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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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hatte, war durch das Löschwasser zerstört worden. Volker stand da und hielt die Kuckucksuhr im
     Arm, wie einen Säugling, den er vor einem Inferno gerettet hatte.
    |147| Rolf umarmte ihn wortlos. Alle hatten Tränen in den Augen, und niemand wußte ein Wort zu sagen. Die Feuerwehr hatte ihre Arbeit
     fast getan, nun war die Polizei an der Reihe. Ein Spaziergänger wollte einen Leichenwagen gesehen haben, aus dem etwas in
     das schmucke Anwesen geschleudert worden war, das wie eine Handgranate ausgesehen hatte. Dann hatten die beiden Täter abgewartet,
     bis dichter Qualm aus Fenstern und Ritzen drang, bevor sie mit einer Gasmaske und Pistolen im Anschlag das Haus gestürmt hatten.
     Kurz darauf waren sie zurück am Wagen erschienen und mit quietschenden Reifen davongefahren. Der ältere Zeuge war zu verdattert
     gewesen, um sich das Kennzeichen zu merken.
    Der Ermittlungsführer der Polizei trat auf Rolf und Volker zu und stellte sich kurz vor. »Haben Sie eine Ahnung, wer so etwas
     getan haben könnte? Haben Sie Feinde?« fragte er.
    »Nein, nicht daß ich wüßte.« Rolf, der sich ein wenig gefangen hatte, sah ihn verblüfft an.
    »Die Art, wie dieser Brandherd entstanden ist, schließt jeglichen Zufall aus«, erklärte der Polizist. »Das war ganz bestimmt
     kein Dummerjungenstreich.«
    »Es ist alles meine Schuld, Rolf«, sagte Sarah leise, wobei sie sich die Kapuze ihres Anoraks noch tiefer ins Gesicht zog.
    Der Polizist horchte auf. »Wieso Ihre Schuld? Was meinen Sie damit?« Er betrachtete Sarah mit unverhohlenem Interesse.
    »Nein«, mischte sich Rolf ein, der Sarah mit einem entschlossenen Blick bat, zu schweigen. »Vermutlich waren es radikale Spinner,
     die was gegen Schwule haben. Über unsere Eheschließung stand neulich ein großer Bericht in der Zeit. Erste homosexuelle Pastorenehe
     in Deutschland. Obwohl die Überschrift nicht ganz richtig war, weil wir gerade deshalb nicht zu katholischen Priestern geweiht
     wurden. Es gab nicht nur Gratulanten, sondern auch viele böse Briefe, wie Sie sich vorstellen können.«
    »Ja, es bleibt durchaus zu vermuten, daß der Anschlag aus dieser Richtung kommt. Wir werden der Sache entsprechend nachgehen«, |148| bestätigte der Ermittlungsbeamte, der nun wieder Rolf und Volker genauer ins Visier nahm. »Wissen Sie schon, wo Sie unterkommen
     können?«
    Rolf schaute Volker fragend an. Daß er nun kein Dach mehr über dem Kopf hatte, schien er nur langsam zu begreifen.
    »Ich habe mit Regine von Brest telefoniert«, sagte Volker, während sein Blick auf Sarah fiel, die unter der Aufregung zu zittern
     begonnen hatte. »Ihr gehören über hundert Wohnungen in Köln. Einige davon stehen leer. Sie hat angeboten, uns eine davon zur
     Verfügung zu stellen.«
    »Regine hat mit uns zusammen Theologie studiert«, erklärte Rolf, an Sarah gewandt, »Ihren Vorfahren gehörte einmal halb Böhmen.
     Regine ist ziemlich vermögend. Eigentlich hätte sie es nicht nötig, überhaupt zu arbeiten, aber sie wollte unbedingt die erste
     katholische Priesterin werden. Natürlich haben ihr die Oberen im Vatikan einen Strich durch ihre Rechnung gemacht.«
    »Und was hat sie dann getan?« wollte Sarah wissen.
    »Nachdem sie Leiterin der Marketingabteilung eines großen Konzerns geworden war, hat sie einen Banker geheiratet. Sie ist
     eine ziemlich toughe Person. Vor zehn Jahren ist ihr Mann bei einem Unfall ums Leben gekommen. Danach hat sie ihren Job gekündigt
     und ist zurück in die katholische Frauenarbeit gegangen. Sie hat den Beginenorden Sankt Magdalena gegründet, ein Zusammenschluß
     vermögender christlicher Frauen, die keinem Zölibat unterliegen. Sie können heiraten und Kinder bekommen und dürfen trotzdem
     im Orden verbleiben. Heute kämpft sie mit mehr als einhundert anderen Mitstreiterinnen nicht nur gegen die Armut in der Dritten
     Welt, sondern auch für das Vermächtnis ihrer Vorfahrin Wilhelmina von Böhmen. Diese Frau hat wohl im zwölften Jahrhundert
     prophezeit, sie werde von den Toten auferstehen, wenn die erste römisch-katholische Päpstin im Vatikan sitzt.«
    »Und?« fragte Sarah. »Glaubst du, deiner Freundin wird es gelingen, die Weissagung ihrer Vorfahrin zu erfüllen?«
    |149| Rolf lächelte matt. »So wie ich Regine kenne, könnte es schon möglich sein.«
     
    Der Name schien passend gewählt. Marienburg hieß der Stadtteil von Köln, wo der Beginenorden Sankt Magdalena sich niedergelassen
     hatte. Staunend stand Sarah vor der weißen

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