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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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entsetzte Gesicht seines Erzbischofs.
    »Der Heilige Vater wird sich glücklich schätzen«, bemerkte Mendez, während er sich nun doch auf einen der Stühle niederließ |381| und Kardinal Lucera freudlos anlächelte, »wenn er erfährt, welcher Kontakte Sie sich erfreuen und zu welchem Zweck Sie diese
     pflegen.«
    »Gesetzt den Fall, Sie hätten recht«, hob Lucera mit düsterer Miene an, »dann hätte er nicht nur mich auf bösartige Weise
     getäuscht, sondern alle, die ihn bis dahin für einen aufrechten Christenmenschen gehalten haben. Denken Sie ernsthaft, Sie
     können einem Mann, der eine solch kriminelle Energie besitzt, problemlos seine Untaten beweisen? Und selbst wenn, nicht einmal
     der Heilige Vater hätte die Macht, einen solch finsteren Zeitgenossen zum Besseren zu bekehren.«
    »Das ist es, was einen wahren Dämon ausmacht, verehrte Exzellenz.« Padrig klopfte Lucera in einer fatalistischen Geste auf
     die Schulter. »Sagen Sie nur, Sie haben das nicht gewußt?«
    Vom Büro des Erzbischofs aus rief Padrig den israelischen Inspektor an. »Sie hatten recht«, sagte er tonlos. »Nero steckt
     in der Sache drin.«
    »Wir treffen uns in zehn Minuten am Hauptportal«, erwiderte Morgenstern. »Ich hole Sie ab.«
    Als Padrig wenig später in seinem Habit in die gemietete Limousine einstieg, hob Morgenstern die Augenbrauen. »So können Sie
     nicht bleiben! Da, wo wir jetzt hinfahren, sollten wir uns so unauffällig wie möglich verhalten. Oder besitzen Sie gar keine
     normale Kleidung?«
    »Das ist meine normale Kleidung«, gab Padrig leicht verstimmt zurück. »Wenn Sie jedoch unter normaler Kleidung Hosen und Pullover
     verstehen«, fuhr er versöhnlich fort, »ja, so etwas besitze ich. Allerdings müssen wir dann noch einen Halt in der Ordenszentrale
     einlegen.«
    Nach ein paar Minuten erschien Padrig in einer schwarzen Hose und einem schwarzen Rollkragenpullover, darüber trug er eine
     schwarze Popelinejacke.
    »Warum tragen Priester eigentlich immer schwarz, wenn sie |382| nicht gerade in ihrem Ornat herumlaufen?« Morgenstern schien immer noch nicht zufrieden zu sein.
    Padrig zuckte mit den Schultern. »Was haben Sie vor? Wenn wir durchs Gebüsch robben wollen oder eine Kletterpartie zu absolvieren
     haben, hätte ich vielleicht doch lieber meine Kutte anbehalten.«
    Der Inspektor hob beschwichtigend die Hand. »Ist schon in Ordnung«, sagte er und startete den Wagen. »Ich habe in der Armee
     gedient«, erläuterte er ungefragt seine militärische Laufbahn, während er den Wagen auf die Einhundertachtundvierzig nach
     Süden lenkte. »Spezialeinheit, Sajeret Matkal, wenn Sie wissen, was das ist. Ich war 1976 bei der Erstürmung der Air-France-Maschine
     in Entebbe dabei. In einer spektakulären Nacht-und-Nebel-Aktion haben wir einhundert israelische Geiseln aus den Klauen eines
     ugandischen Diktators befreit, der sich mit den ausländischen Entführern verbündet hatte.«
    Morgenstern setzte den Blinker, um einen Transporter zu überholen. »Scheißterroristen«, zischte er und lächelte bitter.
    »Ob Sie es glauben oder nicht«, erwiderte Padrig, und dabei warf er dem Inspektor einen reuevollen Blick zu. »Ich weiß, wovon
     Sie sprechen. Bevor ich dem Orden beigetreten bin, war ich Angehöriger der IRA.«
    Der Inspektor trat vor Überraschung auf die Bremse, und während er Padrig einen verblüfften Blick zuwarf, erhob sich hinter
     dem Wagen ein empörtes Hupkonzert.
    Morgenstern gab erneut Gas und schüttelte grinsend den Kopf. »Und ich hab Sie für einen Engel gehalten. Um so besser, dann
     sind wir ja ein perfektes Team.«
    Nach etwa fünfundzwanzig Minuten Fahrt erreichten sie ihr Ziel. Der Himmel hatte aufgeklart, und unter dem Wechselspiel von
     Sonne und Wolken stoppte Morgenstern den Wagen auf einer kleinen Anhöhe im Schatten einer Erle. Von hier aus konnte man das
     Castello di Nero, das im sechzehnten Jahrhundert auf einem |383| Hügel erbaut worden war, mühelos einsehen. Umgeben von Pinienhainen und Zypressen, erhob sich der ockerfarbene Palast mit
     seinen Stockwerken und einem hochaufragenden Hauptturm geradezu malerisch.
    Morgenstern kramte einen alten Gebäudeplan hervor, den er sich aus dem Internet beschafft hatte. »Die einzelnen Häuser umschließen
     im Karree einen weitläufigen Innenhof«, erklärte er Padrig, dem er ein Fernglas in die Hand gedrückt hatte. »Außerdem gibt
     es, wie Sie unschwer erkennen können, noch mehrere Türmchen und unzählige Zinnen, die im

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