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Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurij Kusnezow
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erschrocken, einen großen Sprung machte.
    »Aber das ist doch derselbe Junge, den wir seinerzeit in diesem Tunnelabzweig beobachtet haben!« rief Ilsor aus.
    »So ist es«, bestätigte der Löwe. »Die Erdenbewohner verwandeln sich nämlich, wenn sie den Synchrotunnel zur Irena durchqueren, in Elme und bekommen einen Doppelgänger. Der eine von ihnen verbleibt im Elmenland – das ist der, den ihr hinter der Barriere sehen konntet –, der andere kommt auf die Irena.«
    Grau erzählte dann von dem Kraken Prim, dem Geologen Viktor Stepanowitsch und seinem Begleiter Kusmitsch. Aber auch sie waren Ilsor und Kau-Ruck ja schon von dem Tunnel her vertraut. Am meisten allerdings freuten sie sich über das Auftauchen Charlie Blacks, und auch die Puschel gerieten bei dieser guten Nachricht reinweg aus dem Häuschen. In Kansas hatten sie selber den Kummer von Chris miterlebt, als das Verschwinden des Onkels bekannt wurde.
    »Wir müssen Chris unbedingt mitteilen, daß Charlie auch diese Schiffskatastrophe heil und unbeschadet überstanden hat!« rief ganz aufgeregt Mou, der Ruhigste und Verständigste der drei Ranwische.
    »Klar, das wird eine große Freude für seine Familie in Kansas!« stimmte Ilsor zu.
    »Es kann allerdings noch eine Weile dauern, bis er zurückkommt«, gab der Löwe zu bedenken. »Der Käptn hat immerhin eine Havarie gehabt, sein Schoner ist gesunken. Er selbst konnte sich zwar wie durch ein Wunder retten, indem er in den Synchrotunnel geriet, doch das Schlimme ist: Er wird genau an die Stelle zurückkehren, wo sein Boot auf das Korallenriff gelaufen ist. Er kann noch von Glück reden, wenn er dort eine kleine Insel oder ein Atoll findet, um eine gewisse Zeit zu überdauern. So lange, bis er von einem vorbeifahrenden Schiff zufällig entdeckt wird. Speziell suchen wird ihn dort natürlich niemand.«
    Die Ranwische ließen traurig den Kopf hängen – da standen dem armen Charlie ja noch viele Unannehmlichkeiten bevor!
    »Du hast recht«, sagte Kau-Ruck nachdenklich. »Keiner außer uns weiß, daß der Käptn lebt und auf seiner unbewohnten Insel auf Rettung wartet. Mit anderen Worten, nur wir können ihm helfen. Das aber müssen wir unbedingt, denn Charlie hat viel Gutes für das Zauberland getan. Außerdem ist er der Großonkel von Chris, dem wir selbst eine Menge zu verdanken haben.«
    »Und was wird mit mir?« meldete sich schüchtern der Löwe zu Wort. »Laßt ihr mich frei? Ich verspreche auch ganz fest, niemandem etwas zuleide zu tun und regelmäßig zur Fütterung in den Zoo zu kommen.«
    »Natürlich darfst du nicht länger eingesperrt bleiben«, sagte Ilsor. »Wir wußten doch nicht, daß du kein gewöhnlicher Löwe bist. Eine Schwierigkeit aber gibt es. Kau-Ruck und ich sind jetzt zwar eingeweiht, doch was ist mit all den anderen Leuten? Sie werden in Panik verfallen, wenn plötzlich ein ausgewachsener Höhlenlöwe durch die Straßen spaziert. Es könnte vor allem dir selbst zum Bösen ausschlagen: Du könntest überfahren oder gar von jemandem erschossen werden…«
    »Wenn ich richtig verstanden habe, wollt ihr eine Expedition zur Belliora entsenden, um Charlie Black zu suchen«, sagte Grau. »Und wenn ihr mich nun ins Zauberland mitnehmt? Der Käptn hat erklärt, daß der Tapfere Löwe, der dort für Recht und Ordnung eintritt, Hilfe braucht. Anscheinend machen sich die Säbelzahntiger mausig, so daß man sie in die Schranken weisen muß. Und dann ist die Rameria, wenn ich ehrlich sein soll, auch nicht mehr das, was sie einmal war. Uns Höhlenlöwen fehlt einfach die freie Wildbahn! Ich selbst aber hab mich inzwischen wie ihr alle weiterentwickelt, bin klüger geworden. Gewiß tut es mir leid, die Heimat zu verlassen, doch das Zauberland ist schließlich ein Stück von der Rameria, nicht wahr?«
    Ilsor und Kau-Ruck schwiegen eine Weile, sie dachten über den Vorschlag des Löwen nach.
    »Die Trennung von dir wird uns schwer fallen«, sagte seufzend der Pilot.
    »Uns auch, uns auch«, wisperten die Puschel und kuschelten sich an seine zottigen Pfoten. »Wir könnten so schön zusammen spielen!«
    »Aber wahrscheinlich ist es trotz allem die beste Lösung«, fuhr Kau-Ruck fort. »Wir werden dich von Zeit zu Zeit besuchen, und du kannst jederzeit zurückkommen, vorübergehend oder für immer, ganz wie du willst.«
    »Überleg’s dir in Ruhe, Grau«, sagte nun auch Ilsor. »Ein bißchen mußt du sowieso noch in deinem Käfig ausharren. Wir müssen erst eine große Transportrakete für den Flug

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