Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
umspielte nur ein durchsichtiger, feiner Stoff ihre makellose Gestalt.
    Zwei der Verhüllten traten hervor und hoben sie mit Leichtigkeit von dem Tier. Dann legten sie die Frau rücklings auf den
     kalten Stein, und während zwei von ihnen ihre Arme niederhielten, bemächtigten sich zwei andere ihrer schmalen Schenkel und
     spreizten sie in einer Weise, daß ihr Geschlecht zu sehen war.
    Die Frau war wie erstarrt. Allein ihre verzerrten Gesichtszüge spiegelten ihre Angst wider. Jaakov wollte schreien, doch seine
     Stimme versagte ihm den Dienst. Er bemerkte, wie sich unter frenetischem Stampfen der Anwesenden ein weiterer Mann näherte. |262| Festlich gekleidet in einen golddurchwirkten Mantel, schritt er feierlich auf die Frau zu.
    Jaakov brauchte nicht lange, um zu wissen, welche Person bei diesem unglaublichen Schauspiel die Hauptrolle spielte. Die große
     Nase, die im Feuerschein die Silhouette eines riesenhaften Vogelschnabels an die Wand warf, war ihm Bestätigung genug, daß
     es sich um niemand anderen als Hannas ben Hannas handeln konnte.
    Das dumpfe Rufen der Anwesenden wurde lauter, und irgend jemand überreichte dem Hohepriester des Sanhedrins, von dem bisher
     wohl nur Eingeweihte wußten, was er im Verborgenen trieb, ein riesiges Messer.
    Jaakov stockte der Atem, als er mit ansehen mußte, wie Hannas II. sich auf den Altar zubewegte. Er riß an seinen Ketten, bis
     es ihm das Blut abschnürte, und in seiner Not begann er stumm zu beten.
    Sein Gebet schien zu bewirken, daß nicht das Mädchen getötet wurde, sondern der Stier. Mit einem gezielten Stoß durchtrennte
     Hannas ben Hannas die Halsschlagader des Tieres. Dunkles Blut spritzte in kleinen Fontänen, während der Bulle mit heraushängender
     Zunge in den Vorderläufen einknickte und unter einem abklingenden Röcheln schließlich zu Boden ging.
    Doch die Jungfrau blieb keinesfalls verschont. Ein Diener, der das Blut in einer goldenen Schale aufgefangen hatte, überreichte
     es Hannas, der es unter hohl klingenden Beschwörungsformeln auf den Leib der Frau goß. Dann warf er mit einer herrischen Geste
     den Mantel ab, und Jaakov wurde Zeuge, wie Hannas II. seinen hoch aufgerichteten Phallus in das wehrlose Fleisch des wimmernden
     Mädchens stieß.
    Wie betäubt lag die Frau auf dem Opferstein, der wilden Lust des Hohepriesters auf grausame Weise ausgeliefert, bis er sich
     schließlich in einem wilden Grunzen in sie ergoß.
    Die umstehenden Männer hatten aufgehört zu trommeln, und |263| das Mädchen war augenscheinlich vor Angst und Scham in Ohnmacht gefallen.
    Hannas ließ ihren zierlichen Körper vom Altar herunterzerren und auf eine rasch herbeigeführte Trage legen. Dann wurde sie
     hinausgetragen, wie ein Tier, das dem Tode geweiht war.
    Erst in diesem Moment hatte Jaakov das Gefühl, aus einem schrecklichen Alptraum zu erwachen. »Hannas, du räudiger Hund, welchem
     Satan hast du deine Seele geweiht, daß du zu einer solchen Tat fähig bist?« brachte er krächzend heraus.
    Hannas, dem einer der Männer in den kostbaren Mantel zurück geholfen hatte, grinste triumphierend. Dabei bewegte er sich langsam,
     wie eine giftige Viper auf Jaakov zu, der angeekelt zurückwich, so weit wie es seine Ketten ermöglichten.
    »Da staunst du, Mann des Christos, der du glaubst, der Messias sei bereits gekommen. Nein, ich werde den einzig wahren Messias
     zeugen, und Belial, der Gottdämon der Unterwelt, ist mein Meister.«
    »Du bist wahnsinnig«, stieß Jaakov voller Entsetzen hervor.
    »Und du bist kleingläubig, Jaakov von Nazareth. Denkst du wirklich, es gibt Licht ohne Finsternis? Glaubst du tatsächlich,
     die Weltherrschaft ließe sich erringen, indem man nur Gutes tut und die Macht über die Menschen als solche ablehnt? Sieh doch,
     wie die Römer es machen. Sie unterjochen die Völker, kreuzigen die Leichtgläubigen und versklaven die Dummen. Nein, Jaakov,
     wenn du wirklich glaubst, man kann ihnen beikommen, indem man es mit den Tugenden dieser Welt hält, hast du dich getäuscht.
     Alleine der Fürst der Finsternis ist in der Lage, den Söhnen des Lichts zur Auferstehung zu verhelfen. Ihm bringen wir unsere
     Opfer dar. Stiere, Jungfrauen und, wenn es sein muß, Säuglinge, die wir selbst gezeugt haben!«
    Die Aussage des Hannas hallte in Jaakov nach wie ein Donnerschlag, und plötzlich mußte er vor Ekel und Abscheu würgen und
     erbrach sich vor dem Hohepriester.
    |264| »Ich glaube«, sagte Hannas mit finsterer Miene, »das war soeben

Weitere Kostenlose Bücher