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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Aufforderung.
    Mit Entsetzen betrachtete sie die Spitzenunterwäsche. BH, Höschen, Strapse und seidene Strümpfe. Alles in Purpurrot und ihrer
     Meinung nach äußerst obszön.
    »Was soll das?« fragte sie trotzig. »Ich bin weder eine Pornodarstellerin noch eine Prostituierte.«
    »Sie werden tun, was ich Ihnen gesagt habe«, erwiderte der junge Mann mit betont fester Stimme und ohne jedes Zögern. »Der
     Erhabene hat es befohlen, und niemand widersetzt sich seinem Befehl. Wenn es Ihnen einfallen sollte, nicht zu gehorchen, wird
     es ein leichtes für ihn sein, Sie mit Gewalt gefügig zu machen.« Er lächelte bösartig. »Also beeilen Sie sich! Ich habe den
     Auftrag, Sie unverzüglich zu ihm zu bringen.«
    »Drehen Sie sich wenigstens um«, erwiderte Sarah respektlos, während sie sich beiläufig an die Kamera in ihrer Zelle erinnerte.
    |389| Hastig entledigte Sarah sich ihrer legeren Kleidung, und nur mit Mühe gelang es ihr, die unpraktische Spitzenunterwäsche anzulegen,
     die weit mehr enthüllte, als sie bedeckte. Beinahe dankbar zog sie dann ihr Shirt darüber und glitt in den Rock. Nun endlich
     konnte sie sich den anzüglichen Blicken des Mannes entziehen.
    Begleitet von drei weiteren Männern, die im Gang gewartet hatten, wurde Sarah über den langen, unterirdischen Flur geführt.
     Ein Aufzug am Ende des Flures brachte sie und die Männer einige Stockwerke höher. Während der Fahrt hielt sie den Kopf gesenkt,
     und mehr aus den Augenwinkeln versuchte sie sich ein Bild zu machen, was das für Menschen waren, die sie gefangenhielten.
     Die kurzgeschnittenen Haare ihrer Begleiter schimmerten ausnahmslos schwarz und wirkten zum Teil gefärbt. Die Gesichter waren
     bleich und glatt rasiert und ihre dunklen Augen seltsam leer.
    Die Aufzugstür öffnete sich, und die Wachleute schoben Sarah durch einen Korridor, in dem an den Wänden mittelalterliche Schilde
     und düster anmutende Gemälde zu sehen waren. Dann hielten sie unvermittelt vor einer schweren Eichenholztür inne. Einer der
     Begleiter erlangte Einlaß, in dem er seinen Daumen auf ein Lesegerät neben der Tür drückte. Lautlos glitt der futuristisch
     anmutende Zugang auf, und Sarah wurde ganz allein in den dahinterliegenden Raum entlassen. Ebenfalls ohne ein Geräusch zu
     verursachen, schloß sich die Tür hinter ihr.
    Panisch sah sie sich um. Durch eine Fensterfront, welche die ganze Seite des Raumes einnahm, flutete Tageslicht in den Saal.
     Hoffnung überkam sie, der Gedanke an Flucht, als sie vom Fenster aus den darunterliegenden Park einsehen konnte. Aber nein,
     sie befand sich in schwindelnder Höhe. Ein Sprung aus dem Fenster würde aller Wahrscheinlichkeit nach tödlich enden. So blieb
     ihr nichts übrig, als weiter nach einer anderen Fluchtmöglichkeit zu suchen. Die Wände hatte man mit dunklen Bruchsteinen
     verkleidet, |390| und ein hoher Kamin verbreitete mit etlichen eisernen Fackelhaltern ein geradezu mittelalterliches Flair.
    Der Boden und eine breite Treppe, die hinab zu einem Versammlungszimmer führte, waren mit grauen Granitplatten bedeckt. Weiter
     hinten stand ein Tisch aus massivem Holz mit dreizehn hohen Lehnstühlen. An einem der Stühle saß ein attraktiver, schwarzgekleideter
     Mann und schaute zu ihr auf.
    »Komm ruhig näher«, sagte er mit dunkler Stimme.
    Vor Angst und Unruhe ganz steif, ging sie die wenigen Stufen hinab und durchquerte den Saal, wobei sie sich entschied, in
     sicherem Abstand vor dem Unbekannten stehenzubleiben.
    »Noch näher«, befahl er barsch. »Ich will dich berühren können.«
    Sarah kam zu dem Schluß, daß sie dem Mann schon einmal begegnet war. Er war der Kerl aus dem Fahrstuhl des
Cavallo Crown Hotels
. Später hatte er im Auto gegessen, mit dem man sie entführt hatte. Er war nicht alt, bestenfalls vierzig, und als er sich
     aus seinem Stuhl erhob, erschien seine Statur unter dem schwarzen Anzug geradezu athletisch. Sein Lächeln wirkte hintergründig
     und trotz seiner makellos weißen Zähne keinesfalls sympathisch.
    Sarah wich kaum merklich zurück, als er langsam, fast schleichend auf sie zusteuerte. Ganz dicht blieb er vor ihr stehen.
     Sein Aftershave verströmte den Duft von Moschus und Ambra, und seine schwarzen Augen glitzerten seltsam kalt. Sie spürte,
     wie sich ihre Nackenhaare aufstellten, als er die rechte Hand hob und sie den goldenen Siegelring an seinem Ringfinger erkennen
     konnte.
    Prüfend, wie ein Kamelhändler auf einem orientalischen Basar, schob er ihr

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