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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Ermittler aus
     Haifa zum Abschied hinzu.
    Sarah ging zum Fenster. Es fiel ihr schwer, einen Sinn in all den Geschehnissen zu erkennen. Die einzigen, denen daran gelegen
     sein konnte, daß der Fund nicht veröffentlicht wurde, waren die Behörden in Israel und der Vatikan in Rom. Aber soweit Sarah
     wußte, hatte Regine ihr Wissen um die Ausgrabung und die aufgefundenen Pergamente gegenüber der römischen Kurie zurückgehalten.
     Das Staatssekretariat des Vatikans war lediglich darüber informiert worden, daß am 25. März 2007 während der Kundgebung in
     Rom eine große Überraschung zu erwarten sei. Der Vatikan entsandte zudem gewiß keine schwarzgekleideten Männer, |270| die Ringe mit Satanistenemblemen trugen und unschuldige Katzen und Menschen töteten.
    Sarah zückte erneut ihr Mobiltelefon und wählte die Nummer von Regine von Brest. In einem raschen Telefonat informierte sie
     die Beginenchefin über die neuesten Entwicklungen.
    »Ich bin morgen früh wieder im Büro, um alles weiter zu organisieren«, verkündete Regine mit gewohnt fester Stimme. »Rolf
     und Volker kümmern sich um mich. Du und Padrig, ihr solltet erst mal zur Ruhe kommen und ein wenig ausspannen. Vielleicht
     ist die Gefahr ja jetzt vorbei.«
    »Ja, du hast sicher recht«, antwortete Sarah mit einem Seufzer. »Sag Rolf und Volker, sie müssen sich nicht hierher bemühen.
     Wir sehen uns morgen in der Villa.«
    »Die beiden sind zur Zeit im Präsidium«, erwiderte Regine. »Hellriegel wollte, daß sie auch eine Aussage zu den beiden unbekannten
     Toten machen. Morgen nachmittag will er in der Villa vorbeikommen und mir die Bilder zeigen.
    »Also gut, bis morgen«, verabschiedete sich Sarah, als Padrig zurück ins Wohnzimmer kam.
    Die dunklen, störrischen Haare noch feucht aus dem Gesicht gekämmt, frisch umgezogen in Cordhose, Hemd und Pullover, wirkte
     er wie ein neuer Mensch und erweckte bei Sarah den Eindruck, als ob er jeden Moment den Antrittsbesuch seiner zukünftigen
     Schwiegermutter erwartete.
    An seiner Einsilbigkeit hatte sich jedoch nichts geändert, und die verbissene Miene, mit der er sich seine Socken anzog, zeugte
     davon, daß er längst nicht mit sich im reinen war.
    Sie setzte sich zu ihm auf die Couch und sah ihn durchdringend an.
    »Möchtest du drüber reden?«
    Er lächelte freudlos. »Nein«, sagte er nur und schaute auf seine kräftigen, mit Sommersprossen übersäten Hände, als ob sie
     einem anderen gehörten.
    |271| Und während Sarah darüber nachdachte, ob sie es wagen konnte, ihn in den Arm zu nehmen, schaute er plötzlich zu ihr auf.
    »Ich würde gerne in eine Kirche gehen«, sagte er leise und mit dunklem Blick.»Würdest du mich begleiten?«
    Für einen Moment war sie überrascht. »Aber ja«, sagte sie dann und strich ihm sanft über den Arm.
    Es war nicht der riesige Dom, den Padrig für sie beide aussuchte, um zu beten, sondern eine kleine romanische Kirche.
    Die Glocken läuteten, und die Schritte der Gläubigen, zumeist alte Menschen, verhallten unter den hohen Steinsäulen, als Sarah
     mit Padrig ins Innere des Gotteshauses eintrat. Es roch nach Weihrauch, und dabei gab es so viel mehr zu sehen als in einer
     Synagoge.
    Sarah war noch nicht oft in einer christlichen Kirche gewesen, doch jedes Mal war sie fasziniert von der Sinnlichkeit, die
     von den Kunstwerken ausging, die solche Gotteshäuser für gewöhnlich schmückten.
    Das große Kreuz mit dem leidenden Jesus über dem Altar berührte sie mehr als jemals zuvor. Mit einem Mal schien es ihr erschreckend
     vertraut. Die plötzliche Erkenntnis, daß sich die Botschaft dieses Mannes von Jerusalem aus über die ganze Welt verbreitet
     und nach zweitausend Jahren noch Bestand hatte, ließ sie ehrfürchtig werden. Voller Andacht setzte sie sich neben Padrig in
     eine Kirchenbank.
    Ein Geistlicher erschien, um die abendliche Messe zu zelebrieren. Padrig war ganz in Gedanken versunken. Auf Knien, den Kopf
     auf seine betenden Hände gestützt, saß er da, als ob er Kontakt zu einer anderen Dimension aufgenommen hätte.
    Der Priester sprach von der Sünde der Welt.
    Von der Seite beobachtete Sarah, wie sich Padrigs Kehlkopf bewegte, als er hart schluckte, während er seine Augen geschlossen
     hielt.
    |272| Schweigend gingen sie nach dem Gottesdienst zu seinem Wagen zurück. Sarah hakte sich bei Padrig unter, und plötzlich legte
     er seinen Arm um ihre Schulter und zog sie zu sich heran.
    »Ich würde es wieder tun«, sagte er und schaute ihr fest

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