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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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aus den Klauen dieses Teufels befreien.«
    Morgenstern packte ihn am Arm und sah ihn beschwörend an. »Wissen Sie, was so gefährlich an Terroristen ist? Nein? Sie sind
     Hitzköpfe, und sie besitzen in den seltensten Fällen einen vernünftigen Plan. Also, denken Sie nach! Bevor einer von uns beiden
     dort hineingeht, um nachzuschauen, ob sich Sarah tatsächlich dort aufhält, brauchen wir einen anständigen Plan.«
    »Und was für ein Plan sollte das sein?« fragte Padrig ungeduldig, als Inspektor Morgenstern den Wagen anließ, um unverrichteter
     Dinge zur Zentrale der Franziskaner zurückzukehren. »Wir können doch nicht einfach so abwarten und zuschauen, was geschieht.«
    »Das werden wir auch nicht«, entgegnete Morgenstern scharf. »Nachdem ich Sie abgesetzt habe, fahre ich zur israelischen Botschaft
     und beschaffe uns das nötige Equipment, damit wir etwas unternehmen können.«
    |386| »Warum können uns Ihre Leute nicht helfen?« In Padrigs verzweifeltem Blick lag ein letztes Quentchen Hoffnung. »Ihr Israelis
     marschiert doch sonst überall ein.«
    »Immer langsam, junger Mann«, erwidert Morgenstern mit einer gewissen Ironie im Blick. »Wir wissen überhaupt nicht, ob Sarah
     sich tatsächlich im Castello befindet. Für den Fall, daß wir einfach dort einmarschieren, wie Sie es so schön formulieren,
     riskieren wir nicht nur diplomatische Verwicklungen. Möglicherweise würden wir damit Sarahs Hinrichtung beschleunigen, falls
     sie sich an einem anderen Ort befindet und Nero sich durch unsere Aktion provoziert fühlt.«
    »Aber irgendein As müssen Sie noch im Ärmel haben, ansonsten hat doch alles, was wir hier machen, keinen Sinn!«
    »Kein Wunder, daß der britische Geheimdienst Sie geschnappt hat«, erwiderte Morgenstern spöttisch. Er warf Padrig einen harten
     Blick zu, während er den Wagen auf die Autobahn zurück nach Rom lenkte. »Um eine Sache erfolgreich zum Abschluß zu bringen,
     braucht es in erster Linie Geduld, und daran mangelt es Ihnen.«
    Padrig ließ sich von Morgensterns unwirschem Blick nicht beeindrucken. »Ich liebe diese Frau«, brach es aus ihm heraus. »Und
     sie ist schwanger – mit meinem Kind. Und wenn den beiden etwas zustößt, dürfen sie mich, ohne zu zögern, erschießen.«
    Morgenstern sah ihn für einen Moment verwundert an.
    »Haben Sie eine Vorstellung davon, was in mir vorgeht?« fauchte er den Inspektor an. »Es ist meine Schuld, daß Sarah in diese
     Lage gekommen ist. Ich hätte sie nicht allein lassen dürfen. Wissen Sie, wie es ist, wenn man den Tod eines geliebten Menschen
     verschuldet? Ich habe den Tod meines Vaters auf dem Gewissen, und jetzt bin ich daran schuld, daß die Frau, die ich liebe,
     und unser gemeinsames Kind vielleicht ein ähnliches Schicksal erleiden.« Padrig war kaum in der Lage, seine Tränen zu unterdrücken.
    |387| Morgenstern verlangsamte das Tempo und steuerte auf einen Parkplatz zu. Er stoppte den Wagen und sah Padrig mitfühlend an.
     Dann klopfte er ihm verständnisvoll auf die Schulter.
    »Mein Großvater ist in Auschwitz gestorben. Sie haben ihn bei Nacht und Nebel in seinem eigenen Haus in Berlin abgeholt, während
     er jeden Augenblick auf seine Papiere für die Ausreise wartete. Meine Großmutter hatte es nicht rechtzeitig geschafft, ihm
     ein Visum für die Schweiz zu übersenden. Dafür hat sie sich ihr ganzes Leben lang gegrämt. Dabei war es keinesfalls ihre Schuld,
     daß alles so gekommen ist. Manchmal sind wir machtlos, weil das Schicksal nicht nur unseren Faden spinnt, aber ich verspreche
     Ihnen, in Sarahs Fall werden wir nichts unversucht lassen, um sie Ihnen und ihrem Vater heil zurückzugeben.«

|388| 44.
März 2007 – Belials Diener
    Die Angst vor einer weiteren widerwärtigen Untersuchung saß tief. Daher schrak Sarah zusammen, als ein blasser Mann ihr Gefängnis
     betrat. Statt eines Stethoskops hatte er ihre ursprüngliche Kleidung bei sich, ein Paar schwarze Schuhe, einen schwarzen Rock
     und ein rotes Shirt. Ohne Kommentar legte er die Sachen auf einen Stuhl ab.
    Der junge Mann, der wie beinahe alle Männer in diesem merkwürdigen Verließ ganz in Schwarz gekleidet war, behielt ein rotes
     Stück Stoff zurück, mit dem er langsam auf sie zuging, um es schließlich auf ihren Schoß fallen zu lassen.
    »Sie sollen das anziehen«, befahl er mit dünner Stimme. Für einen Moment glaubte Sarah sich verhört zu haben. Doch dann machte
     ihr Gegenüber eine ungeduldige Geste und wiederholte seine

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