Die Gegenpäpstin
hüftlanges Haar beiseite und drehte es zu einem
Zopf, den er ihr dann über die Schulter legte.
»Zieh dich aus!« flüsterte er.
Sarah nahm ihren ganzen Mut zusammen und bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick. »Was seid ihr hier? Perverse Schweine? |391| Oder esoterische Spinner? Schämt ihr euch nicht bei all dem, was ihr tut?«
»Wir erfüllen einen mächtigen Auftrag, bei dem du eine wichtige Rolle spielst«, flüsterte er heiser. Seine Finger öffneten
den Reißverschluß ihres Rocks, und als der fließende Stoff zu Boden glitt, war ihre erste Reaktion, ihre fast nackte Scham
mit den Händen zu bedecken.
»Lassen Sie das!« Ihre Stimme klang beinahe flehend, aber sie wußte, niemand würde sie hören und ihr zur Hilfe kommen, so
laut sie auch schreien mochte.
»Es hat keinen Sinn, wenn du dich wehrst«, erklärte er mit einer finsteren Genugtuung. »Es ist mir bestimmt, mich mit dir
zu vereinen. Und es kann nicht schaden, wenn du vorher meine Sinne betörst.«
Wie aus dem Nichts brachte er einen langen Dolch zum Vorschein, ganz schwarz und allem Anschein nach rasiermesserscharf.
Sarah stockte der Atem, als er dessen Spitze auf ihre Kehle richtete. Was wäre, wenn er sie aufschlitzte wie all die anderen
Frauen, die sie auf den Fotografien gesehen hatte?
Vor Angst gelähmt, ließ sie es zu, daß er den Dolch oberhalb ihres Herzens ansetzte. Doch anstatt sie zu töten, durchtrennte
er mit einem einzigen, sauberen Schnitt ihr rotes, eng anliegendes Shirt.
Während seine schlanken Finger über ihren entblößten, von Spitze umrahmten Busen strichen, dachte Sarah erneut an Widerstand,
doch dem Dolch in seiner Linken würde sie nichts entgegensetzen können. Der Mann gab sich unbeeindruckt und ging einen halben
Schritt hinter sie. Seine warme Hand wanderte über ihren fast nackten Po. Sie spürte seinen Atem in ihrem Nacken.
Völlig erstarrt ließ sie es geschehen, daß seine Finger weiter abwärts zogen, zwischen ihre Schenkel stießen und in einer
beinahe federleichten Berührung ihr Geschlecht streiften.
|392| »Perfekt«, hauchte er ihr ins Ohr. »Genauso, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich kann es kaum erwarten, mich mit dir zu vereinen.«
Sarah schluckte vor Entsetzen, bevor sie es wagte, Fragen zu stellen. »Könnte man mir vielleicht erklären, um was es hier
eigentlich geht? Leider habe ich nicht die leiseste Ahnung.«
»Es erwartet niemand von dir, daß du etwas verstehst«, bemerkte er mit einem arroganten Unterton in der Stimme. Seine Finger
berührten nun ihr Gesicht, streiften ihre Lippen und wanderten beinahe spielerisch hin zu ihrem Kinn, um ihren Kopf in die
passende Richtung zu drehen. »Du bist lediglich der Kelch, der das geheiligte Blut in sich aufnimmt und der daraus entstehenden
Frucht einen schützenden Hort bietet, bis die Zeit der Niederkunft gekommen ist und der einzig wahre Messias das Licht der
Welt erblickt.«
»Und dann?« fragte Sarah mit zitternder Stimme. »Was haben Sie danach mit mir vor?«
»Reicht es dir etwa nicht, mir, der ich fortan dein Meister sein werde, diese Ehre zu erweisen?« entgegnete er. »Mehr sollte
eine Frau wohl kaum verlangen.«
Für einen Moment war sie geneigt, in schallendes Gelächter auszubrechen, so absurd erschien ihr die ganze Situation. Doch
der Dolch war noch immer auf sie gerichtet, und das Funkeln in den Augen des Mannes schien stärker zu werden.
»Du kannst dich anziehen«, bemerkte er mit einem huldvollen Lächeln.
Sarah verschnürte ihr zerschnittenes Shirt zu einem knappen Bustier und bückte sich hastig, um ihren Rock vom Boden aufzuraffen.
»Wer bist du?« flüsterte sie ungläubig, nachdem es ihr endlich gelungen war, den Reißverschluß ihres Rocks hochzuziehen.
»Ich bin ein Diener des Gottdämons Belial«, antwortete er mit seltsam entrückter Stimme. »Gleichzeitig bin ich ein Sohn des |393| Lichts, geboren, um mich mit einer Nachfahrin aus dem Hause Zadoks zu vereinen und ihr einen Sohn zu zeugen. Unser Fleisch
wird ein Fleisch werden, wie es eine uralte Prophezeiung vorausgesagt hat, und dein prachtvoller Leib wird einen Wegbereiter
für Belials Herrschaft hervorbringen und damit endlich das Reich der Finsternis einläuten.« Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
»Und warum in aller Welt mußte Bergman sterben?«
»Bergman war ein Verräter«, erklärte er nach kurzem Nachdenken.
Was nun folgte, klang für Sarah beinahe wie eine Rechtfertigung.
»Wir benötigten die
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