Die Gegenpäpstin
ist?«
»Sie litt an Malaria Quartana, einer sehr seltenen Form von Malaria, die damals wohl recht verbreitet war. Doktor Messkin,
ein verstorbener Freund und ehemaliger Molekularbiologe der Universität Haifa, hat die Diagnose anhand der DNA-Analysen der
vorhandenen Mikroorganismen gestellt.«
»Gibt es in den Pergamenten Hinweise, die auf eine Tätigkeit als Apostelin oder Priesterin schließen lassen? Könntest du vielleicht
herausfinden, ob sie gelehrt hat?«
»Warum ist das so wichtig?« Sarah drehte sich mit ihrem Stuhl herum und schaute Regine fragend an.
Regine nahm auf einem kleinen Sofa Platz, wobei sie ihr Glas Rotwein auf einem Tischchen abstellte und das zweite Glas Sarah
reichte. »Wir sind eine Vereinigung katholischer Christinnen«, erklärte sie, »die es sich zur Aufgabe gemacht hat, für die
Gleichberechtigung |152| der Frauen in der römisch-katholischen Kirche zu kämpfen. In Israel ist es vielleicht kein so großes Thema, aber wir hier
in Deutschland streiten zusammen mit unseren Leidensgenossinnen in aller Welt um die Anerkennung der weiblichen Hälfte der
Christenheit im Vatikan. Wir wollen, daß Frauen genauso wie Männer zu Priestern geweiht werden können. Warum sollte etwa das
Papstamt nur einem Mann vorbehalten sein?« Regine setzte ein ironisches Lächeln auf. »Bisher werden neben Putzfrauen und Meßdienerinnen
allenfalls Gemeindereferentinnen in der katholischen Kirche geduldet. Wir wollen und werden das ändern.«
»Nun ja«, erwiderte Sarah. »Viel anders sieht es bei den Juden auch nicht aus. Es gibt zaghafte Bemühungen, die Ernennung
von Rabbinerinnen zu fördern, aber in orthodoxen Kreisen ist man davon wenig begeistert. Zudem existieren in der jüdischen
Religion strenge Gesetze, die den Umgang zwischen Männern und Frauen regeln. Selbst wenn es mittlerweile Fortschritte gibt,
wahre Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen ist und bleibt ein globales Problem.«
»Was nicht bedeutet, daß eine solche Ungerechtigkeit bis zum Jüngsten Tag bestehen bleiben muß«, erklärte Regine kämpferisch.
»Heutzutage können wir es nicht länger hinnehmen, wenn allgemein anerkannte, religiöse Organisationen Frauen in einer Weise
diskriminieren, wie es nirgendwo sonst in der westlichen Welt möglich ist.«
»Was würde sich für euch ändern, wenn unser Fund veröffentlicht werden würde?« fragte Sarah.
»Alles«, erklärte Regine lakonisch. »Vorausgesetzt, die Pergamente bestätigen, daß Maria von Magdala den männlichen Jüngern
Jesu gleichgestellt war.«»
Sarah lächelte verhalten. »Soweit ich es bisher beurteilen kann, war sie gleichgestellt. Wer auch immer sie bei ihren Aufzeichnungen
unterstützt hat – vermutlich war es Jaakov von Nazareth –, |153| hat sie absolut respektiert. Die Inschriften deuten zudem darauf hin, daß sie von den frühen Christen besonders verehrt wurde.«
»Kannst du dir vorstellen«, unterbrach Regine sie voller Enthusiasmus, »deine Untersuchungsergebnisse unserer Organisation
zur Verfügung zu stellen? Wir sind mitten in einer Kampagne, in der es darum geht, daß Frauen im frühen Christentum eine wichtige
Rolle innehatten. Wir planen für Ende März eine Großkundgebung in Rom. Zwei Wochen vor Ostern werden wir uns dort mit etwa
hunderttausend Mitstreiterinnen aus aller Welt zu einem Sternmarsch treffen, der uns bis vor die Tore des Vatikans führen
wird. Für den Heiligen Stuhl würde es ein Erdbeben bedeuten, das ihn bis in die Grundfesten erschüttern wird, wenn wir mit
neuen Beweisen über die wahre Existenz und das Leben der Maria von Magdala aufwarten könnten. Und wenn du dann noch als Nachfahrin
der Heiligen auftreten würdest … So etwas hätte die katholische Kirche noch nicht erlebt.« Regines Augen begannen zu glänzen.
»Gut möglich«, pflichtete Sarah bei, und mit einigem Zögern fuhr sie fort. »Obwohl ich es traurig finde, wenn es in aufgeklärten
Zeiten wie den heutigen immer noch biblischer Beweise bedarf, um die Gleichberechtigung der Frau restlos anzuerkennen.«
»Können wir dein Verwandtschaftsverhältnis zu Maria Magdalena beweisen?« fuhr Regine unbeirrt fort.
»Mein Verwandtschaftsverhältnis zu Mirjam von Taricheae? Sicher. Es gibt da einen zweitausend Jahre alten Zahn, der sich in
meinem Besitz befindet, der beweist, daß es sich bei der aufgefundenen Frau zweifellos um eine meiner Vorfahrinnen handelt.«
»Das bedeutet, sie hat Kinder gehabt?«
»Die
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