Die Gegenpäpstin
ineinander verschränkt hielt, während er auf dem Sofa saß.
Ihr Blick wanderte weiter über seine sehnigen Unterarme, die aus den aufgekrempelten, karierten Hemdsärmeln hervorschauten,
und dann zu seinen breiten Schultern, um die sich der etwas zu knapp geratene Baumwollstoff spannte. Vielleicht war es auch
umgekehrt, schoß es ihr durch den Kopf, und der Angreifer hatte Glück gehabt, mit dem Leben davongekommen zu sein.
Regine unterrichtete den Kommissar von der Brandstiftung im Haus von Rolf und Volker und führte aus, daß es da noch weitere
Ungereimtheiten gab, die möglicherweise mit Vorfällen in Israel zu tun hatten.
Padrig hörte bei all dem interessiert zu, ohne jedoch ein weiteres Wort zu sagen.
»Sie sollten einen Bodyguard engagieren«, bemerkte Hellriegel, wobei sein Blick unwillkürlich auf den sympathischen Iren fiel.
»Ich kann fürs erste lediglich ein Fahrzeug mit zwei Polizisten abstellen. Sie werden unten vor der Tür das Haus im Blick
behalten.«
Regine nickte dankbar. Sie hatte schon den dritten Cognac getrunken und beschlossen, die Nacht bei Sarah in der Wohnung zu
bleiben. Um ihre Katzen würde sich ihre Zugehfrau früh am Morgen kümmern.
Der Kommissar verabschiedete sich, indem er Regine seine Karte übergab und sie alle für den nächsten Tag ins Präsidium einbestellte.
Nachdem er gegangen war, erhob sich auch Padrig.
»Falls Sie irgendeine Form der Unterstützung benötigen«, sagte er und zückte seine Visitenkarte, die er Sarah hinstreckte.
Sarah nahm die Karte entgegen.
Padrig Lacroix. Personaltrainer.
Waren das nicht die Typen, die Filmstars durch intensives Training zu einer besseren Figur verhalfen?
Dublin – Cologne – Rome.
Offenbar kam ihr Retter viel herum.
|197| Sie reichte die Karte an Regine weiter, die einen raschen, neugierigen Blick darauf warf und den Iren dann vom Scheitel bis
zur Sohle musterte.
»Sagten Sie nicht, Sie seien auf der Suche nach einem neuen Job?« fragte Regine.
Padrig sah sie überrascht an. »Wie meinen Sie das?«
»Als Personaltrainer müssen Sie ziemlich fit sein. Könnten Sie sich vorstellen, eine Zeitlang als Bodyguard zu arbeiten?«
Seine Miene hellte sich auf. »Warum nicht?« sagte er. »Ich habe so was schon mal gemacht. Ist allerdings eine Weile her.«
»Dann hätten Sie Lust, für mich zu arbeiten? Für zwei, drei Monate, bis die Gefahr vorüber ist?« Regine schien ihre Kraft
und Zuversicht allmählich zurückzugewinnen.« Immerhin haben Sie heute abend eindrucksvoll unter Beweis gestellt, daß man sich
in schwierigen Situationen absolut auf Sie verlassen kann. Also, wenn sie im Moment Zeit haben? An der Bezahlung soll es nicht
scheitern.«
Padrig überlegte nicht lange. »Abgemacht«, sagte er und streckte Regine seine mit Sommersprossen übersäte Hand entgegen.
Regine schlug ein und wies mit einem Schmunzeln auf Sarah. »Da steht Ihr Schützling. Schlagen Sie auch bei ihr ein!«
Nach einem kurzen Moment der Verwirrung hielt Sarah ihrem neuen Leibwächter die Hand entgegen. Der darauffolgende warme Händedruck
ihres neuen Beschützers, gepaart mit seinem intensiven Blick, bereitete ihr unvermittelt heftiges Herzklopfen.
Padrig saß wie betäubt hinter dem Steuer seines BMW. Die Aussichten, so schnell und so unverhofft in die Zentrale der Beginen
von Sankt Magdalena vordringen zu können, grenzte für ihn an ein Wunder. Erzbischof Mendez würde begeistert sein, aber eigentlich
ging ihm eine ganz andere Frage durch den Kopf. Was macht Doktor Sarah Rosenthal bei den Beginen? Eine Jüdin? |198| Mit ihren hüftlangen schwarzen Locken sah sie ein bißchen aus wie diese hübschen Italienerinnen, die in Rom Piazzas und Boutiquen
bevölkerten und mit ihren offen zur Schau gestellten weiblichen Reizen einen keuschen Ordensmann hier und da ins Grübeln bringen
konnten. Ihre Augen hatten ihn fasziniert, nicht nur diese seltene Farbe, auch ihr Ausdruck, die Intensität, die er in ihnen
gespürt hatte.
Padrig McFadden,
schalt er sich selbst. Was ist mit dir los? Schlag dir diese Frau aus dem Kopf. Du wirst Regine von Brest und deren Beginen
ausspionieren und nichts sonst!
Normalerweise konnte er sich auf seine innere Stimme verlassen, die ihn zuverlässig daran erinnerte, sich für ein gottgefälliges
Leben entschieden zu haben, in dem die Liebe – und schon gar die körperliche – zu einer Frau keine Rolle mehr spielen durfte.
Auf dem Weg von der Tiefgarage zu seiner Wohnung dachte
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