die Ranwische waren freundliche Wesen und kein bißchen nachtragend, deshalb wechselte Mou taktvoll das Thema:
    »Woher kennst du Charlie Black?« fragte er.
    »Ich bin ihm auf dem Planeten Irena begegnet, kurz bevor er von dort Reißaus nahm.«
    »Na so was«, Mou schüttelte den Kopf, »und Chris war schon ganz traurig, weil er glaubte, Charlie sei ertrunken!«
    »Das glaubte Charlie ja selber, bis wir ihn dann vom Gegenteil überzeugen konnten.«
    Gou und Rou, die beiden anderen Puschel, hatten längst aufgehört, Kobolz zu schießen, und lauschten der Unterhaltung zwischen Mou und dem Löwen.
    »Wir können dich mit Ilsor zusammenbringen«, schaltete sich nach einer Weile Rou ein. »Zwar vermag er selbst nicht mit uns zu reden, doch sein Freund, der Menvit Kau-Ruck, versteht unsere Sprache.«

    » Mich erstaunt etwas anderes«, sagte da auch Gou. »Wie kommt es, daß wir uns mit dir unterhalten können? Verstehen sich die Löwen denn auf Telepathie?«
    »Auf der Irena mußte ich lange Zeit als Elm zubringen«, erwiderte Grau, »die Elme aber verständigen sich ausschließlich über die Gedanken. Offenbar hab ich diese Fähigkeit bei der Rückverwandlung in meine ursprüng­liche Gestalt nicht verlernt. Doch wir wollen keine Zeit mehr verlieren! Macht euch bitte schnell auf die Suche nach Ilsor und Kau-Ruck, und bringt sie her. Ich will ihnen erzählen, wie ich auf die Irena und wieder zurück zur Rameria gelangt bin.«
    Die Ranwische ließen sich nicht lange bitten und stürmten wie ein Wirbelwind davon.
    Kau-Ruck konnte sich nach ihrer Meinung nur an drei Stellen aufhalten: bei sich zu Hause, in seinem Chefzimmer bei der Polizei oder bei Ilsor. Und da sie selbst drei waren, steuerte jeder von ihnen eines dieser Ziele an. Gou sauste zur Dienststelle, Rou zum Haus des Piloten und Mou zu Ilsor.
    Mou hatte Glück. Er traf Kau-Ruck, als der gerade Ilsors Haus verließ. Der Pilot bemerkte ihn und blieb stehen, um ein bißchen zu schwatzen. Denn erstens hatten die Ranwische wie die Elstern stets die neuesten Nachrichten auf

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